Anbieter aller Art springen auf den Network-as-a-Service (NaaS)-Zug auf. Aus Kundenperspektive ist das höchst verwirrend. Schon die Definition von Network-as-a-Service ist nicht klar: Handelt es sich bei NaaS um die Beschaffung von Netzwerk-Equipment auf Abo-Basis oder ist NaaS nur eine andere Art, einen Managed Service zu beschreiben? Oder ist Network-as-a-Service gar etwas grundlegend anderes, das eine wachsende Herausforderung für Netzwerkentscheider adressiert, nämlich Netzwerkkonnektivität, Ausfallsicherheit, Security und Skalierbarkeit in einer Multi-Cloud-Welt bereitzustellen?
Geht es nach IDC-Analyst Brandon Butler, bezeichnet Network-as-a-Service ein Cloud-fähiges, nutzungsbasiertes Verbrauchsmodell, das es Benutzern ermöglicht, Netzwerkfunktionen zu erwerben und zu orchestrieren - ohne eine eigene Infrastruktur besitzen, aufbauen oder warten zu müssen. NaaS kann ein alternatives Verbrauchsmodell für eine breite Palette von Netzwerkelementen bieten - darunter kabelgebundene und drahtlose LANs, WANs und VPNs sowie Zweigstellen, Rechenzentren, Edge-, Multi-Cloud- und Hybrid-Cloud-Umgebungen. Es kann auch genutzt werden, um neue Netzwerkmodelle wie Secure Access Service Edge (SASE) zu realisieren. Vor allem aber befähigt die Technologie IT-Teams dazu:
einfacher (nach oben oder unten) zu skalieren,
neue Services schneller bereitzustellen, sowie
das Verhältnis zwischen Investitions- und Betriebskosten zu optimieren.
Will Townsend, Analyst bei Moor Insights, weiß, was Bestandteil eines vollständigen NaaS-Offerings sein sollte: "Das umfasst mehrere Schlüsselelemente. Zum einen eine hochskalierbare Cloud-native Architektur. Zum anderen ein hohes Maß an Automatisierung und die Einbindung von Künstlicher Intelligenz (KI) und maschinellem Lernen (ML), um selbstheilende, beobachtbare und sichere Systeme zu ermöglichen. Dieser architektonische Ansatz ermöglicht es Unternehmen auch, Leistungsoptimierung auf bestimmte Workloads zuzuschneiden. Zu den weiteren potenziellen Vorteilen gehören eine garantierte Servicequalität, eine verbesserte IT-Flexibilität und ein Ressourcenmanagement für den Line-of-Business-Support. Last, but not least kann die Infrastruktur als Betriebsausgabe in der Bilanz verbucht werden."
Die NaaS-Anbieterlandschaft lässt sich in fünf Kategorien unterteilen:
Netzwerkausrüster,
TK-Anbieter,
Cloud-Service-Anbieter,
WAN-Anbieter und
Multi-Cloud-Netzwerk-Provider.
Im Folgenden finden Sie einen Überblick über die besten Anbieter in den jeweiligen Bereichen - und was diese in Sachen Network-as-a-Service zu bieten haben.
1. Netzwerkausrüster
HPE-Aruba
Mit der Einführung von GreenLake NaaS im Jahr 2017 und der Ankündigung im Jahr 2019, sein gesamtes Portfolio in Service-Form anbieten zu wollen, hat sich HPE-Aruba als Marktführer im NaaS-Bereich etabliert. Zuletzt hat HPE die Network-as-a-Service-Nutzung für seine Kunden vereinfacht, indem es ihnen vorkonfigurierte Servicepakete zur Verfügung stellt. Diese sind verfügbar für:
drahtlose und kabelgebundene Netzwerke,
SD-Branch,
SD-WAN,
Netzwerkrichtlinien und
User Experience.
Jedes dieser Pakete enthält Hardware-, Software- und Servicekomponenten von Aruba.
Hinter GreenLake NaaS für Aruba steht ein Abo-basiertes, monatliches Bezahlmodell, das den Kunden ermöglicht, die Leistung je nach Geschäftsanforderungen zu skalieren, Altgeräte zu recyclen und ein Dashboard für die Customer Experience sowie automatische Hardware- und Software-Updates zur Verfügung stellt. Eine remote durch Aruba gemanagte und überwachte Option ist ebenfalls verfügbar.
Eine weitere NaaS-Option aus selbem Hause ist GreenLake für Microsoft Azure Stack HCI. Damit können die Kunden Windows- und Linux-VMs in Hybrid-Clouds, On-Premise- und Edge-Umgebungen betreiben. Dieses Offering ist auf Grundlage von Lighthouse konzipiert, einer physischen Infrastruktur, die Rechen-, Storage- und Netzwerkfunktionen umfasst und an den Standort des Kunden geliefert wird.
Darüber hinaus hat HPE auch ein Storage-basiertes NaaS namens GreenLake Cloud Data Services im Angebot, mit dem die Kunden selbst eine Storage-Infrastruktur als Service bereitstellen können. Eine Option für High-Performance-Computing bietet zudem Zugang zu fortschrittlichen Nvidia-GPUs.
Juniper Networks
Auch bei Juniper Networks setzt man mit Nachdruck auf Network-as-a-Service: Das Unternehmen bietet nicht nur Netzwerkfunktionen als Service an, sondern stellt über Managed Service Provider und Reseller auch einen klaren Deployment-Pfad zur Verfügung. Über seinen Finanzarm (Juniper Financial Services) bietet das Unternehmen sogar flexible Finanzierungsmöglichkeiten an.
