Noch sind Oracles "Fusion Applications" eher ein Mythos statt Realität. Auf der Konferenz "OpenWorld" gab der Konzern nun bekannt, wie die bereits vor einigen Jahren angekündigten Applikationen aussehen sollen.
Demnach sollen die neuen Anwendungen die besten Funktionen bestehender Oracle-Anwendungen enthalten, die der Hersteller in einer modernen Anwendungs-Suite zusammenfassen will. Ferner sollen diese Programme über integrierte Business-Intelligence-Funktionen sowie über ansprechende Benutzeroberflächen verfügen.
Die Fusion Applications sind Teil eines groß angelegten Entwicklungsprojekts, das Oracle nach der Übernahme der Business-Softwareanbieter J.D. Edwards, Peoplesoft und Siebel angestoßen hat. Ursprünglich wollte der Softwarekonzern die besagte Suite schon 2008 auf den Markt bringen.
Migrationspfad für ERP-Kunden
Die bestehenden Lösungen von Peoplesoft, Siebel und J.D. Edwards sowie Oracles eigene "E-Business Suite" (siehe auch "E-Business Suite erhält GoB-Zertifikat") sind mit unterschiedlichen Programmierwerkzeugen entwickelt worden und setzen auf verschiedenen Ablaufumgebungen auf. Die neuen Applikationen sollen eine Service-orientierte Architektur bieten, auf der einheitlichen "Fusion Middleware" aufsetzen und nur Java als Programmierumgebung verwenden.
Mit den Fusion Applications will Oracle neue Kunden ansprechen aber auch Anwendern der Softwareprodukte von Peoplesoft, Siebel, J.D. Edwards und Oracle einen Migrationspfad bieten - falls diese bereit sind, sich von ihren bestehenden Applikationen zu verabschieden. Bestandskunden hat Oracle versprochen, niemanden zu einem Upgrade auf Fusion Application zu zwingen: Das vor einigen Jahren eingeführte Programm "Applications Unlimited" soll Kunden, die um die Zukunft ihrer Programme fürchten, gnädig stimmen. Damit verspricht der Hersteller, alle Anwendungen weiterzuentwickeln und mit Support zu unterstützen.
Die Fusion-Suite kommt ohne Fertigungssteuerung
Die für 2010 angekündigte Fusion Application Suite wird laut Oracle Module für die Finanzbuchhaltung, Personalverwaltung, Vertrieb und Marketing, Supply Chain Management, Projekt-Management und Einkauf enthalten. Ferner soll es Funktionen geben, die Firmen dabei helfen, gesetzlichen Auflagen nachzukommen und Unternehmensrisiken zu verwalten (Goverance, Risk and Compliance, kurz GRC). Eine Fertigungsfunktion folgt nach Firmenangaben später. Diese wäre aber wichtig, da viele Nutzer von Oracle-ERP-Systemen aus der Industrie kommen.
Kommunikationsfähiges User-Interface
Unternehmen will Oracle in die Lage versetzen, diese Funktionsbausteine je nach Bedarf zu kombinieren. Das laut Oracle-CEO Larry Ellison in enger Abstimmung mit Kunden entwickelte User-Interface soll es dem Nutzer unter anderem gestatten, mit anderen Fusion-Anwendern zu kommunizieren. In einer Demonstration wurde gezeigt, wie ein Anwender eine Warnung über eine verzögerte Lieferung erhält. Über ein Dashboard machte er den für den Auftrag verantwortlichen Sachbearbeiter ausfindig und besprach mit diesem per Chat-Dialag das Problem, was in einer Umplanung im Auftragsbestand resultierte.
On-Premise und SaaS
Preis- und Lizenzmodelle für das neue Produkt blieb der Datenbankprimus bisher schuldig. Er hat aber offenbar vor, die Fusion Suite auch als Software-as-a-Service (On-Demand) anzubieten. Anwender zahlen für die Nutzung in der Regel eine Monatsgebühr.