IT-Equipment, insbesondere Server, sollten alle drei bis fünf Jahre aktualisiert werden - so die gängige Meinung. Denn dann läuft in der Regel die Servicegarantie aus. Einige Unternehmen nutzen ihre Hardware jedoch länger. Dafür sprechen verschiedene Gründe: fehlende finanzielle Mittel, ein volatiles wirtschaftliches Umfeld, die Diskussionen On-Premises versus Cloud und so weiter.
Und häufig rechtfertigte die Hardware selbst kein Upgrade, weil neue Prozessorgenerationen kaum schneller als die alten waren. Das Ergebnis waren längere Lebenszyklen für Serverhardware. Eine IDC-Umfrage aus dem Jahr 2020 ergab, dass rund Prozent der Befragten ihre Server sechs Jahre lang behalten und 12,4 Prozent sieben Jahre oder länger.
Titan-Ersatz Crusher
Zur letztgenannten Gruppe gehört die Oak Ridge Leadership Computing Facility (OLCF), Teil der Oak Ridge National Labs (ORNL). Im Jahr 2019 stellte sie den Supercomputer Titan außer Dienst, der 2012 in Betrieb genommen worden war, aber mittlerweile wegen seiner veralteten CPUs nicht mehr zu gebrauchen ist. Er wurde durch Crusher ersetzt, der nur ein Hundertstel des Platzes von Titan einnimmt - und dies bei höherer Performance und besseremStromverbrauch.
Crusher ist eine Mini Me-Version von Frontier, einem Exascale-Supercomputer, der noch in diesem oder im nächsten Jahr in Betrieb genommen werden soll. Beide Computer basieren auf der gleichen Hardware, aber Crusher ist viel kleiner und dient als Testumgebung für Anwendungen, die später auf Frontier laufen werden.
HPE Cray EX Blades
Bei der Hardware handelt es sich um HPE Cray EX Blades mit einer 64-Core AMD EPYC "Trento" CPU und vier AMD MI250X GPUs. Trento ist ein Derivat der Milan-Generation von Epyc-Prozessoren. Der MI250X gehört zu AMDs neuer Familie von Unternehmens-GPUs, mit denen der Hersteller mit den Angeboten von Nvidia konkurriert. Zumindest auf dem Papier liefert die Hardware äußerst beeindruckende Zahlen.
Laut ORNL verfügt Crusher über 192 HPE Cray EX-Blades in 1,5-Rack-Schränken, die gerade einmal 44 Quadratmeter einnehmen. Titan hingegen benötigte 200 Schränke, die 4.352 Quadratmeter beanspruchten. Damit erreichte Titan eine Spitzenleistung von 27 Petaflops. Für Crusher liegen zwar noch keine Benchmarks vor, aber es ist bekannt, dass der MI250X eine Spitzenleistung von 47,9 Teraflops im Double Precision Floating Point erreicht. Multipliziert man diesen Wert mit 768 (vier pro Blade mal 192 Blades), kommt man auf 36,8 Petaflops und liegt damit weit über der Spitzenleistung des Titans. Und dabei sind noch nicht einmal die CPUs berücksichtigt.
Crusher validiert derzeit wichtige wissenschaftliche Projekte, die später auf Frontier laufen werden. Da beide Systeme über die gleiche Hardware verfügen, sollten Projekte, die auf Crusher validiert wurden, auch auf Frontier problemlos laufen.