Führungskräfte finden ESG-Faktoren wichtig, aber:

Nur wenige Chefs interessieren sich für Nachhaltigkeit

07.11.2023
Von 
Hans Königes war bis Dezember 2023 Ressortleiter Jobs & Karriere und damit zuständig für alle Themen rund um Arbeitsmarkt, Jobs, Berufe, Gehälter, Personalmanagement, Recruiting sowie Social Media im Berufsleben.
Ein Großteil der Führungskräfte sieht sich gut vorbereitet auf ESG-Reportings, jedoch geben nur 17 Prozent an, dass ESG-Kriterien eine große Rolle in der Geschäftsstrategie spielen.
Ein Großteil der Führungskräfte geben in einer Studie an, dass sie überzeugt sind, dank digitaler Lösungen einige ihrer Umweltprobleme lösen zu können.
Ein Großteil der Führungskräfte geben in einer Studie an, dass sie überzeugt sind, dank digitaler Lösungen einige ihrer Umweltprobleme lösen zu können.
Foto: chayanuphol - shutterstock.com

Die Studie "Treibt Nachhaltigkeit Innovation", die in Zusammenarbeit mit TLGG, Exxeta, der SINE Foundation und Peter Borchers (ESCP Business School, pbo.vc) umgesetzt und durch das Markforschungsinstitut Statista durchgeführt wurde, beleuchtet das Engagement deutscher Unternehmen in Bezug auf die ESG-Faktoren, also im Hinblick auf die Umwelt (Environment), soziale Gerechtigkeit (Social) und Unternehmensführung (Governance).

Befragt wurden mehr als 150 Teilnehmer und Teilnehmerinnen aus C-Level-Positionen und Führungskräfte sowie ESG-Verantwortliche aus dem Mittelstand und Konzernen. Anlass der Studie ist die 2024 in Kraft tretende CSRD-Pflicht, wodurch bis 2029 die Zahl der berichtspflichtigen Unternehmen in Deutschland von 500 auf voraussichtlich 15.000 steigen wird. Auf EU-Ebene sind sogar 50.000 Unternehmen von der neuen Gesetzesänderungen betroffen.

Es besteht Handlungsbedarf

Die Studie zeigt, dass 83 Prozent der Führungskräfte das Erfüllen von ESG-Kriterien zwar als strategisch wichtig erachten. Dennoch geben nur 17 Prozent an, dass diese Faktoren bereits eine tragende Rolle in der Geschäftsstrategie spielen.

Diese Ergebnisse unterstreichen das steigende Bewusstsein deutscher Unternehmen für die Bedeutung von Nachhaltigkeit, aber auch den bestehenden Handlungsbedarf. Gleichzeitig gibt der Großteil der Führungskräfte (88 Prozent) an, sich gut auf die sich ändernden ESG-Reportings vorbereitet zu fühlen.

Intensiver Austausch mit Lieferanten

Die Studie hebt hervor, dass die Lieferkette eine zentrale Rolle bei der Erfüllung der ESG-Kriterien spielt. Acht von zehn Befragten geben an, aktiv den Austausch hinsichtlich der Erfüllung der ESG entlang der Wertschöpfungskette mit ihren Lieferanten zu pflegen oder dies zu planen. Derzeit gibt es dort noch blinde Flecken: Fast 25 Prozent der Befragten kennen nicht einmal das Produktionsland ihrer Zulieferer.

Auch die Bedeutung innovativer technologischer Lösungen und digitaler Wertschöpfungsketten wird durch die Studie betont: 87 Prozent der Befragten sehen das Potenzial digitaler Lösungen, um Umweltauswirkungen zu reduzieren, Kosten zu senken und die Produktqualität zu verbessern.

Nachhaltigkeit als Geschäftsmodell

Geschäftsmodelle, die auf Nachhaltigkeit abzielen, wie Closed-Loop-Systeme und Second Use Retail, gewinnen an Bedeutung und erschließen neue Wertschöpfungspotenziale: 69 Prozent der Befragten geben an, Closed-Loop-Systeme, also die Rückgabe von genutzten Komponenten an den Zulieferbetrieb, im eigenen Unternehmen etablieren zu wollen. 56 Prozent haben sich bereits aktiv mit der Dynamik von verifizierten Second-Hand-Märkten auseinandergesetzt.

Die digitale Transformation der Lieferkette rückt ebenfalls stärker in den Fokus: Ganze 46 Prozent der Entscheidungstragenden planen eine digitalisierte Lieferkette. Obwohl bereits 57 Prozent der Nachhaltigkeitsinitiativen in den befragten Unternehmen stark oder sehr stark digitalisiert sind, erweist sich der damit verbundene Datenaustausch als komplex.

Datengetriebenes Denken erforderlich

Nur 16 Prozent der Befragten geben an, dass es keine oder nur geringe Probleme bereitet, Daten von ihren Lieferanten zu erhalten. Diese Herausforderungen sind unter anderem auf fehlende übergreifende Standards und eine segmentierte IT-Landschaft zurückzuführen.

"Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass sich ein Großteil der Unternehmen der Notwendigkeit nachhaltiger zu werden durch die zunehmende Berichtspflicht, bewusst ist", kommentiert Niklas Peulen, Lead Product Manager bei Exxeta AG. Strategisch angegangen, könne sich das Thema für sie schon mittelfristig zu einem Wettbewerbsvorteil entwickeln. Die Basis dafür seien eine kommunikationsfähige IT-Landschaft und datengetriebenes Denken unterstützt vom Einsatz neuster Technologien. Dafür sollte die IT eine aktive Rolle einnehmen - als Enabler und Innovator für Nachhaltigkeit.

Inspiration vom Startup-Markt

Bei der Umsetzung der ESG-Kriterien können Startups Unternehmen unterstützen. So geben 42 Prozent der Befragten an, bereits heute in diesem Bereich mit Startups zusammenzuarbeiten oder Startup-Lösungen zu nutzen. Immerhin rund ein Drittel (34 Prozent) der befragten Unternehmen, die heute noch nicht mit Startups zusammenarbeiten, planen eine zukünftige Kooperation. Dies entspricht rund 20 Prozent aller Befragten.

Die Studie basiert auf einer quantitativen Befragung von mehr als 150 Personen, mehrheitlich aus C-Level-Positionen und Führungskräftekreisen dazu kommen ESG-Verantwortliche aus KMUs und Konzernen, durch den Marktforschungspartner Statista. Die beteiligten Parteien haben zusätzlich mit sorgfältig ausgewählten Führungskräften aus Unternehmen qualitative Interviews durchgeführt, um ein noch differenzierteres Bild zu zeichnen.

Darüber hinaus wurde eine Übersicht zu Startups aus dem ESG-Bereich erstellt, um Ableitungen über die neuesten Entwicklungen und Innovationen tätigen zu können. Die kompletten Studienergebnisse stehen hier zum Abruf bereit: http://pathfinder-study.com/

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