Pause oder Rückzug?

Musk legt Twitter-Übernahme auf Eis

13.05.2022
Von 


Manfred Bremmer beschäftigt sich mit (fast) allem, was in die Bereiche Mobile Computing und Communications hineinfällt. Bevorzugt nimmt er dabei mobile Lösungen, Betriebssysteme, Apps und Endgeräte unter die Lupe und überprüft sie auf ihre Business-Tauglichkeit. Bremmer interessiert sich für Gadgets aller Art und testet diese auch.
Knapp einen Monat, nachdem Elon Musk dem Twitter-Management sein Kaufangebot vorgelegt hat, ruht der Deal - vorübergehend. Es müssten Berechnungen zum Anteil der Spam- und Fake-Accounts nachgeprüft werden, so der Tesla-Chef.
Wie ernst meint es Elon Musk mit dem Twitter-Kauf wirklich? Zumal die Übernahme nicht ohne Probleme abläuft.
Wie ernst meint es Elon Musk mit dem Twitter-Kauf wirklich? Zumal die Übernahme nicht ohne Probleme abläuft.
Foto: FellowNeko - shutterstock.com

Wie Elon Musk auf Twitter bekannt gab, hat er seinen Plan, die Social-Media-Plattform für insgesamt 44 Milliarden Dollar zu kaufen, vorläufig ausgesetzt. Begründung: Er warte ab, bis Einzelheiten vorliegen, die die Berechnung stützen, dass Spam-/Fake-Konten tatsächlich weniger als fünf Prozent der Nutzer ausmachen. Der reichste Mensch der Welt verlinkte dabei auf einen zehn Tage alten Bericht von Reuters, wonach Twitter diese Schätzung im Rahmen seines Quartalberichts genannt habe. Er sei immer noch entschlossen, fügte Musk später an.

Klandestine Rückzugspläne?

Konkret schreibt Twitter in dem Bericht, "wir haben eine interne Überprüfung einer Stichprobe von Konten durchgeführt und schätzen, dass der Durchschnitt der Fake- oder Spam-Konten im ersten Quartal 2022 weniger als fünf Prozent unseres mDAU (monetarisierbaren täglich aktiven Nutzer) in diesem Quartal ausmachte. Gleichzeitig räumen die Twitter-Manager aber ein, "dass unsere Schätzung der falschen oder Spam-Konten möglicherweise nicht genau die tatsächliche Anzahl solcher Konten widerspiegelt und die tatsächliche Anzahl der falschen oder Spam-Konten höher sein könnte als von uns geschätzt."

An diese Formulierung scheint sich Musk nun offenbar zu klammern. Der exzentrische Milliardär hatte im vergangenen Monat erklärt, dass seine oberste Priorität nach dem Kauf von Twitter die Beseitigung von Spam-Bots sei. "Wenn ich eine Dogecoin für jeden Krypto-Betrug hätte, den ich sehe, hätten wir 100 Milliarden Dogecoin", so Musk auf der TED-Konferenz 2022 in Vancouver, British Columbia.

Nicht wenige Marktbeobachter vermuten jedoch, dass der Tesla-Chef insgeheim nach einer Möglichkeit sucht, sich ohne größeren Schaden - oder eventuell mit Gewinn - aus dem Geschäft zurückzuziehen. So gibt es in der Kaufvereinbarung mit dem Twitter-Board einen Passus, wonach Musk eine Strafe von einer Milliarde Dollar zahlen muss, falls der Deal nicht zustande kommt.

Sammelklage gegen Musk

Bereits jetzt droht dem Tesla-Chef Ärger mit der US-Börsenaufsicht SEC, weil er den Erwerb eines fünfprozentigen Anteils an Twitter nicht fristgerecht gemeldet haben soll. Den Vorschriften zufolge muss ein Investor seine Beteiligung an einem börsennotierten Unternehmen innerhalb von zehn Tagen offenlegen, sobald diese fünf Prozent überschreitet.

Einer Sammelklage zufolge erreichte Musk diese Schwelle bereits am 14. März - bekannt gegeben wurde sie jedoch statt am 24. März erst am 4. April. Was erschwerend hinzu kommt: Der Multimilliardär soll die Zeit genutzt haben, um seinen Anteil kostengünstig auf neun Prozent auszuweiten - erst nach der Bekanntgabe seines Investments schoss der Kurs der Twitter-Aktie deutlich in die Höhe.