Huawei Cloud Congress 2015

Mit Telco-Partnern gegen Amazon, Cisco, Dell & Co.

21.09.2015
Von 
Jürgen Hill ist Chefreporter Future Technologies bei der COMPUTERWOCHE. Thematisch befasst sich der studierte Diplom-Journalist und Informatiker derzeit mit aktuellen IT-Trendthemen wie KI, Quantencomputing, Digital Twins, IoT, Digitalisierung etc. Zudem verfügt er über einen langjährigen Background im Bereich Communications mit all seinen Facetten (TK, Mobile, LAN, WAN). 
Rund 10.000 Besucher informierten sich in Shanghai auf dem Huawei Cloud Congress darüber, wie der chinesische Hersteller Themen wie Digitalisierung und Cloud angeht. Dabei gab es in Shanghai eine klare Kampfansage Huaweis an etablierte Cloud-IT-Player wie Cisco, Dell oder HP – aber auch an Amazon.

Fehlendes Selbstbewusstsein ist sicherlich eine Eigenschaft, die man dem Huawei-Management nicht vorwerfen kann. Voller Stolz erklärte der Konzern auf dem hauseigenen Huawei Cloud Congress 2015 (HCC 2015), dass er sich nicht mehr als reiner IT-Lieferant sehe, sondern als ICT-Provider. Letztlich will man damit in der Oberliga mitspielen.

Beindruckend ist dabei, in welch kurzen Zeit die Chinesen im eigenen Konzern die Transformation bewältigt haben. Glaubt man Eric Xu, Deputy Chairman of the Board und Rotating CEO von Huawei, dann war der Konzern 2013 ein Infrastruktur-Ausrüster, das wie viele andere vor der neuen Herausforderung Cloud stand. Allerdings mit einem Unterschied, wie Xu einräumt: Huawei hatte im Gegensatz zu einigen Konkurrenten nicht mit Legacy-Altlasten zu kämpfen. Bereits ein Jahr später hatte Huawei laut Xu den Shift zum IT-Provider geschafft, der sich auf die drei Kernbereiche Server, Storage und Datacenter fokussiert.

Wiederum ein Jahr später sieht der Huawei-Manager seine Company jetzt als ICT-Provider, dessen strategisches Ziel - gleichzeitig auch das Motto des HCC 2015 - "Building the Cloud Ecosystem" ist. Dabei soll der Fokus auf IaaS liegen, während man in Sachen PaaS als Enabling Provider auftreten will, um dann letztlich SaaS-Partner zu aggregieren. Dabei wird Huawei, so Xu, bevorzugt mit Telcos zusammenarbeiten. Erste Partnerschaften in diese Richtung ging man bereits mit der Deutschen Telekom sowie China Telecom ein. Weitere Partnerschaften mit anderen Telcos sollen in der nahen Zukunft folgen.

Drei Software-Plattformen: FusionStage, FusionSphere und FusionInsight

Bei diesen Zielen steht Huawei nicht leeren Händen da, sondern hat für das eigene Cloud-Ecosystem bereits drei Software-Plattformen kreiert. Mit FusionStage haben die Chinesen eine eigene Distributed-Computing-Plattform. Im Bereich PaaS hat Huawei zwei Eisen im Feuer: FusionSphere und FusionInsight. Das auf Openstack basierende FusionSphere adressiert dabei eher die Public-Cloud-Themen. FusionInsight, mit Hadoop und Spark als Grundlage, deckt dagegen eher den Big-Data-Bereich ab.

Huawei-Chairman und Rotating CEO Eric Xu
Huawei-Chairman und Rotating CEO Eric Xu

Neben der Suche nach Partnern beim Aufbau des Ecosystems, investiert Huawei auch in den Aufbau von Know-how-Trägern bei den Anwendern. So will man in den nächsten drei Jahren 10.000 Huawei Certified Professionals ausbilden und damit mit den etablierten Certified-XY-Programmen von Cisco und Co. konkurrieren. Darüber hinaus will am die Zahl der eigenen OpenLabs drastisch erhöhen. Derzeit hat das Unternehmen global verteilt sieben Labs. In den nächsten Jahren sollen 30 weitere hinzukommen.

Mit Blick auf diese Strategie ist Xu überzeugt, dass es Huawei gelingt, "ein offenes, flexibles Ecosystem aufzubauen, das mit dem Amazon-Strom vergleichbar ist." Ein Fluss, den der Huwei-Manager sicherlich nicht zufällig für den Vergleich wählte. (mb)