Glaubt man den Angaben von HP, so hat er Konzern mit rund 40 SDN-Komponenten das derzeit größte Portfolio In Sachen Software Defined Networking. Damit sieht sich HP gut gerüstet, um auf Nachfragen von Anwendern zu reagieren, wenn diese beim Umzug in die Cloud feststellen, dass sich ihre bisherige Netzarchitektur als Flaschenhals entpuppt. Mit der SDN-basierten Fabric, so HP, seien die User deutlich flexibler, denn die Geräte müssten nicht mehr aufwändig konfiguriert werden.
Mit dem HP FlexFabric 12900 bringt das Unternehmen eigenen Angaben zufolge den erste OpenFlow-kompatiblen Core-Switch auf dem Markt. Allerdings ist er erst ab Oktober verfügbar. Das Gerät unterstützt TRILL und SPB. Auf diese Weise könne er bis zu drei Mal mehr Daten pro 40-Gigabit-Ethernet-Port (GbE) transportieren. Und für den HP FlexFabric 11908 verspricht HP eine Leistungssteigerung virtualisierter Anwendungen von bis zu 50 Prozent. Das Gerät zählt zu den ersten OpenFlow-fähigen Aggregations-Switches. Der Switch verfügt über ein 10/40 GbE-Connectivity für Blade-Server. Das Bereitstellen von Netz-Services wie Routing, Firewall sowie Switching und andere Security-Dienste soll künftig die Router-Serie HP HSR 6800 übernehmen.
Gleichzeitig hat HP zwei Software-basierte Lösungen angekündigt. So sollen sich mit dem HP FlexFabric Virtual Switch 5900v virtuelle und physische Fabric vereinheitlichen lassen. Im Kombination mit dem Switch HP FlexFabric 5900 seien so Netzfunktionen wie Policies und Quality of Service in VMware-Umgebungen realisierbar. Dabei trenne die integrierte Virtual-Ethernet-Port-Aggregator-Technologie (VEPA) die Server- und Netzwerkadministration voneinander. Die Virtualisierung von Netzfunktionen (Network Function Virtualization, NFV) auf Carrier-Niveau - von diesen wird auch in der Regel NFV nachgefragt - ermöglicht der HP Virtualized Services Router (VSR). Auf diese Weise lassen sich laut HP Netz-Services auf einer virtuellen Maschine erbringen.
- Die SDN-Strategien führender Hersteller
Software Defined Networking (SDN) ist als heißes Thema für 2013 gesetzt. Nachdem wir in der vorigen COMPUTERWOCHE die Grundlagen beleuchtet haben, nehmen wir nun die Strategien führender Hersteller unter die Lupe. - Arista Networks
Die amerikanische Firma, die Ex-Sun-Chef Andreas von Bechtolsheim mitbegründet hat, setzt auf eine eigene SDN-Lösung auf Basis der Systemsoftware "EOS" und der Hochleistungs-Switches der Reihen "7050" und "7150". Die Switches arbeiten mit SDN-Controllern der Arista-Partnerfirmen VMware, Nebula und Big Switch zusammen. Die SDN-Strategie von Arista zielt derzeit vornehmlich auf Cloud-Computing-Umgebungen ab. - Big Switch Networks
Die amerikanische Firma hat eine eigene Version eines OpenFlow-Controllers entwickelt, der auf FloodLight basiert. Das Unternehmen arbeitet mittlerweile mit Netzwerkfirmen wie A10 Networks, Arista, Extreme Networks, Broadcom und Citrix zusammen. Im November stellte Big Switch drei SDN-Produkte vor: den "Big Network Controller" (BNC), "Big Tap", eine Network-Monitoring-Lösung, und den "Big Virtual Switch" (BVS). Big Tap und der BVS sind Beispiele für Anwendungen, die in einer SDN-Infrastruktur eingesetzt werden können. - Brocade
Das Unternehmen unterstützt bereits seit 2010 Software Defined Networking. Einen Schwerpunkt bilden die "NetIron"-Switches für den WAN- und Service-Provider-Markt. Im November 2012 übernahm Brocade zudem die Firma Vyatta. Sie hat einen Virtual Router entwickelt, der vorzugsweise zur Kopplung von virtualisierten oder physischen Netzdomänen eingesetzt wird, speziell in Cloud-Computing-Umgebungen. - Citrix
In diesem Jahr soll die nächste Generation des Application Delivery Controller (ADC) der Reihe "Netscaler SDX" verfügbar sein. Sie wird nach Angaben des Herstellers für SDN optimiert sein. Im Unterschied zu vielen anderen SDN-Spezialisten, die sich auf Layer 2 und 3 konzentrieren, favorisiert Citrix eine SDN-Lösung, mit der sich Layer 4 bis 7 steuern lassen. Als Partner hat Citrix Unternehmen wie Palo Alto, RSA, Trend Micro und Aruba Networks gewonnen. - Dell / Force10
