Nach dem verheerenden Angriff Russlands auf die Ukraine will Microsoft das gepeinigte Land mit zusätzlichen 100 Millionen Dollar unterstützen. Das gab Brad Smith, Vize-Chairman und President des Softwarekonzerns, auf dem Web Summit Anfang November in Lissabon bekannt. Mit dem Hilfspaket will Microsoft der Ukraine vor allem technologisch unter die Arme greifen. Seit Beginn der russischen Invasion Ende Februar 2022 erhöht sich damit Microsofts Gesamtunterstützung für das Land auf über 400 Millionen Dollar.
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"Die digitale Allianz, die die Ukraine unterstützt, muss weiterhin stark bleiben", forderte Smith in Lissabon. "Durch die Bereitstellung von digitaler Infrastruktur in der Public Cloud haben Microsoft und andere Unternehmen wichtige ukrainische Dienste unterstützt." Dies habe entscheidend dazu beigetragen, die Widerstandsfähigkeit und Sicherheit der ukrainischen Daten und digitalen Dienste zu schützen, selbst angesichts der Angriffe der russischen Armee auf Rechenzentren der ukrainischen Regierung und anderer Einrichtungen.
Neue Art Krieg mit Cyberwaffen und Digitaltechnik
Russland und die Ukraine führten eine neue Art Krieg, in dem Cyberwaffen und verschiedene digitale Technologien eine entscheidende Rolle spielten, erklärte der Microsoft-Manager. Mit Hilfe von Künstlicher Intelligenz (KI) könne die Ukraine beispielsweise russische Cyberattacken in Sekundenbruchteilen erkennen und abwehren. Microsoft werde die Ukraine weiter darin unterstützen, ihre Daten zu sichern und ihre Infrastruktur gegen Cyberangriffe aus Russland zu schützen.
"Der Krieg in der Ukraine ist auch ein technologischer Krieg", sagte Mykhailo Fedorov, Vize-Premierminister der Ukraine und zuständig für den Bereich digitale Transformation, auf dem Web Summit in Lissabon. Fedorov verwies auf die massiven Attacken der russischen Armee auf die Energieinfrastruktur seines Landes. Gleich zu Beginn des Krieges im Februar 2022 habe Russland auch die ukrainischen Rechenzentren ins Visier genommen, berichtete der Minister.
In der Ukraine werde der technologisch fortschrittlichste Krieg in der Geschichte der Menschheit ausgefochten. Als Beispiel nannte Fedorov das von der Ukraine entwickelte Realtime-Kampfmanagement-System "Delta". Auf der Plattform ließen sich sämtliche Informationen über die Aktivitäten des Feindes aus verschiedensten Quellen, beispielsweise Luftbilder von Drohnen, sammeln und auf einer digitalen Karte visualisieren.
Ukraine setzt auf KI und Drohnen
Der ukrainische Minister betonte die wichtige Rolle von KI und Drohnen. Mit ihrer Hilfe ließen sich die Frontlinien überwachen, die sich über Hunderte von Kilometern erstreckten. Fedorov kündigte an, diese Technologien weiterzu entwickeln und auszubauen. Außerdem seien beispielsweise Unterwasserfahrzeuge zum Schutz der ukrainischen Schwarzmeerküste in Arbeit.
Bei den Teilnehmern des Web Summit warb der Politiker um weitere Unterstützung. Gerade bei der Suche nach innovativen Lösungen für das Heizen der Häuser im Winter brauche das Land Hilfe. In den vergangenen Wochen habe die russische Armee mit ihren Angriffen 40 Prozent der Energieinfrastruktur des Landes beschädigt.
Der russische Angriffskrieg in der Ukraine spielte eine zentrale Rolle auf dem Web Summit, der vom 1. bis 4. November über 70.000 Besucherinnen und Besucher in die portugiesische Hauptstadt lockte. Zum Auftakt appellierte Olena Selenska, First Lady der Ukraine, an die weltweite Tech-Community, ihr Land im Kampf gegen den russischen Aggressor nicht alleine zu lassen. "Russland stellt Technologie in den Dienst des Terrors", sagte die Gattin des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj. An die Adresse der in Lissabon versammelten Entwickler- und Startup-Community sagte sie: "Sie sind die Kraft, die die Welt bewegt. Sie haben das Potenzial und die Technologien, die helfen sollten - und nicht zerstören."