Die vergangenen zwei Pandemiejahre waren weltweit von einer beispiellosen Fluktuationswelle gekennzeichnet. Nach einer Untersuchung des Beratungshauses EY hat im vergangenen Jahr hatte fast die Hälfte der deutschen Arbeitenden Interesse an einem Arbeitgeberwechsel. Während 58 Prozent von ihnen sich am ehesten durch ein besseres Gehalt zu einem Wechsel bewegen lassen würden, wären für 34 Prozent der Befragten interessantere Arbeitsinhalte ein legitimes Wechselmotiv, für 27 Prozent bessere Möglichkeiten zur eigenen Weiterentwicklung.
Auch in den USA bietet sich ein ähnliches Bild. Der Mangel an Möglichkeiten, innerhalb eines Unternehmens aufzusteigen oder an anderer Stelle weiterzukommen, wird dort ebenfalls sehr häufig als Kündigungsgrund angegeben. Nach Angaben der Society of Human Resources Management (SHRM) gab ein Drittel der ausscheidenden Mitarbeiter fehlende Aufstiegsmöglichkeiten als Hauptgrund an.
Um die Abwanderung von Fachkräften zu unterbinden, konzentrieren sich Unternehmen zunehmend auf die Stärkung der internen Mobilität, also auf Möglichkeiten für die Mitarbeitenden, neue Wachstums- und Aufstiegsmöglichkeiten innerhalb des eigenen Unternehmens zu finden. Global Player wie IBM, Unilever, Cisco, General Electric, PwC oder Mastercard haben interne Vermittlungsplattformen eingerichtet, um ihre Mitarbeiter mit Weiterbildungsmöglichkeiten und offenen Stellen zu verbinden.
Internen Mobilität ist ein Business-Imperativ
Diese Plattformen sind mehr als nur Stellenbörsen. Sie nutzen maschinelles Lernen und andere Technologien, um die Leistung der Arbeitenden zu analysieren sowie deren Beschäftigungs- und Weiterbildungsmöglichkeiten auszuloten. Die Erkenntnisse daraus dienen zur Erstellung von Modellen, die ihren Mitarbeitenden helfen, die richtige Stelle im eigenen Unternehmen zu finden.
So führte Unilever erstmals 2019 einen internen Talentmarktplatz namens InnerMobility ein. Seitdem haben sich 65.000 Mitarbeiter aus mehr als 90 Ländern an dem Programm beteiligt und 9.000 von ihnen haben dank der plattformgestützten Weiterbildungsmaßnahmen im vergangenen Jahr eine neue Rolle übernommen, so das Unternehmen.
Trotz des Erfolgs solcher Programme hat nur ein Drittel der Personalleiter*innen eine interne Vermittlungsplattform eingeführt, so eine Studie von The Conference Board. Die damit erzielten Erfolge könnten jedoch mehr Arbeitgeber motivieren. "Unternehmen können die Mitarbeiterentwicklung strategischer angehen wenn sie ihre Mobilitätsplattformen nutzen, um herauszufinden, welche Kompetenzen ihr Personal bereits hat und wo es künftig Qualifikationslücken geben könnte", sagt Gretchen Alarcon, Vice President und General Manager of HR Service Delivery bei ServiceNow.
KI als Herzstück von Mobilitätsplattformen
Interne Mobilität sei heute "ein geschäftlicher Imperativ", glaubt Janet Mertens, Research Director beim US-Personaldienstleister Josh Bersin. Laut einer Studie mit 32.000 LinkedIn-Nutzern bleiben 70 Prozent der Arbeitenden, die innerhalb von drei Jahren nach ihrer Einstellung befördert wurden, fünf weitere Jahre bei ihrem Arbeitgeber. Etwa die gleichen Chancen (62 Prozent) haben Unternehmen, ihre Angestellten zu halten, wenn sie ihnen einen Wechsel innerhalb der Firma bieten können.
Das Herzstück vieler dieser internen Mobilitätsplattformen sind KI-Algorithmen. In einem Unternehmen mit 50.000 Mitarbeitern können HR-Teams kaum die Fähigkeiten, die Leistung, das Potenzial und die Ambitionen jedes einzelnen Mitarbeiters im Auge behalten. Durch den Einsatz von KI-Technologien wie Dateninferenz, Predictive Modeling und Datenanalyse können sie jedoch Arbeitende an die passenden offenen Stellen vermitteln, bevor diese sich entscheiden, das Unternehmen zu verlassen.
Bei IBM beispielsweise nutzt die Engine der Blue-Matching-Plattform Predictive Analytics, um Mitarbeitenden das richtige Angebot zur richtigen Zeit zu unterbreiten. Seit 2015 haben sich mehr als 50.000 IBM-Mitarbeiter*innen dort angemeldet. Laut einer Schätzung von SHRM hat IBM über sein KI-gestütztes Programm im Jahr 2018 durch passende Rekrutierungs- und Schulungsmaßnahmen mehr als 100 Millionen US-Dollar einsparen können, die sich sonst durch die Mitarbeiterfluktuation ergeben hätten.
Gefragt: bessere Chefs
Interne Mobilitätsplattformen ähneln sozialen Netzwerken wie Xing oder LinkedIn. Mitarbeitende erstellen ein Profil, in dem sie ihre Ausbildung und frühere Erfahrung sowie ihre beruflichen Ziele und Interessen auflisten. Wenn sie Leistungsbewertungen und Kompetenzen mit ihren Profilen verknüpfen, können Personalvermittler sie über neue Stellen oder kurzfristige Projektangebote informieren.
"Die Entwicklung von Fähigkeiten wird ein wichtiger Faktor für die Mitarbeiterbindung sein, wenn wir die Pandemie hinter uns lassen", sagt Gretchen Alarcon. "Interne Mobilitätsplattformen sind eine großartige Möglichkeit, andere Entwicklungsmöglichkeiten innerhalb des Unternehmens bekannt zu machen."
Ein gerne übersehenes Hindernis bei der Förderung der internen Mobilität ist jedoch das mittlere Management. Mehr als die Hälfte der US-amerikanischen Unternehmen geben an, dass Gruppenleiter ihre Mitarbeiter aktiv daran hindern, ihr Team zu verlassen. Einer Studie der University of California in Berkeley zufolge hält jeder dritte Mitarbeiter interne Bewerbungen geheim, weil er negative Reaktionen seitens seiner Vorgesetzten befürchtet.
"Die Herausforderung besteht darin, dass wir die Art und Weise, wie wir über Talent und Entwicklung im Unternehmen denken, ändern müssen", sagt Jeff Schwartz, VP of Insights and Impact bei Gloat, einem führenden Anbieter von Talentmarktplätzen. "Wir müssen von 'Unsere Mitarbeiter arbeiten für Abteilung X, oder Team Y, oder Manager Z' zu 'Unsere Mitarbeiter arbeiten für unser Unternehmen' übergehen."
Eine interne Vermittlungsplattform lässt sich am einfachsten realisieren, wenn die allgemeine Plattform für Mitarbeiter-Services bereits existiert und auch die Nutzung von KI-Technologien out-of-the-box anbietet. Genau das ist der Fall bei der Now Platform von ServiceNow. Hier können Sie die Mitarbeiter-Workflows entdecken.