Durch den Kauf von Force10 hat sich Dell einen Hersteller von Hochleistungs-Switches ins Haus geholt. Für Arpit Joshipura, ehemals bei Force10 und nun Chef von Dells Netzsparte, wird SDN allerdings erst in etwa drei bis fünf Jahren eine Rolle im Netzbereich spielen. Aber natürlich hat auch Dell eine SDN-Strategie: die "Virtual Network Architecture" (VNA) ist ein Framework, mit dem sich Netzdienste in Rechenzentren, dem Firmengelände und in Außenstellen virtualisieren, automatisieren und verwalten lassen. - Enterasys
Die Company setzt auf das hauseigene "OneFabric Control Center", das nicht auf neuen Protokollen wie OpenFlow basiert, sondern auf bereits etablierten Ansätzen wie VLANs und VRF/MPLS. Allerdings hält sich der Hersteller die Türe zu OpenFlow und vergleichbaren Spezifikationen offen. - Extreme Networks
Das Kernstück der SDN-Strategie des Switch-Herstellers ist das System "Diamond X8" mit der Systemsoftware XOS. Ähnlich wie Arista kooperiert Extreme mit Big Switch. Der Diamond X8 unterstützt Big Switch Network Tap und den Big Virtual Network Switch. Zudem arbeiten die Switches von Extreme Networks mit den SDN-Controllern von NEC zusammen. - IBM
Das Unternehmen will ebenso wie HP eine umfassende SDN-Produktlinie auf den Markt bringen. Ein erster Schritt ist der "Programmable Network Controller" auf Basis von OpenFlow, der für bis zu 300.000 Flows ausgelegt ist. Hinzu kommen Rack-Switches wie der "G8264". Was allerdings noch fehlt, ist ein Core-Switch mit OpenFlow-Unterstützung. Offen ist, ob IBM selbst ein solches System entwickelt oder als OEM-Produkt von einem andere Hersteller bezieht. - Juniper Networks
Im Juni 2012 veröffentlichte das Unternehmen seine SDN-Strategie. Die Schwerpunkte des Anbieters liegen auf Systemen für das Rechenzentrum und "Northbound"-APIs (Anwendungsschnittstellen). Das Software Development Kit (SDK) für Junipers Systemsoftware JunOS enthält zudem einen OpenFlow-Client. Im Lauf des Jahres will Juniper mit den Switches der "EX"-Reihe und den Routern der "MX"-Serie OpenFlow 1.3 unterstützen. - NEC
Das Unternehmen hat unter der Bezeichnung "NEC ProgrammableFlow" ebenso wie HP mehrere SDN-Produkte im Programm, etwa einen SDN-Controller sowie die Switches "PF 5240" und "5820", die für OpenFlow ausgelegt sind. Dazu kommt eine Management-Konsole. Geplant sind Applikatio-nen, mit denen sich Netzwerke auf Basis von SDN verwalten lassen. - VMware
Der Spezialist für Virtualisierung hat sich durch den Kauf von Nicira im Juli 2012 verstärkt. VMware selbst sieht sich als Protagonist des "Software Defined Data Center". Daher ist zu erwarten, dass der Hersteller Niciras SDN-Technologie nutzt, um in vCenter ein Management-Framework für virtualisierte und physische Netzsysteme zu integrieren.
Um in dem komplexen Geflecht aus physischen und virtuellen Netz-Devices nicht den Überblick zu verlieren, hat HP noch zwei Administrations-Tools vorgestellt, den Virtual Application Network Resource Automation Manager sowie den IMC SDN Manager. Der Virtual Application Network Resource Automation Manager bietet Vorlagen für Netzdienste und soll so die Konfiguration vereinfachen. Der IMC SDN Manager ist dagegen eine Software für Konfiguration, Beobachtung und Policy-Verwaltung und kann Netze im Campus, in Zweigstellen und Rechenzentren umfassen.
Der FlexFabric Virtual Switch 5900v, die HP-Virtualized-Service-Router-Serie und die HP FlexFabric 12900 Switches sowie die Administrations-Tools sind laut HP in der zweiten Jahreshälfte beziehungsweise im Spätherbst verfügbar. Bereits erhältlich ist die HP-FlexFabric-5900-Switch-Serie. Ihre Preise beginnen bei 14.990 Dollar. Ebenfalls lieferbar sind die HSR-Router, deren Einstiegspreis bei 46.000 Dollar liegt. Voraussichtlich im Juni sollen die FlexFabric 12900 Switches auf den Markt kommen. HP beziffert den Anfangspreis mit 83.000 Dollar.