Wer noch schnell eine Visitenkarte für das nächste Gespräch beim Kunden brauchte, hatte es einfach. Adresse eingetippt, Geld eingeworfen - und schon spuckte der Automat einen Satz von 50 Visitenkarten aus. So ein Gerät stand früher am Hamburger Hauptbahnhof nahe der Fahrkartenausgabe - mittlerweile ist es längst abgebaut.
Aber das Konzept mag Aike Baumann zu ihrer Geschäftsidee angeregt haben: Sie gibt Managern und Unternehmern, die in China verkaufen wollen, eine Visitenkarte für ihr Produkt. Elektronisch, versteht sich. Die Hamburgerin gründete im vergangenen Jahr den Internet-Dienst Jiayoo.
Viele Wege führen zum Geld
Das Versprechen ist beinahe so einfach wie das der Automaten an den Bahnhöfen: "Das Unternehmen stellt Text und Produktfotos. Wir übersetzen das ins Chinesiche. Dann präsentieren wir das Angebot in unserer chinesischen Web-Plattform", erzählt die Gründerin. So würden deutsche Angebote von Käufern in China gefunden. "Und wer in Shanghai mit seinem Kunden spricht, zeigt sein Angebot auf dem Bildschirm des Tablet-PC, ohne Sprachbarriere." Die ersten Kunden waren begeistert.
Für ihren Start schuf sich die 35-Jährige die passende Finanzierung. Weil Jiayoo beim Aufbau zwar Kosten verursachte, aber noch keine Gewinne abwarf, musste sie vorbauen. "Eigene Ersparnisse. Geld von Familie und Freunden. Gründermittel von der Bank", zählt die Unternehmerin auf, wie sie den nötigen Treibstoff für ihre Gründung beschaffte. So wie Aike Baumann geht es vielen. "Am Anfang der Gründung steht eine zündende Idee - und die braucht dann ihre Finanzierung", beschreibt Stephan Stubner, Professor für Strategie und Familienunternehmen der HHL Leipzig Graduate School of Management, die Agenda.
So kommen Gründer an Geld
Beispiele für Finanzierungsquellen jenseits des Bankkredits:
Friends & Family: Gründer beschaffen sich das Kapital aus ihrem persönlichen Netzwerk. Finanzierungsvolumen sind sehr unterschiedlich, meist vier- bis fünfstellige Euro-Beträge.
Business Angels: Mit Gründungen erfahrene Privatpersonen, die eigenes Geld in Form von Beteiligungen investieren. 10.000 bis 50.000 Euro.
Venture-Capital-Geber: Professionelle Investoren, die Mittel investieren, die zuvor von privaten Anlegern eingesammelt wurden. 150.000 bis 2.000.000 Euro.
Crowdfunding: Finanzierungsplattformen wie Seedmatch oder United Equity sprechen Kapitalgeber im Internet an. 50 bis 1000 Euro.
Gründerfonds: Die Finanzierer reichen Kapital aus Fonds weiter, die vornehmlich aus Steuermitteln (Bund, Land, EU) gespeist werden, etwa High-Tech Gründerfonds (Bonn) oder Technologiegründerfonds Sachsen (Leipzig). 250.000 bis 500.000 Euro.
Quelle: HHL, COMPUTERWOCHE-Recherchen
Kapital suchende Unternehmen können heute eine Vielzahl von Wegen beschreiten, um an Mittel für den Start zu gelangen. Auch ungewöhnliche Quellen bringen den gewünschten Zugang zur Finanzierung, wie kürzlich zwei Unternehmer aus dem Rheinland zeigten. Die Firma Doms brauchte einen neuen Bagger, Kostenpunkt: ein fünfstelliger Euro-Betrag. Geschäftsführer Christian Kremer und Tobias Backhaus gingen aber nicht zur Bank, sondern bedienten sich eines noch jungen Finanzierungskanals - des sogenannten Crowdfundings. "Crowd" ist Englisch und heißt übersetzt "Masse", und genau darum geht es: Per Internet werden Geldgeber direkt angesprochen, Privatleute ebenso wie Firmen. Bei Doms klappte das gut. 52 Investoren konnten gewonnen werden, in der Summe kamen 34.400 Euro zusammen. "Die Finanzierung stand innerhalb von wenigen Tagen", freut sich Adrian Porger, Geschäftsführer der Crowdfunding-Plattform united-equity.de.
Crowdfunding statt Bankkredit
Auch bei den IT-Gründern ist die frohe Botschaft schon angekommen. Der Berliner Unternehmer Oliver Lünstedt und seine beiden Kompagnons etwa holten sich das Gründungskapital ebenfalls von der Masse: 250.000 Euro sammelte das Trio ein, um den Carsharing-Anbieter Carzapp.net an den Start zu bringen. Ihr Konzept: Über die von Lünstedt betriebene Internet-Plattform können Privatleute ihren Pkw an Dritte vermieten, damit er nicht so viel ungenutzt in der Garage herumsteht. Das Trommeln für die Geldanlage bei Carzapp übernahm die auf Crowdfunding spezialisierte Plattform Seedmatch.de.