Gerade einmal etwas mehr als ein Jahr ist es her, da entschied Microsoft sich, seine neue Windows 10 Multi-Session-Version exklusiv für Azure herauszubringen. In Kombination mit der Remote-Desktop-Modern-Infrastruktur wurde daraus Windows Virtual Desktop, der seit Anfang Oktober 2019 verfügbar ist. Dieser war dann auch eines der zentralen Themen der Ignite 2019.
Seit Wochen ausgebucht, fanden über 25.000 Teilnehmer ihren Weg in das sonnige Orlando. Neben zahlreichen Sessions wurde das Thema aber auch von den Teilnehmern getragen. Viele von ihnen berichteten bereits von ihren ersten Piloten. Alle Vorträge zum Thema Windows Virtual Desktop finden sich im Session Catalog der Ignite, der online frei verfügbar ist.
Während Citrix und VMware noch dabei sind, ihren Mehrwert darzustellen - die passende Version von VMware Horizon wird erst im Q1 2020 erwartet - legt Microsoft bereits mit einem Schwung von Feature-Ankündigungen nach.
Neue WVD-Locations
Schon bei der Vorstellung der Windows Virtual Desktop wich Microsoft von dem Plan ab, diese erst in einem halben Jahr international verfügbar zu machen und startete sofort weltweit. Die Anzahl der verfügbaren Azure-Locations steigt seit dem Launch ständig. Eine aktuelle Übersicht ist hier erhältlich.
Linux-Unterstützung
Desktops aus der Cloud haben den Charme, dass das eigentliche Endgerät möglichst minimal ausfallen kann. Und so passt es dann auch, dass IGEL Technology gemeinsam mit Microsoft die baldige Verfügbarkeit des IGEL Edge OS mit Unterstützung von Windows Virtual Desktop angekündigt hat. So werden bis Ende des Jahres entsprechende Thin Clients angeboten werden.
Alternativ wird die Möglichkeit bestehen, einen PC mit dem minimalen IGEL Edge OS zu nutzen, um auf den Desktop in der Azure Cloud zugreifen zu können. Gleichzeitig wurde mit ThinPrint vereinbart, dass die an Windows Virtual Desktop angepasste Cloud-Printing-Lösung ezeep unterstützt wird. Damit können Unternehmen sowohl die Desktop- als auch Druckerinfrastruktur in die Azure Cloud verlagern und vor Ort auf vollständig wartungsfreie Hardware setzen.
Unterstützung für Azure Stack Hub
Wer sich gefragt hat, wie Microsoft mit Kunden umgeht, für die Cloud keine Option ist, erhält hier die Antwort: Azure Stack Hub, quasi eine für 100.000 bis 200.000 Euro erwerbbare Azure Location für das eigene Rechenzentrum. Dabei wird ein Subset der Azure Cloud Services unterstützt und eine Kompatibilität der API, wenn auch nicht auf der neuesten Version, sichergestellt. Somit können für Azure entwickelte Anwendungen auch On Premises auf dem Azure Stack Hub laufen.
Durchaus etwas überraschend wurde auf der Ignite angekündigt, dass auch Windows Virtual Desktop bald zu den vom Azure Stack Hub unterstützten Diensten gehören wird. Dabei würden die Desktops On Premises laufen, das Control Panel allerdings weiterhin in der Azure Cloud. Für große und mittelständische Unternehmen, die ihre Daten lieber im eigenen Rechenzentrum verwalten möchten, aber auf moderne Cloud-Dienste nicht verzichten wollen, sicherlich eine spannende Option.
App Attach
Schon vor der Ignite wurde bekannt, dass auf Basis der akquirierten FSLogix-Technologie eine Lösung entwickelt wurde. Diese erlaubt es, Anwendungen getrennt von dem Golden Image auf einem Fileshare so zu lagern, so dass diese erst beim Starten eines Windows Virtual Desktop eingebunden werden. Dies führt zu einer drastisch vereinfachten Administration. So können nun Anwenderprofildaten, Anwendungen und mittels der Third-Party-Lösung ezeep auch Druckertreiber vom Golden Image ferngehalten werden. Bleiben eigentlich nur noch die Dateien, aber auch hier gibt es gute Nachrichten.
