Vom Pilotnetz zum Regelbetrieb

Mobilfunk-Turbo LTE im Reality-Check

18.10.2013
Von 
Dr. Harald Karcher ist freier Autor in München. Er testet mobile Geräte vom Handy bis zum Laptop und mobile Netze von WLAN bis zu LTE.

LTE von Vodafone: Flächendeckung statt Geschwindigkeitsrekorde

Die größten deutschen Netzbetreiber, Telekom und Vodafone, haben LTE schon stärker ausgerollt als o2. E-Plus dagegen beteiligt sich bislang gar nicht am LTE-Wettrennen. Vodafone (VF) geht es in der ersten Stufe des Rollouts um die größtmögliche und schnellstmögliche Flächendeckung mit LTE-800 bei Durchsatzraten bis zu 50 Mbit/s. Die Düsseldorfer haben schon Ende 2010 die ersten LTE-800-Kunden auf dem Lande an das kommerzielle 4G-Funknetz angeschlossen. Die Telekom rollt zwar ebenfalls LTE-800 auf dem Lande aus, klotzt aber zusätzlich das teure, weil kleinzellige LTE-1800 in die großen Städte. Dafür hat Vodafone, laut Auskunft, einige LTE-2600-Inseln in Betrieb, etwa in Berlin und Düsseldorf. Diese Funkzellen sind noch kleiner und daher pro Quadratmeter noch teurer als LTE-1800. Sie werden in der Praxis aber erst wichtig, sobald in den größeren Zellen die Übertragungskapazität knapp wird. Daher zurück zum großflächigen LTE-800:

Am 28. Januar 2013 meldete VF-Pressesprecher Dirk Ellenbeck: „Den Ausbau des Mobilfunk-Turbos treibt Vodafone in ganz Deutschland voran. Bundesweit können bereits mehr als 40 Millionen Bürger LTE auf dem Land und in der Stadt nutzen, unter anderem sind schon 120 große Städte mit mehr als 50.000 Einwohnern am Netz. Und 2015 kann ganz Deutschland mit Vodafone LTE surfen“.

Nach einer kurzen Pressekonferenz in eisiger Kälte durfte jeder das LTE-Netz mit einem „Nokia Lumia 920“ im vorgeheizten Reisebus eigenhändig testen. Von Links: Dieter Vogelhuber, Niederlassungsleiter Technik Süd und Thomas Ellerbeck, Geschäftsführer, beide Vodafone. Mittig Bayerns Medienminister Thomas Kreuzer. Ganz rechts Fleur Goetze, Niederlassungsleiterin Privatkunden bei Vodafone Süd.
Nach einer kurzen Pressekonferenz in eisiger Kälte durfte jeder das LTE-Netz mit einem „Nokia Lumia 920“ im vorgeheizten Reisebus eigenhändig testen. Von Links: Dieter Vogelhuber, Niederlassungsleiter Technik Süd und Thomas Ellerbeck, Geschäftsführer, beide Vodafone. Mittig Bayerns Medienminister Thomas Kreuzer. Ganz rechts Fleur Goetze, Niederlassungsleiterin Privatkunden bei Vodafone Süd.
Foto: Harald Karcher

An jenem 28. Januar war auch München schon „…großflächig mit dem Mobilfunk-Turbo LTE versorgt. Das mobile Breitband-Internet ist jetzt in fast allen Stadtteilen verfügbar und dient Bewohnern und Besuchern gleichermaßen als High-Speed-Internetzugang unterwegs oder zu Hause. Und das sogar weit über die Stadtgrenzen hinaus… Insgesamt erreicht Vodafone in München rund 90 Prozent der Haushalte“, erklärt Ellenbeck.

Aus diesem Quasi-Vollversorgungs-Anlass lud Vodafone die Presse zu einer LTE-Messfahrt durch München. Auch Bayerns Staats- und Medien-Minister Thomas Kreuzer war mit im Reisebus und konnte sich, wie alle Teilnehmer, an einem „Nokia Lumia 920“ selber von der mobilen LTE-Speed im Münchner VF-Netz überzeugen. Dazu Kreuzer: „Ich bin beeindruckt vom raschen Ausbau und der Leistungsfähigkeit der neuen Technologie. LTE ist für München und den ganzen Freistaat der Eintritt in ein neues Kommunikationszeitalter. Die neue Mobilfunkgeneration ist IT-Infrastruktur der Zukunft und schafft so einen spürbaren Mehrwert für den Wirtschaftsstandort Bayern“.

Thomas Ellerbeck, Geschäftsführer bei Vodafone Deutschland, war auch mit auf der Testfahrt und kommentiert: „Privatkunden wie Geschäftskunden wollen schnelle Internetzugänge und die Verfügbarkeit von Informationen und Daten unabhängig vom Ort. Die neue Mobilfunktechnik LTE garantiert Breitbandgeschwindigkeit und Mobilität. Sie hat das Potenzial zur Gigabit-Technologie und schafft so völlig neue Möglichkeiten der Kommunikation in der Landeshauptstadt, in Bayern und bundesweit“.

Vodafone wechselt oft die Mobilfunk-Gänge

Genug der strategischen Worte. Während unseres Reality-Checks musste das Galaxy S4 mit eingelegter Telekom-SIM-Karte bei über 120 Messungen nur neun Mal von 4G auf langsamere Mobilfunkarten herunterschalten. Das baugleiche Modell – jedoch mit eingelegter Vodafone-SIM-Karte – wechselte im Vergleich dazu immerhin 15 Mal den Mobilfunk-Gang. Außerdem „fror“ das Galaxy S4 mit der VF-SIM-Karte 16 Mal mitten in der Messung „ein“ oder die Messung startete gar nicht, davon fünf Mal mangels Funkkontakt. Mit der o2-SIM dagegen hat das S4 auf den S8-Rundfahrten überhaupt nie von 4G herunter geschaltet, weil es mit o2 auf der gesamten Strecke erst gar nie in ein LTE-Netz hoch kam.

Ansonsten war die Surfspeed mit der Vodafone-SIM erheblich besser als mit o2: Nach gut 120 Messungen lag der gemittelte VF-Download bei 7,79 Mbit/s, der Upload bei 3,95 und die Ping-Zeit bei 197 Millisekunden.