Munich Re will Industrial IoT-Strategie weiter ausbauen

Münchner Rück kauft IoT-Spezialisten Relayr

05.09.2018
Von 
Jürgen Hill ist Chefreporter Future Technologies bei der COMPUTERWOCHE. Thematisch befasst sich der studierte Diplom-Journalist und Informatiker derzeit mit aktuellen IT-Trendthemen wie KI, Quantencomputing, Digital Twins, IoT, Digitalisierung etc. Zudem verfügt er über einen langjährigen Background im Bereich Communications mit all seinen Facetten (TK, Mobile, LAN, WAN). 
Eine Versicherung und IoT? Die Münchner Rück ist durchaus der Meinung, dass das zusammenpasst. Der Versicherer kauft für 300 Millionen Dollar den IoT-Spezialisten Relayr.
Die Münchner Rück (im Bild der Eingang zur Zentrale) kauft für 300 Millionen Dollar den IoT-Spezialisten Relayr.
Die Münchner Rück (im Bild der Eingang zur Zentrale) kauft für 300 Millionen Dollar den IoT-Spezialisten Relayr.
Foto: Lukassek - shutterstock.com

IoT nutzen, um Effizienz, Ausfallsicherheit und damit die Produktion zu steigern? Was den Einsatz des Industrial Internet of Things (IIoT) in der Produktion anbetrifft, so brauchen sich deutsche Unternehmen nicht verstecken. Nachholbedarf gibt es dagegen, so auch die IoT-Studien von IDG Research, bei der Suche nach neuen IoT-baiserten Business-Modellen im B2B- und B2C-Umfeld.

Neue Services

Dass man im Zuge der digitalen Transformation einmal den eigenen Silo verlassen muss, hat die Munich Reerkannt. "Das Internet der Dinge beeinflusst bereits jetzt unsere Welt und hat das Potenzial, die traditionelle Erst- undRückversicherung grundlegend zu verändern. Es ermöglicht neue Geschäftsmodelle und Services und bringt neue Wettbewerber auf den Markt", erklärt Torsten Jeworrek, Mitglied des Vorstands von Munich Re, die Bedeutung von IoT für die Strategie des Rückversicherers. Nicht umsonst sucht das Unternehmen in München mit Stellenanzeigen IoT-Spezialisten, die dem Rückversicherer bei der Entwicklung IoT-naher Produkte für die Versicherungsbranche helfen.

Um diesen Prozess zu beschleunigen, verlässt sich die Münchner Rück nicht nur auf ihre eigenen Mitarbeiter-Teams, sondern kauft jetzt auch externes IoT-Know-how mit der Übernahme des Berliner Start-ups Relayr zu. "Diese Akquisition folgt klar unserer Strategie: Wir kombinieren eigenes Risikowissen, Fähigkeiten zur Datenanalyse und Finanzkraft mit der technologischen Expertise von relayr"´, so Vorstandsmitglied Jeworrek, "auf dieser Basis wollen wir neue Ideen für die Zukunft von Gewerbe und Industrie entwickeln."

Längere Zusammenarbeit

Das Berliner Start-up ist für die Münchner Rück kein Unbekannter. Bereits seit 2016 arbeiten die Munich Re und ihre Gruppengesellschaft Hartford Steam Boiler (HSB) mit Relayr zusammen. Im Zuge dieser Zusammenarbeit konnte Relayr Finanz- und Versicherungsangebote der Gruppe seinen Kunden offerieren. So warb das Unternehmen beispielsweise damit, das einzige industrielle IoT-Unternehmen auf dem Markt zu sein, das Geschäftsergebnisse über die Münchner Rück versichern kann.

Relayr entwickelt unter anderem eine IoT-Middleware sowie Hardware, die es ermöglichen soll, bestehende Maschinen IoT-fähig zu machen. Letztlich können Unternehmen mit den IoT-Lösungen von Relayr geschäftskritische Daten gewinnen, mit denen sie ihre Abläufe und damit ihre Profitabilität verbessern können.

Kauf über HSB

Den Kauf realisiert die Münchner Rück über ihre Gruppengesellschaft Hartford Steam Boiler (HSB). Diese soll 100 Prozent an Relayr übernehmen. Relayr selbst, soll dabei weiterhin eigenständig agieren. "Die durchgängigen IoT-Lösungen für Industrie und Gewerbe von Relayr ergänzen hervorragend die Fähigkeiten unserer Gruppe", formuliert Greg Barats, Präsident und CEO von HSB und außerdem verantwortlich für die IoT-Strategie von Munich Re, seine Erwartungen an die Übernahme, "Relayr wird uns dabei unterstützen, unsere globale Strategie rasch umzusetzen, IoT-Lösungen für unsere Kunden zu entwickeln. Die digitale Transformation im gewerblichen und industriellen Sektor bietet Chancen für neue Services und Finanzdienstleistungen."