Juniper NaaS nutzt seine Cloud-basierte AIOps-Plattform (basierend auf der Technologie von Mist Systems), die es ermöglicht, kabelgebundene Netzwerke, Wireless-Implementierungen und SD-WAN über ein einziges Portal zu managen. Dabei steht den Kunden die Option offen, den Weg über einen MSP zu gehen, der die internen Systeme des Kunden über APIs einbinden kann. Die andere Option: Bei Resellern kaufen, das System selbst managen und in den Genuss einer Abo-basierten Abrechnung kommen. Zu den Benefits, die Juniper NaaS realisieren kann, gehören:
Insights und Automatisierung über den gesamten Netzwerk-Stack zu ermöglichen, sowie
anpassbare und transparente Service-Levels bis auf Client-, Anwendungs- und Sitzungsebene umzusetzen, um eine optimale Benutzererfahrung zu gewährleisten.
Der Service will Kunden zudem in die Lage versetzen, Cloud-Services einfach(er) zu skalieren sowie die Netzwerknutzung zu managen und zu überwachen. Darüber hinaus integriert Juniper die Sicherheit in die Netzwerkstruktur, indem es Transparenz, Threat Intelligence und Policy Enforcement auf jeden Verbindungspunkt ausweitet. Anfang 2024 wurde bekannt, dass Hewlett Packard Enterprise (HPE) Juniper Networks für 14 Milliarden Dollar übernehmen möchte. Die Übernahme soll spätestens Anfang 2025 abgeschlossen sein.
Dell
Im Jahr 2019 kündigte Michael Dell an, sein Unternehmen wolle aggressiv in den Bereich NaaS einsteigen. Er hat nicht zuviel versprochen: Dell hat inzwischen ein breitgefächertes Portfolio an Storage-, Datensicherheits- und Rechenressourcen in as-a-Service-Form an.
Dell APEX NaaS umfasst dabei:
Block-, Datei- und Objektspeicher,
Backup und Disaster Recovery,
Container,
Anwendungsentwicklung und
High-Performance Computing.
Die Dell APEX-Konsole soll dabei die Kontrolle über alle Daten ermöglichen, unabhängig davon, wo sich der Nutzer befindet. Im Ergebnis verspricht Dell besseren Schutz vor Cyberangriffen, mehr Datenschutz, Compliance und kürzere Reaktionszeiten auf Cybervorfälle.
Auf strategischer(er) Ebene kann APEX laut Dell Unternehmen auch dabei unterstützen, konsistente Prozesse über verschiedene Cloud-Umgebungen hinweg zu erreichen, die Lücke zwischen Public-Cloud-Agilität und Private-Cloud-Kontrolle zu schließen und Abläufe zu rationalisieren.
Um die Kunden bei der Planung beziehungsweise dem Übergang auf Network-as-a-Service zu unterstützen, bietet Dell einen dedizierten Service an. Für Kunden, die die Dell-Infrastruktur in Equinix-Rechenzentren betreiben wollen, steht auch eine Managed-Services-Option zur Verfügung.
Cisco
Laut CEO Chuck Robbins plant Cisco, sein gesamtes Portfolio in NaaS-Form anzubieten. Dabei verfolgt der Netzwerkriese allerdings einen iterativen Ansatz. Das erste Offering, das dieser Strategie entsprungen ist, heißt Cisco Plus Hybrid Cloud und umfasst verbrauchsbasierte Optionen für:
virtuelle Desktop-Infrastrukturen (hyperkonvergente Cisco HyperFlex-Infrastrukturen mit VDI-Software von Drittanbietern),
Edge Computing,
Virtualisierung und
Bare Metal Computing (auf Cisco UCS-Servern) sowie
Rechenzentrumsnetzwerke (mit Cisco Nexus- und MDS-Switches).
Zudem hat der Konzern mit Cisco+ Secure Connect Now einen schlüsselfertigen SASE-Abonnementdienst eingeführt. Der Service integriert Funktionen, die Cisco im Laufe der letzten Jahre erworben hat, darunter:
SD-WAN von Meraki,
Zero Trust Network Access von Duo und
Observability von ThousandEyes.
Axians
Auch für IT-Dienstleister Axians stellt Network-as-a-Service die "logische Alternative" zum selbst gemanagten Netzwerk dar. Das Unternehmen, das zum französischen Bauriesen Vinci gehört, möchte mit seinem NaaS-Offering die Kunden dabei unterstützen, Aufwand, Komplexität und Kosten zu reduzieren, dabei aber den Anforderungen des digitalen Zeitalters gerecht zu werden. Das NaaS-Angebot von Axians gliedert sich dabei in sechs verschiedene Bereiche:
SD-WAN-as-a-Service
WiFi-as-a-Service
LAN-as-a-Service
Data-Center-as-a-Service
Security-as-a-Service
Collaboration
Kunden, die sich in Sachen NaaS für Axians entscheiden, durchlaufen nach Angaben des Unternehmens einen vierstufigen Prozess, der sie zum standardisierten Netzwerk führt:
In der Design-Phase wird das optimale Netzwerk auf Grundlage von Best Practices und den individuellen Unternehmensanforderungen aufgebaut.
In der Build-Phase werden zum Netzwerkprofil passende, technische und funktionale Standards eingezogen.
In der Go-Live-Phase wird die Kundenhardware durch neue vorkonfigurierte und durchgängig gemanagte State-of-the-Art-Devices ersetzt.
In der Service-Phase wählen die Kunden nach Angaben von Axians lediglich noch das gewünschte Servicelevel aus und verlassen sich anschließend auf die hauseigenen Expertenteams.
Auch Axians setzt in Sachen Abrechnung auf ein Abomodell mit monatlichen Gebühren.