Azure Files
Azure File unterstützt den localen Domain Controller. Denn lokale Dateistrukturen können dank der neuen Unterstützung lokaler Domain Controller durch Azure Files, jetzt auch über Azure Files eingebunden werden.
WVD-Management-Portal
Wer bislang Windows Virtual Desktop erstellen und administrieren wollte, durfte keine Berührungsängste mit Powershell haben. Denn bislang war das nur über Powershell möglich. Auch wenn dies recht schnell und einfach war, so schreckten doch viele vor der klassischen Kommandozeile zurück. Microsoft hat dies erkannt und stellte auf der Ignite das neue Admin-Portal in Rahmen einer Microsoft Mechanics live-Session vor.
- Windows 10 - Powershell
Die PowerShell starten Sie über das erweiterte Startmenü, das Sie etwa mithilfe der Tastenkombination Windows+X erreichen. - Windows 10 - Powershell
Mit dem angezeigten Befehl rufen Sie im aktuellen Verzeichnis rekursiv alle Objekte ab, die größer als 200 MByte sind. Das geschieht erst noch ohne grafische Ausgabe. - Windows 10 - Powershell
Die Präsentation der Ergebnisse fällt wie in einer textbasierten Konsole üblich eher spartanisch aus. Zudem ist bei den letzten drei Files die exakte Größenangabe abgeschnitten. - Windows 10 - Powershell
Mit diesem Befehl erfolgt die Ausgabe in grafischer Tabellenform. Zuständig dafür ist die Angabe „Out-Gridview“ nach der letzten Pipe. - Windows 10 - Powershell
Per Default ist die Tabelle nach den Dateinamen innerhalb des jeweiligen Ordners sortiert. Auffällig ist, dass die zuvor abgeschnittene Größenangabe von drei Dateien hier vollständig erscheint. - Windows 10 - Powershell
Um nach anderen Kriterien zu sortieren, klicken Sie einfach auf den jeweiligen Spaltenkopf. Im Beispiel wird nach absteigender Größe sortiert. - Windows 10 - Powershell
Sie können die angezeigten Ergebnisse weiter begrenzen. Dazu dient das etwas unscheinbare Filter-Feld. Finden lassen sich auf diese Weise ausschließlich Strings.
Teams-Unterstützung
Wenn es ein zweites Thema auf der Ignite gab, das ähnlich breit diskutiert wurde, wie Windows Virtual Desktop, dann sicherlich Teams. Die Verwendung eines virtualisierten Desktops sollte auf keinen Fall die Nutzung von Teams einschränken. Und so präsentierte Scott Manchester, Group Program Manager, Windows Virtual Desktop and Remote Desktop Services bei Microsoft, in der Microsoft Mechanics Session dann auch die passende Teams-Unterstützung.
Lesetipp: Microsoft Teams - Deep Dive Einblick
Hierbei griff das Unternehmen allerdings etwas in die Trickkiste: Da die Latenz und die Ressourcennutzung für die beliebten Teams-Videochats mehr als suboptimal sind, wenn diese innerhalb des virtuellen Desktops ausgeführt werden, lenken zukünftige Versionen der WVD-Clients die Kommunikation direkt auf den Client des Gesprächspartners um. Anstelle der Kommunikation über die Cloud tritt hier also eine direkte Real-Time-Kommunikation zwischen den beiden Endgeräten. So war während der Präsentation dann auch tatsächlich keinerlei Verzögerung sichtbar.
Fazit
Es gibt keinen Zweifel: Microsoft drängt mit Druck in den Desktop-as-a-Service-Markt. Neben Citrix und VMware, die versuchen, mit ihren Angeboten ein Komplettpaket zu schnüren, das alle Aspekte aus einer Hand abdeckt, gibt es unter anderem mit Cloud Jumper, Control Up, Lakeside, Liquidware und ThinPrint noch einige weitere Partner, die sich auf wichtige Teilbereiche fokussiert haben. Für Unternehmen stellt sich die Frage, ob sie lieber alles aus einer Hand beziehen wollen, oder durch Auswahl der spezifischen Add-on-Lösung nicht nur best of breed erreichen, sondern vor allem Raum lassen für weitere zu erwartende Innovationen von Microsoft.