Bernd Sengpiehl, Head of IT and Software Development bei Haufe, ging es nicht ums Prinzip, sondern um schnellere und bessere Ergebnisse. "Wir haben mit DevOps auf der grünen Wiese angefangen und arbeiten jetzt erfolgreich damit", bilanziert der IT-Chef. Aus den Erfahrungen, die das Haufe-Team gesammelt hat, soll jetzt sogar ein "Manifest" entstehen.
"Bei DevOps fallen die Grenzen zwischen Entwicklung, Produktion und Systembetrieb, weil es keine Übergabeschnittstellen im klassischen Sinne mehr gibt", erlärt Sengpiehl den Ansatz. Dabei ist schon der Titel auf seiner Visitenkarte dem DevOps-Modell geschuldet: Neben IT und Softwareentwicklung leitet er auch den Geschäftsbereich Business Technology Services. CIO-Rolle und -Titel wurden bewusst nicht gewählt, weil sie der Tätigkeit nicht gerecht würden: "Der CIO ist leider immer noch der Infrastruktur-Mensch, und meine Verantwortlichkeiten umfassen auch die Software-entwicklung und die Backoffice-Welt."
Was ist DevOps?
In dem Kunstwort DevOps steckt bereits das Ziel dieses Ansatzes: IT-Entwicklung (Development) und Betrieb (Operations) sollen nicht mehr getrennt agieren, sondern von Beginn an in gemeinsamen Teams zusammenarbeiten.
Diese Teams setzen sich zusammen aus Architekten, Entwicklern, Testern und Betriebsexperten. Aufgrund dieser engen Zusammenarbeit und Abstimmung verkürzt sich im Idealfall die "Time to Deployment" drastisch. Heute wird DevOps stark von Internet-Companies und App-Entwicklungsunternehmen eingesetzt. Allerdings interessieren sich auch immer mehr klassische Unternehmen für das Thema.
Sie sehen darin nicht nur eine Möglichkeit, ihre IT-Entwicklung und -Produktion effektiver zu gestalten, sondern auch die Chance, die Geschwindigkeit in kritischen IT-Bereichen zu erhöhen. Erfahrungen mit agiler Entwicklung helfen Unternehmen, DevOps erfolgreich im eigenen Betrieb umzusetzen.
Auswirkungen auf die Führungsstruktur
Für Sengpiehl steht fest: Das DevOps-Modell muss sich vom Entwickler bis zum Geschäftsführer durchziehen. In einer DevOps-Organisation werden alle Funktionen in einem einzigen Team wahrgenommen. Seine Mitglieder sind verantwortlich für Entwicklung, Test, Auslieferung und Betrieb auf den Plattformen. "Und sie müssen den Erfolg garantierten", ergänzt der Haufe-Manager: "Damit ändert sich die komplette Prozesskette."
Und wozu das Ganze? - Kurz gesagt: Mit Hilfe von DevOps sollen die Anwendungen schneller verfügbar und trotzdem hochwertig sein. "Das haben wir erreicht", beteuert Sengpiehl. Innerhalb weniger Monate sei beispielsweise mit dem "Haufe Zeugnis Manager" eine komplett neue Anwendung aufgesetzt worden. Es handelt sich dabei um eine Software, mit der sich professionell und rechtssicher Arbeitszeugnisse erstellen lassen.
Die Haufe Gruppe ist ein Medien- und Softwareunternehmen mit Hauptsitz in Freiburg. Das Unternehmen ging aus dem 1934 gegründeten Haufe-Verlag hervor. In den vergangenen Jahrzehnten wurden die klassischen Kernbereiche des anfangs reinen Verlagsgeschäfts nach und nach abgelöst und um Angebote im Bereich digitale Arbeitsplatzlösungen und Dienstleistungen erweitert. Das Spektrum des familiengeführten Unternehmens umfasst heute unter anderem Portale, Cloud-Applikationen, E-Procurement-Lösungen und Online-Communities.
Continuous Delivery and Operations
"Wir haben uns von einem klassischen Verlag zu einem Content-Anbieter entwickelt", erläutert Sengpiehl, "das heißt, wir publizieren keine Periodika, die in bestimmten zeitlichen Abständen veröffentlicht werden, sondern wir publizieren permanent." Das gelte nicht nur für den Content, sondern teilweise auch für die Software, die Haufe anbietet: "Und deshalb ist Continuous Delivery für uns die geeignete Produktionsmethode."
Da die Haufe Gruppe auch international tätig ist, heißt das zweite Stichwort: Continuous Operations. Die Basis des Unternehmens sind Web-Applikationen, die permanent aktualisiert und erweitert, also nicht mehr in traditionellen Release-Zyklen veröffentlicht werden. Ein solches Konzept kann aus Sengpiehls Sicht nur im DevOps-Modell effizient umgesetzt werden.
Gegen die ständigen Reibereien
Den Boden für dieses Vorgehen bereitet hat Birte Hackenjos, Chief Operating Officer (COO) der Haufe Lexware Gruppe. Sie hat zusammen mit ihren Kollegen auf der "grünen DevOps-Wiese" begonnen. Und so kommentiert sie den Startpunkt bei Haufe: "Ich habe mich gefragt, woran es liegt, dass es zwischen den Bereichen Softwareentwicklung und Betrieb ständig zu Reibereien kommt - mit der Folge aufwendiger Meetings und dem Verlust von Geschwindigkeit und Qualität."
"Offensichtlich stand hier strukturbedingt nicht mehr der gemeinsame Erfolg im Vordergrund", erinnert sich Hackenjos, "sondern Bereichserfolge, die oft nicht zusammenpassten." Auf der Suche nach Lösungsideen sei sie dann auf die DevOps-Gedanken gestoßen: "Das war eine Idee, die mich sofort begeistert hat und die ich direkt in den Teams mit einer Neuorganisation und einer klaren gemeinsamen Verantwortung bis in die Spitze umgesetzt habe."