Neue Option für die Datenbank

Microsoft bringt den SQL Server auch für Linux

08.03.2016
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Martin Bayer ist Chefredakteur von COMPUTERWOCHE, CIO und CSO. Spezialgebiet Business-Software: Business Intelligence, Big Data, CRM, ECM und ERP.
Microsoft macht weiter ernst mit seiner Linux-Strategie. Ab Mitte 2017 sollen Anwender den SQL Server auch auf der Open-Source-Plattform laufen lassen können. Damit öffnen sich für viele Unternehmen, gerade auch in der Cloud, völlig neue Optionen für ihren Infrastrukturbetrieb.

Was Microsoft anlässlich seiner Data-Driven-Veranstaltung in New York ankündigte, wäre vor wenigen Jahren noch undenkbar gewesen. Mitte kommenden Jahres wird der SQL Server, eine der Kronjuwelen aus dem Enterprise-Software-Portfolio des weltgrößten Softwareherstellers, auch auf Linux laufen, verkündete Microsofts Executive Vice President Scott Guthrie in einem Blog Post. Es gehe darum, Anwenderunternehmen eine konsistente Datenplattform über verschiedene Betriebssysteme wie Windows und Linux hinweg, wie auch für verschiedene Infrastruktur- und Betriebsmodelle wie On-Premise und Cloud anzubieten. Eine erste Beta-Testversion mit Kernkomponenten des SQL Servers 2016 für Linux steht bereits seit Mitte März zur Verfügung. Für das erste praxistaugliche Release peilen die Microsoft-Verantwortlichen einen Erscheinungstermin Mitte 2017 an.

"Das ist eine enorm wichtige Ankündigung für Microsoft", sagte Al Gillen, Analyst und Spezialist für Enterprise Infrastruktur bei IDC. Das erlaube dem Konzern, seine Kundenbasis für den SQL Server deutlich zu erweitern. "So ein Kernprodukt auf Linux zu portieren, untermauere Microsofts Bekenntnis, sich als plattformübergreifender Lösungsanbieter im Markt zu positionieren." Gillen geht davon aus, dass dieser Schritt die Verbreitung des SQL Servers im Markt beschleunigen werde.

Auch in den Reihen der Open-Source-Szene fand die Ankündigung Microsofts viel Zuspruch und ein positives Echo. "Wir glauben, dass unsere Kunden diese Neuigkeit begrüßen werden", sagte Paul Cormier, President für den Bereich Produkte und Technologien bei Red Hat. Man sei glücklich darüber, dass Microsoft seine Investments rund um Linux weiter ausbaue. Vielen Kunden würden bereits heute in der Azure-Cloud von Microsoft die Data-Lake-Services auf Basis von Ubuntu nutzen, ergänzte Mark Shuttleworth, Gründer von Canonical. Mit dem SQL Server erhielten sie nun eine weitere Option für ihre Datenhaltung.

Microsoft-CEO Nadella forciert Open-Source-Kehrtwende

Microsoft hatte sich in den zurückliegenden Jahren zunehmend der Open-Source-Szene geöffnet. Vorangetrieben hat diese Entwicklung vor allem der neue CEO Satya Nadella. Hatte sein Vorgänger Steve Ballmer Anfang des Jahrtausends Linux noch als das Krebsgeschwür der Softwarebranche beschimpft, das in Bezug auf geistiges Eigentum alles befalle, was es berührt, begrub Nadella das Kriegsbeil. Zwischen beiden Softwarewelten entwickelten sich immer mehr Verknüpfungspunkte. Beispielsweise können Anwender auf Microsofts Cloud-Plattform Azure Linux-Instanzen betreiben.

Neben der Verfügbarkeit für Linux haben die Microsoft-Verantwortlichen einige weitere Neuerungen für den kommenden SQL Server 2016 angekündigt. Erweiterte Verschlüsselungsmechanismen sollen beispielsweise die Sicherheit der Datenbank verbessern. Darüber hinaus könnten künftig sämtliche Workloads mit Hilfe integrierter In-Memory-Verarbeitung deutlich beschleunigt werden. Microsoft spricht in diesem Zusammenhang von Faktoren zwischen 30 und 100. Darüber hinaus hat der Hersteller eigenen Angaben zufolge die mit der Datenbank verknüpften analytischen Funktionen erweitert, beispielsweise hinsichtlich des mobilen BI-Supports für die Plattformen Apple iOS, Google Android und Windows Phone. Die Unterstützung der speziell auf Analytics-Belange ausgerichteten Programmiersprache R erlaube Anwendern zudem, neue Analyseanwendungen zu integrieren, beispielsweise Predictive-Analytics-Anwendungen, die in Echtzeit auf operationale und analytische Datenbestände zugreifen können.

Mehr als eine Datenbank

Aus Sicht der Microsoft-Verantwortlichen handelt es sich beim kommenden SQL Server 2016 nicht mehr nur allein um eine Datenbank. Vielmehr erhielten die Anwender eine komplette Plattform für ihr Daten-Handling, die neben Datenbankfunktionen auch analytische Bestandteile und intelligente Apps für den Zugriff beinhalte, ließ Microsoft-Manager Guthrie in seinem Blog-Beitrag durchblicken.

Im Gartner Magic Quadrant für Datenbanken hat Microsoft 2015 mit dem SQL Server die Führung übernommen, vor dem langjährigen Branchenprimus Oracle.
Im Gartner Magic Quadrant für Datenbanken hat Microsoft 2015 mit dem SQL Server die Führung übernommen, vor dem langjährigen Branchenprimus Oracle.
Foto: Gartner

Tatsächlich scheint Microsofts Datenbank-Strategie Früchte zu tragen. Im Gartner Magic Quadrant für Operational Database Management Systems (DBMS) vom Herbst 2015 konnte sich der Konzern mit seinem SQL Server an der Spitze positionieren, noch vor dem langjährigen Spitzenreiter Oracle. Mit einigem Abstand folgen dann etablierte Konkurrenten wie IBM und SAP, aber auch Neulinge, die zusätzlichen Schwung in den Datenbankmarkt bringen, wie beispielsweise Amazon Web Services (AWS) mit neuen Cloud-Angeboten.