"Digitale Geschäftsmodelle sind Schnee von gestern, wenn man sie nicht richtig anfasst." Starke Worte von Helmut Schnierle. Der Head of Business Sales IoT/M2M bei Telefonica diskutiert mit elf weiteren Experten über neue Business-Modelle, die das Internet of Things (IoT) generieren kann. Ende Juli treffen sie sich in der Redaktion des Computerwoche-Magazins in München.
Wie man die Modelle richtig anfasst, lernt man offenbar vom Konsumenten-Markt: 63 Prozent der IoT-Anwendungen laufen unter B2C (Business to Consumer), meldet der US-Marktforscher Gartner. Andreas Hein, Vice President bei Capgemini, überrascht das nicht: "Wenn dem privaten Konsumenten eine App abschmiert, ist das nicht dramatisch. Ein Unternehmen kämpft mit ganz anderen Konsequenzen." Gerardo Labrador Solar, Director Technical Sales bei AT&T, hinterfragt allerdings Gartners Definition: "Ist das vernetzte Auto B2B? Oder B2C, weil ein Konsument damit fährt?" Und Karin Sondermann, Senior Manager DCoE - Lead of Digital Analytics/IoT bei Avanade, betont: "B2B ist ja nur ein Zwischenmarkt. Der Mehrwert entsteht letztlich immer beim Endkunden. Von dort kommt der Pull!"
Mehr als nur Prozessoptimierung
Schnierle unterscheidet zwischen Evolution und Disruption bei der Entwicklung neuer Geschäftsmodelle. So weit allerdings sind die Kunden von Thomas Rohrmann, Senior Marketing and Business Development Manager bei SAS, noch nicht: "Sie diskutieren immer noch darüber, wie sie das, was sie bereits machen, besser machen können. Es geht meist um Prozessoptimierung." Fangen diese Kunden mit der Vernetzung ihrer Produkte an, berühren sie plötzlich rechtliche Fragen.
Das kann Martin Pfeil bestätigen: "Daten-Ownership ist ein ganz wichtiges Thema im Umfeld von gemeinsam genutzten IoT-Plattformen", weiß der Chief Technology Officer und Industrie-4.0-Verantwortliche bei Atos in Deutschland. Als Beispiel dafür nennt Sondermann den klassischen Reifenhersteller, der dank Sensortechnologie Reifen-as-a-Service anbieten kann - und gegebenenfalls mit einer Versicherung kooperiert, was nicht jedem Fahrer und jedem Unternehmen passen dürfte.