Top-500-Liste der Supercomputer

Neuer Spitzenreiter rechnet mit ARM-Prozessoren

02.07.2020
Von 
Martin Bayer ist Chefredakteur von COMPUTERWOCHE, CIO und CSO. Spezialgebiet Business-Software: Business Intelligence, Big Data, CRM, ECM und ERP.
Premiere in der 55. Ausgabe der Top-500-Liste der weltweit schnellsten Supercomputer: Erstmals steht mit Fugaku ein System an der Spitze, das mit ARM-Prozessoren rechnet.
Der weltweit schnellste Supercomputer steht im japanischen Kobe. In der 55. Ausgabe der Top-500-Liste der leistungsstärksten Rechner liegt erstmals ein System in Front, das mit Prozessoren auf Basis des britischen Chipdesigners ARM rechnet.
Der weltweit schnellste Supercomputer steht im japanischen Kobe. In der 55. Ausgabe der Top-500-Liste der leistungsstärksten Rechner liegt erstmals ein System in Front, das mit Prozessoren auf Basis des britischen Chipdesigners ARM rechnet.
Foto: Riken

Allein in den Top Ten der schnellsten Superrechner der Welt verzeichnet die aktuelle Liste von Ende Juni vier Neuzugänge. Die Pole Position eroberte der japanische Newcomer "Fugaku" des Forschungsinstituts Rikagaku Kenkyujo (Riken) in Kobe. Damit steht erstmals in der Geschichte der Top-500-Listen, die zweimal jährlich herausgegeben werden, ein Supercomputer ganz oben, der mit Prozessoren auf ARM-Basis rechnet.

Fugaku: Das steckt im neuen Supercomputer

Fugaku arbeitet mit "A64FX"-SoCs (System on a Chip), die Fujitsu auf Grundlage der Entwicklungen des britischen Chipdesigners gebaut hat. Insgesamt stecken 152.000 dieser Chips in dem System, jeder ausgestattet mit 48 Rechenkernen. So kommt Fugaku mit insgesamt fast 7,3 Millionen Cores auf eine Rechenleistung von 415,5 Petaflops, das entspricht Billiarden Rechenoperationen pro Sekunde. Auffallend: Der japanische Supercomputer kommt ohne Beschleunigerkarten der Grafikspezialisten AMD und Nvidia aus, die in vielen anderen Systemen den CPUs unter die Arme greifen.

Fugaku ist fast dreimal so leistungsstark wie die vormalige Nummer Eins. Der Summit von IBM, der am Oak Ridge National Laboratory (ORNL) in Tennessee seinen Dienst tut, rechnet mit Power-9-CPUs, die von Nvidias V100 GPUs (Graphic Processing Units) unterstützt werden, und kommt auf eine Leistung von knapp 149 Petaflops. Auch das drittplatzierte Sierra-System am Lawrence Livermore National Laboratory (LLNL) in Kalifornien arbeitet mit IBM- und Nvidia-Chips.

Supercomputer: Warten auf die Exascale-Systeme

Auf den weiteren Plätzen folgen zwei chinesische Supercomputer. Eigentlich hatten Experten damit gerechnet, dass China schneller Fortschritte in Richtung Exascale-Rechner macht (1.000 Petaflops und mehr), aber aus dem Reich der Mitte sind derzeit keine neuen Entwicklungen bekannt.

Den schnellsten europäischen Rechner betreibt der italienische Energiekonzern Eni mit dem HPC5. Deutschland platziert sich mit dem SuperMUC-NG am Leibniz-Rechenzentrum und einer Leistung von 19,5 Peta­flops auf Rang 13. Eigentlich sollte "Hawk" am Höchstleistungs-Rechenzentrum in Stuttgart (HLRS) mit fast 26 Petaflops der schnellste Superrechner in Deutschland sein. Doch das System, das seit Februar dieses Jahres läuft, wurde offenbar nicht für das aktuelle Ranking gemeldet.