"Junge Start-Ups wollen gar keine eigene IT-Infrastruktur aufbauen"
CW: Was bedeutet das für einen Software-Anbieter wie Sage, der umfangreiche kaufmännische Lösungen für kleine und mittelständische Firmen anbietet?
Dewald: Wir müssen unseren Kunden Software zur Verfügung stellen, mit denen sie den neuen Anforderungen einer sich ändernden Arbeitswelt gerecht werden können. Auf der einen Seite geht es darum, unsere Lösungen an die geänderten Bedienparadigmen und User-Gewohnheiten anzupassen. Das heißt, sie dahingehend zu öffnen, dass beliebige mobile Endgeräte auf die Unternehmensdaten zugreifen können. Wir entwickeln auch zunehmend Apps für für Smartphones und Tablets, die diesen Zugriff vereinfachen.
Auf der anderen Seite geht es um das große Thema Cloud Computing. Wir verzeichnen eine immer stärkere Nachfrage nach SaaS-Lösungen, also Software, die im Rechenzentrum eines Anbieters installiert ist und auf die man jederzeit und von jedem Ort der Welt zugreifen kann. Diese Art der Software-Nutzung verbindet das neue Paradigma der jederzeitigen ortsunabhängigen Zugänglichkeit mit einer ganzen Reihe von betriebswirtschaftlichen Vorteilen: Dazu zählt ein geringerer Installations- und Wartungsaufwand ebenso wie die Abrechnung nach tatsächlicher Nutzung oder die Umwandlung von Kapital- in Betriebskosten.
CW: Aber gerade bei der ERP-Lösung als Kernanwendung eines Unternehmens sehen die meisten Marktbeobachter starke Widerstände, dieses wichtigste System aus dem Haus zu geben.
Dewald: Das ist oft so - ist aber auch ein bisschen eine Generationsfrage. Natürlich will der IT- oder RZ-Leiter alten Schlages gern die Hand auf den Server legen, auf dem sein ERP-System läuft. Das vermittelt ein Gefühl von Sicherheit, das in vielen Fällen auch richtig sein mag. Tatsächlich aber ist die Sicherheit von zertifizierten und professionell betriebenen Rechenzentren oft sehr viel höher, als ein kleiner Betrieb sie je realisieren könnte.
Und wenn man auf junge Start-Ups schaut, gibt es dort in der Regel kaum mehr die Bereitschaft, überhaupt eine eigene IT-Infrastruktur anzuschaffen und zu betreiben. Gerade junge Unternehmer, die mit Notebooks, Tablets und Smartphones eng vertraut sind, bevorzugen in der Regel Lösungen aus der Cloud - gerade wegen ihres veränderten Verständnisses von Arbeit und Freizeit und dem ortsunabhängigen 24/7-Zugriff auf alle Unternehmensdaten.
CW: Wie reagiert Sage auf diese unterschiedlichen Erwartungen und Anforderungen?
Dewald: Wir bauen seit einiger Zeit unser Angebot an SaaS-Lösungen kontinuierlich aus, ohne dabei die On-Premise-Systeme zu vernachlässigen. Gleichzeitig entwickeln wir vermehrt Apps, zum Beispiel für Lohn- und Gehaltsabrechnung, die einfach zu installieren und zu nutzen sind. Insgesamt verbessern wir kontinuierlich unser gesamtes Applikations-Portfolio im Hinblick auf Mobilität, und die Einbindung von Kollaborationstools und Social Media.
Sage ist mit sechs Millionen Kunden weltweit einer der größten Anbieter von betriebswirtschaftlichen Software-Lösungen. Damit haben wir nicht nur eine große Kundenbasis, sondern in vielen Jahren das Vertrauen unserer Anwender gewonnen. Als etablierter On-Premise-Anbieter spüren wir deshalb kaum etwas von der Skepsis, die reinen SaaS-Anbietern teilweise entgegenschlägt. Insofern bieten wir heute eine Palette von Lösungen, die sowohl die Bedürfnisse von großen Mittelständlern mit 500 Mitarbeitern als auch die eines Startups mit zwei Mitarbeitern erfüllen - und die auch zukünftig den Anforderungen einer sich wandelnden Arbeitswelt gerecht werden.