Digitale Transformation in der Logistik

Mit Predictive Analytics effizienter ausliefern

13.10.2016
Von 


Holger Stelz ist Director Marketing & Business Development bei Uniserv. Seit 2010 leitet der Experte für Datenmanagement die Weiterentwicklung des Geschäftsfeldes Kundendatenmanagement und verantwortet zudem seit 2011 das weltweite Marketing. Holger Stelz hat über 20 Jahre Erfahrung in der IT-Branche. Unter anderem war er 14 Jahre lang bei SAP tätig. Zuletzt verantwortete er als Sales Director SAP Business Intelligence, Master Data Management und Enterprise Portale drei Jahre lang das Geschäft in der Region Central EMEA.
Logistikunternehmen hinken bei der digitalen Transformation hinterher. Dabei winken große Potenziale durch effizientere Routenplanung und Auslieferung. Grundlage ist Predictive Analytics auf Basis historischer Daten.
In Sachen Digitalisierung steht die Logistikbranche trotz hoher Potenziale noch ziemlich am Anfang.
In Sachen Digitalisierung steht die Logistikbranche trotz hoher Potenziale noch ziemlich am Anfang.
Foto: Prasit Rodphan - Shutterstock.com

Deutsche Unternehmen haben die Bedeutung der digitalen Transformation erkannt. Viele Branchen nutzen bereits Technologien, die Produktivitäts- und Effizienzzuwächse sowie neue Geschäftsmodelle ermöglichen. Doch nicht alle Wirtschaftszweige tun dies im gleichen Maße. Laut einer Studie des Softwareunternehmens d.velop, die den Digitalisierungsgrad von Unternehmen in zehn Branchen untersuchte, sind Logistik-Unternehmen am wenigsten digitalisiert. Dabei kann die Branche stark von Predictive Analytics profitieren, um auf den steigenden Kosten- und Wettbewerbsdruck zu reagieren. Besonders die Tourenplanung ist ein Anwendungsbereich mit hohem Potenzial, in dem Vorteile sowohl für Kunden als auch für Zusteller winken.

Logistikbranche im Wandel

Vor dem Hintergrund des noch geringen Digitalisierungsgrades in der Logistik-Branche und den exogenen Veränderungen, die sich durch Digitalisierung an sich bereits vollzogen haben oder noch vollziehen werden, steht die Logistik-Branche vor enormen Herausforderungen. Das betrifft auf der einen Seite die schiere Menge an Sendungen, die heute anfallen. Laut einer Studie des Bundesverbands Paket & Expresslogistik BIEK (PDF) wuchs der deutsche Markt für Kurier-, Express- und Paketdienstleistungen 2015 um 5,9 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Im Privatkundensegment betrug das Wachstum sogar über zehn Prozent, befeuert durch den anhaltenden Boom im Online-Handel.

Noch wichtiger sind aber die veränderten Nutzergewohnheiten. War es früher normal, einen Abholschein im Briefkasten vorzufinden und tags darauf beim Postamt in der Schlange zu stehen, fordern Empfänger immer mehr Komfort und guten Service ein. Das Tracking von Sendungen ist schon länger gängig und hilft dabei, Zustellzeiten zu minimieren und Mehrfachzustellungen zu vermeiden.

Doch anstatt die vom Dienstleister vorgegebenen Zeitfenster fraglos hinzunehmen, wollen Kunden zunehmend selbst bestimmen, wann und wo sie ihr Paket in Empfang nehmen – und zwar am besten über die Eingabe per mobiler App. Über bereits am Markt bestehende Apps von Paketunternehmen können Kunden die Zustellungen bereits auf bis zu 30 Minuten genau planen. Das bietet auch Vorteile für Logistikunternehmen, denn es hilft ihnen dabei, Zustellzeiten und Wege zu minimieren und Mehrfachzustellungen zu vermeiden.

Datenanalysen erlauben zusätzliche Services

Für Logistikunternehmen ist die Zufriedenheit des Empfängers wichtig, auch wenn dieser nicht der eigentliche Kunde ist. Seine Erfahrung bestimmt jedoch im Wesentlichen, wie der Versender die Leistung des Zustellers beurteilt. Gerade im Online-Handel wird der Versand als Teil des Produktes gesehen. Dadurch steigt für Versender die Bedeutung einer schnellen, reibungslosen Lieferung zum Endkunden.

Besonders im Online-Handel wird die Qualität (und der Preis) des Versands zunehmend ein Kaufkriterium.
Besonders im Online-Handel wird die Qualität (und der Preis) des Versands zunehmend ein Kaufkriterium.
Foto: Africa Studio - shutterstock.com

Um die Zustellung an den Endkunden zu verbessern und die Kundenzufriedenheit zu steigern, sind korrekte und aktuelle Empfängerdaten notwendig, reine Adressdaten reichen hierfür nicht aus. Um eine Zustellbenachrichtigung per E-Mail oder SMS an den Empfänger zu schicken, müssen seine E-Mail-Adresse und Handynummer auch korrekt sein. Kommen Benachrichtigungen nicht an, haben Empfänger auch nicht die Möglichkeit, entsprechend zu planen oder Änderungen durchzugeben. Die Folge sind verpasste Zustelltermine, Kosten für erneute Zustellversuche und frustrierte Kunden.

Darüber hinaus werden Informationen darüber benötigt, ob es sich beim Empfänger um einen Firmen- oder Privatkunden handelt (Geschäftszeiten von Unternehmen unterscheiden sich deutlich von Verfügbarkeiten von Privatempfängern), welche Zustellzeiten der Empfänger in der Vergangenheit bevorzugt ausgewählt hat, oder ob er einer Zustellung an Nachbarn oder Paketshops zugestimmt hat. Somit lassen sich Auslieferungen so planen, dass keine zweite Anlieferung erfolgen muss, weil der Empfänger nicht angetroffen wurde.