CeBIT 2017 ist eröffnet

Merkel sucht Schulterschluss mit Japan

20.03.2017
Von 
Martin Bayer ist Chefredakteur von COMPUTERWOCHE, CIO und CSO. Spezialgebiet Business-Software: Business Intelligence, Big Data, CRM, ECM und ERP.
Nach ihrem ersten - durchaus irritierenden - Treffen mit dem neuen US-Präsidenten Donald Trump betonte Bundeskanzlerin Angela Merkel zur Eröffnung der diesjährigen CeBIT wie wichtig offene Grenzen, freier Handel und demokratische Werte seien. Einen Bundesgenossen dafür findet Deutschland im CeBIT-Partnerland Japan.
H. E. Shinzo Abe, Premierminister von Japan und Bundeskanzlerin Angela Merkel auf der Eröffnungsveranstltung der CeBIT.
H. E. Shinzo Abe, Premierminister von Japan und Bundeskanzlerin Angela Merkel auf der Eröffnungsveranstltung der CeBIT.
Foto: CeBIT/Deutsche Messe AG

Kein Land könne die Herausforderungen der Digitalisierung alleine meistern, sagte der japanische Premierminister Shinzo Abe zum Auftakt der diesjährigen CeBIT. Abe betonte, wie wichtig es sei, dass Systeme, Unternehmen und Länder kooperierten. Bundeskanzlerin Angela Merkel begrüßte das Bekenntnis ihres japanischen Kollegen. Deutschland und Japan hätten ihre Kooperation in den vergangenen Jahren deutlich intensiviert, konstatierte Merkel anlässlich des feierlichen Festakts zur Eröffnung der CeBIT 2017.

Die CeBIT könne ein Treiber der Digitalisierung in allen gesellschaftlichen Bereichen sein, legte die Bundeskanzlerin die Messlatte für die weltgrößte IT-Messe hoch. Das Motto D!conomy sei dafür fast ein wenig zu bescheiden gewählt. Merkel verwies auf die 50 Milliarden Dinge, die in den kommenden drei Jahren miteinander vernetzt werden sollen. Dafür brauche es die notwendige Infrastruktur - aber auch Standards. Dabei griff sie das Angebot des japanischen Premiers Abe auf, gemeinsam solche Standards zu entwickeln. Sonst werde es schwierig, die Offenheit unserer Gesellschaften wirklich leben zu können, warnte die Bundekanzlerin.

"Wir wollen keine Barrieren aufbauen"

In diesem Zusammenhang gebe es verschiedene Aufgaben zu erledigen. Merkel betonte, wie wichtig es sei, zunächst einen digitalen europäischen Binnenmarkt zu entwickeln. "Hier haben wir noch viel zu tun", räumte die CDU-Politikerin ein. Sie begrüßte außerdem nachdrücklich, dass das Freihandelsabkommen zwischen der EU und Japan derzeit forciert verhandelt werde. Das sei ein Bekenntnis für freie offene Märkte. "Wir wollen keine Barrieren aufbauen", stellte Merkel klar. "Wir wollen unsere Gesellschaften vernetzen und fair miteinander kooperieren lassen."

Die CeBIT empfängt ihre Gäste aus aller Welt mit der internationalen "CeBIT Welcome Night". Im Bild die Show "Atmen mit BIT".
Die CeBIT empfängt ihre Gäste aus aller Welt mit der internationalen "CeBIT Welcome Night". Im Bild die Show "Atmen mit BIT".
Foto: CeBIT/Deutsche Messe AG

Merkel appellierte aber auch, im Zuge der Digitalisierung nicht den Menschen aus dem Auge zu verlieren. Man müsse die Lebensbedingungen und die Bedürfnisse jedes einzelnen im Blick behalten. Es gebe Millionen von Menschen, die nicht wüssten, was sie da erwarte und was die Digitalisierung für sie bedeute. "Ist das gut für meinen Arbeitsplatz oder ist das eine Gefahr für meinen Arbeitsplatz?", fragt Merkel stellvertretend für viele Arbeitnehmer.

Japans Premier Abe betonte indes, Japan fürchte sich nicht vor neuen Zukunftstechnologien wie beispielsweise künstliche Intelligenz: "Dass die Maschinen die Menschen ersetzen könnten, eine derartige Angst gibt es in Japan nicht." Der Politiker sprach davon, dass die Digitalisierung die Gesellschaft massiv verändern werde, in Richtung einer "Society 5.0".

Mehr Offenheit für Technik

Deutschland könne von Japan lernen, der Technik offener gegenüber zu stehen, sagte Merkel. Sie verwies in diesem Zusammenhang darauf, wie intensiv in Japan bereits Roboter zur Altenpflege eingesetzt würden. Die deutsche Gesellschaft ist aus Sicht Merkels an dieser Stelle zurückhaltender. "Hier können wir noch viel voneinander lernen", sagte die Bundeskanzlerin. "Wir müssen die Menschen mitnehmen, in ein neues Zeitalter, in die Gesellschaft 5.0." Diesen Weg zu gehen könne aber nicht allein Aufgabe der Politik sein. Hier nahm die Kanzlerin auch die Anbieter digitaler Techniken in die Pflicht.

Der Präsident des Branchenverbands Bitkom, Thorsten Dirks, äußerte sich zur CeBIT-Eröffnung indes zuversichtlich, dass der digitale Wandel die Gesellschaft zum Besseren verändern könne: "Digitalisierung führt zu Demokratisierung, zu Integration und Austausch, zu Transparenz und zu Teilhabe." Es sei wichtig, sich wieder an diese Grundwerte einer offenen und pluralistischen Gesellschaft zu erinnern. "Lassen sie uns mit der Digitalisierung Grenzen einreißen und damit ein Zeichen gegen die Spalter in unserer Welt setzen", appellierte Dirks an das CeBIT-Publikum.