Ekto One Simulator

Monsterjagd im Metaverse – mit VR-Boots

24.01.2022
Von 
Martin Bayer ist Chefredakteur von COMPUTERWOCHE, CIO und CSO. Spezialgebiet Business-Software: Business Intelligence, Big Data, CRM, ECM und ERP.
Das US-Startup Ekto VR hat Virtual-Reality-Schuhe entwickelt, mit denen sich User im virtuellen Raum bewegen könnten, ohne dabei Unfälle in der realen Welt zu riskieren.
Mit den Ekto VR One Simulation Boots sollen sich User durch virtuelle Welten bewegen können, ohne einen Crash in der realen Welt fürchten zu müssen.
Mit den Ekto VR One Simulation Boots sollen sich User durch virtuelle Welten bewegen können, ohne einen Crash in der realen Welt fürchten zu müssen.
Foto: Ekto VR

Youtube ist voll davon: Clips mit Menschen mit VR-Brillen vor den Augen, die in der virtuellen Welt gerade von einem Ork oder anderen grauenvollen Geschöpfen verfolgt werden. Sofort setzt der Fluchtinstinkt ein, oder die Spielenden fangen an, sich zu verteidigen. Da kann es schon mal zu Kollateralschäden kommen: Das schicke Sideboard im Wohnzimmer bricht zusammen, oder das sündhaft teure Smart-TV wird mit einem eher ungezielten Fausthieb abgeräumt. Schnell ist es dann vorbei mit der tollen User-Experience im virtuellen Raum, wenn einen die physische Welt schmerzhaft wieder auf den Boden der Realitäten zurückholt.

Etliche Hersteller arbeiten mit Hochdruck an passenden Geräten, die Nutzern eine möglichst reibungslose Erfahrung im Cyberraum, neudeutsch Metaverse, ermöglichen sollen. Nun hat das US-amerikanische Startup Ekto VR mit den "Ekto One Simulator Boots" eine Art VR-Walking-Schuhe vorgestellt, mit deren Hilfe sich Nutzer im Metaverse bewegen könnten, ohne dabei Unfälle in der realen Welt zu riskieren. Das Versprechen lautet, durch virtuelle Umgebungen laufen zu können, die viel größer sind als der physische Raum, in dem sich die Nutzer befinden.

User schlüpfen mit ihren herkömmlichen Schuhen in die Überstiefel, in denen die Füße mit Riemen festgeschnallt werden. Ekto VR funktioniert mit einer Reihe von motorisierten Rädern an der Unterseite. Diese drehen sich mit der passenden Geschwindigkeit entgegen der Richtung, in die der Benutzer läuft. So gleiten die motorisierten Walking-Boots automatisch immer zurück in die Mitte des Raums. Von außen betrachtet laufen die User auf der Stelle, im virtuellen Raum bewegen sie sich indes vorwärts. Sogar virtuelles Treppensteigen oder das Klettern auf Leitern soll den Entwicklern zufolge mit den Stiefeln möglich sein.

Endloses Gehen

In den vergangenen Jahren gab es mehrere Versuche, das Problem des "endlosen Gehens" im virtuellen Raum zu lösen. Beispielsweise arbeiteten verschiedene Universitäten in den USA und Japan an Laufbändern, auf denen sich Nutzer in unterschiedliche Richtungen bewegen konnten und die zum Teil auch mit Kippmechanismen ausgestattet wurden. Andere Versuche zielten darauf ab, die User über die VR-Brille so zu lenken, dass sie in der realen Welt im Kreis laufen. Dieses "umgelenkte Gehen" soll Unfälle mit der physischen Umgebung verhindern.

Elegant ist zwar anders - mit Elektromotoren angetriebene Rollen wirken den Bewegungen der Nutzer entgegen und lassen diese quasi auf der Stelle treten, während sie durch virtuelle Welten wandeln. Vor den Tretern dürfte sogar jeder Ork Respekt haben.
Elegant ist zwar anders - mit Elektromotoren angetriebene Rollen wirken den Bewegungen der Nutzer entgegen und lassen diese quasi auf der Stelle treten, während sie durch virtuelle Welten wandeln. Vor den Tretern dürfte sogar jeder Ork Respekt haben.
Foto: Ekto VR

Die Bewegungsschnittstelle zwischen realer und virtueller Welt könnte entscheidend dafür sein, ob das Metaverse ein Erfolg wird oder nicht. Problematisch dabei sei das extrem komplexe Zusammenspiel menschlicher Wahrnehmung und Bewegung, sagen Wissenschaftler. Die große Herausforderung bestehe darin, Sinne wie das Gleichgewichtsempfinden zwischen realer und virtueller Welt in Einklang zu bringen.

Brad Factor, Gründer von Ekto VR, glaubt an seine Lösung. Er will noch in der ersten Jahreshälfte 2022 ein Beta-Partnerprogramm aufsetzen, um Einsatzszenarien zu entwickeln. Dabei dürfte es in erster Linie um industrielle Einsätze gehen, beispielsweise in der Wartung und Reparatur von Industrieanlagen.