Tablet oder Notebook?

Microsoft Surface Pro 3 im Test

21.02.2015
Von 
Thomas Rau ist stellvertretender Chefredakteur PC-WELT Print bei IT-Media. 

Notebook-Tempo: Der Core i5 legt los - aber nicht lautlos

Unter der Haube gibt es keinen Zweifel, was das Surface ist: Ein Ultrabook - und zwar ein sehr schnelles. Im Testmodell sitzen der Dual-Core-Prozessor Core i5-4300U mit 1,9 GHz (Turbo Boost bis 2,9 GHz), 4 GB DDR3-1600-RAM und eine 128 GB große SSD. Diese mittlere Konfiguration kostet 1000 Euro. Insgesamt gibt es fünf Modelle: Das günstigste Surface Pro 3 für 800 Euro hat einen Core i3, 4 GB RAM und eine 64-GB-SSD, das Top-Modell für 1950 Euro verfügt über einen Core i7, 8 GB RAM und eine 512 GB große SSD. Damit liegt das Surface Pro 3 in den Tempo-Tests auf dem Niveau schneller Ultrabooks - und erreicht eine Rechenleistung, von der Tablets nur träumen können. Auch für aufwändige Multimedia-Aufgaben wie Formatumwandlung ist das Surface Pro 3 gut gerüstet.

Im Gegensatz zu den meisten Tablets lässt sich diese hohe Leistung aber nicht vollkommen verbergen: Das Surface Pro 3 besitzt einen Lüfter - und der ist auch häufig in Bewegung, wenn das System unter Last steht. Allerdings dreht er mit einem tiefen und gleichbleibenden Laufgeräusch - er ist hörbar, stört aber nicht die Konzentration.

Immer besser: Die Akkulaufzeit des Surface Pro 3

Betrachtet man das Surface 3 Pro als Ultrabook, darf es sich auch für seine Akkulaufzeit ein Sternchen anheften: 7,5 bis 8,5 Stunden sind für ein mobiles Notebook nämlich sehr in Ordnung, bei einem Tablet wäre dieses Ergebnis nur durchschnittlich. Die Energieaufnahme liegt bei der Video-Wiedergabe bei 5,6 Watt, rund 2,5 Watt höher als bei einem Tablet mit Atom-Prozessor. Das ist allerdings ein guter Tausch, denn die Haswell-CPU im Surface rechnet in den meisten Tests mehr als doppelt so schnell. Das Macbook Air 13 schafft in diesem Test übrigens über zehn Stunden Laufzeit - weil sein Akku mit 54,3 Wattstunden größer ist als der 42-Wattstunden-Akku im Surface.

Vier Apps auf einen Streich: Aber dann wird's selbst auf dem großen Bildschirm ungemütlich eng
Vier Apps auf einen Streich: Aber dann wird's selbst auf dem großen Bildschirm ungemütlich eng
Foto: Microsoft

Großes Display, riesige Auflösung

Der große 12-Zoll-Bildschirm des Surface zeigt 2160 x 1440 Bildpunkte. Das ungewöhnliche Seitenformat 3:2 soll vor allem Vorteile beim Multitasking bringen: Über die Funktion Windows Snap lassen sich bis zu vier Apps nebeneinander platzieren - das funktioniert aber erst, wenn Sie die Bildschirmanzeige auf "Kleiner" stellen. Ergonomisch arbeiten können Sie dann eigentlich nicht mehr. Am bequemsten ist es, zwei Apps nebeneinander zu platzieren - zum Beispiel Word und den Browser. Lässt sich eine dritte App in einer schmalen Leiste noch gut nutzen, etwa Twitter, bleibt es auch mit dreifachem Multitasking noch übersichtlich. Im Desktop-Modus ist die Anzeige auf 150 Prozent skaliert. Erst bei 100% bekommen Sie die volle Punktedichte von 216 ppi zu Gesicht, ein Hauch höher als die 208 ppi, die der 10,6-Zoll-Vorgänger mit Full-HD-Auflösung bietet. Trotzdem sehen Schriften selbst in der hochskalierten Einstellung angenehm scharf aus.

Auch bei der Bildqualität liegt das Surface Pro 3 eher auf Ultrabook- denn auf Tablet-Niveau - was in diesem Fall kein Vorteil ist. Denn in den meisten Fällen sind die Bildschirme aktueller Tablets heller und kontraststärker als bei den Ultrabooks. Das Display des Surface Pro 3 leuchtet maximal mit 307 cd/qm, der Spitzenwert des Pro 2 lag deutlich höher - auch beim Kontrast. Unter freiem Himmel stören deshalb deutliche Reflexionen auf der spiegelnden Bildschirm-Oberfläche. Bei üblicher Büro-Beleuchtung überzeugt das Display aber mit angenehm kräftigen, nicht übertriebenen Farben. Außerdem ist es absolut blickwinkelstabil.

Ausstattung: Nicht ganz Notebook-Niveau

128 GB ist eine sinnvolle Wahl für die SSD-Größe: Dabei bleiben rund 94 GB Speicherplatz frei. Weiteren Speicher spendieren Sie dem Surface über einen Micro-SD-Kartenleser hinter dem Kickstand. Das Windows-Tablet besitzt alle wesentlichen Anschlüsse - aber die meisten Ultrabooks haben noch mehr. Am Surface sitzen einmal USB 3.0 in Standardgröße für Peripheriegeräte und externe Massenspeicher, einmal Mini-Displayport für einen externen Monitor. Um einen VGA- oder HDMI-Monitor anzuschließen, benötigen Sie jeweils einen Adapter für 40 Euro. An die USB-Buchse passt auch ein Ethernet-Adapter für 40 Euro. Den brauchen Sie aber eigentlich nur, um beispielsweise im Firmen-LAN per Netzwerk zu booten. Denn das 11ac-WLAN im Surface Pro 3 arbeitet im 2x2-MIMO-Verfahren - und mit knapp 72 MBit/s im Test auch angenehm schnell. Im Zusammenspiel mit dem Core-Prozessor schlägt sich das außerdem in extrem schnellen Ladezeiten für Webseiten nieder.

Beide Kameras nehmen Fotos mit rund 5 Megapixel auf, laufende Bilder mit maximal Full-HD. Die Fotos sind ordentlich, neigen bei schwachem Licht aber deutlich zum Rauschen. Die Frontkamera eignet sich gut für Videotelefonate, hat aber ebenfalls Probleme bei schwachem Umgebungslicht.