Meetings im Metaverse

Mit ROOM gegen die Zoom-Fatigue

13.10.2022
Von 


Manfred Bremmer beschäftigt sich mit (fast) allem, was in die Bereiche Mobile Computing und Communications hineinfällt. Bevorzugt nimmt er dabei mobile Lösungen, Betriebssysteme, Apps und Endgeräte unter die Lupe und überprüft sie auf ihre Business-Tauglichkeit. Bremmer interessiert sich für Gadgets aller Art und testet diese auch.
Die vom Videospiel-Pionier Cevat Yerli gegründete The TMRW Foundation hat mit ROOM eine Metaverse-ähnliche 3D-Video-Conferencing-Lösung vorgestellt, die mit Browser und Webcam auskommt. Auf VR-Brillen und Avatare wurde bewusst verzichtet.
ROOM will mit realistischen 3D-Orten Studio-Atmosphäre trotz räumlicher Distanz erzeugen.
ROOM will mit realistischen 3D-Orten Studio-Atmosphäre trotz räumlicher Distanz erzeugen.
Foto: TMRW

Bis vor wenigen Jahren reisten Menschen häufig Hunderte bis Tausende von Kilometern, um Kollegen, Geschäftspartnern und Kunden zu treffen und sich mit ihnen auszutauschen. Dies änderte sich mit COVID-19 schlagartig und auch nach Abklingen der Pandemie werden mehr und mehr Meetings ins Web verlagert, um Zeit, Kosten und Energie zu sparen.

Wie die meisten sicher bestätigen, funktionieren Videokonferenzen irgendwie schon, sind aber bei weitem nicht so effektiv wie reale Meetings. Obwohl es zahlreiche Tipps für effektive Videokonferenzen gibt, werden diese selten eingehalten. Meetings dauern unnötig lange, liefern keine Ergebnisse und nach einiger Zeit stellt sich jedoch eine gewisse Müdigkeit, schon früh als Zoomfatique bezeichnet, ein. Schlimmer noch: Teilnehmer schalten die Kamera aus, um zumindest anderweitig produktiv zu sein.

Um Abhilfe zu schaffen, hat Cevat Yerli, Gründer und CEO von The TMRW Foundation auf der Technologiemesse GITEX in Dubai die Lösung ROOM vorgestellt. ROOM ist ein Metaversum mit vielfältigen und realistischen 3D-Orten, an denen sich Menschen treffen können. Auf anonyme Avatare und eine teure Ausrüstung wie VR-Brille und ein leistungsstarker PC wurde dabei bewusst verzichtet - auch um die Einstiegshürde niedrig zu halten. Ein kompatibler Browser - Chrome, Edge oder Opera - und eine Webcam genügen.

"Auch ROOM bietet keinen Ersatz für reale Treffen, aber die zweitbeste Option", erklärt der durch die mit seinen Brüdern gegründete Spieleschmiede Crytek bekannt (und reich) gewordene Manager. So treffen sich die Teilnehmer in realitätsnahen 3D-Umgebungen - dargestellt mit freigestellten Videobild und können dort nach einer kurzen Gewöhnungsphase miteinander interagieren, als wären sie tatsächlich an einem physischen Ort.

Mehr Räume und Features in Arbeit

TMRW verbrachte nach eigenen Angaben drei Jahre mit der Entwicklung von ROOM, das von einer eigenen Grafik-Engine (RealityOS) angetrieben wird und ist eifrig damit beschäftigt, weitere Features und Räume zu entwickeln. Aktuell gibt es bereits eine breite Auswahl an Räumen - von einem simulierten protzigen Coworking Space über einen ruhigen Strand bis hin zu einem virtuellen Talkshow-Set, der als TV- oder Podcast-Studio genutzt werden kann.

Die virtuellen Umgebungen umfassen auch Funktionen wie Whiteboards zum Zeichnen, virtuelle Haftnotizen zum Anbringen und Bildschirme, auf denen Präsentationen und andere Materialien gezeigt werden können. Diese basieren auf einem App-Framework, das das Unternehmen anderen zur Verfügung stellen will, damit sie darauf aufbauen können. Entwickler werden auch in der Lage sein, ihre eigenen Designs für 3D-Räume zu erstellen und zu verkaufen.

Apropos Verkaufen: Für ROOM werden aktuell zwei Lizenzmodelle angeboten, nämlich Basic und Founder. Zu einem späteren Zeitpunkt sollen noch die Pläne Power und Pro hinzukommen.

Im Rahmen des Basic Plans können Nutzer kostenlos beliebig viele Room-Meetings mit bis zu vier Teilnehmern und maximal 45 Minuten Dauer abhalten. Es stehen ihnen eine beschränkte Auswahl von Räumen zur Verfügung. Als Features werden Gruppen-Chat, File Sharing und Screen Sharing unterstützt.

Mit der Founder-Lizenz für 6 Euro monatlich wird die Dauer auf bis zu 24 Stunden verlängert, die Teilnehmerzahl kann bis zu 16 Personen betragen. Außerdem bietet der Founders-Plan Zugang zu allen Räumen, einschließlich des exklusiven Founder Rooms, Gründerstatus und -preis auf Lebenszeit, frühzeitigen Zugang zu kommenden Features, unbegrenzte Meeting-Zeit und mehr. Aktuell gibt es außerdem die Möglichkeit, den Founder-Plan 180 Tage kostenlos zu testen.