"Fast sechs Monate nach der Markteinführung von Windows 11 ist die allgemeine Akzeptanz nach wie vor gering", fasst der Anbieter von Asset-Management-Software Lansweeper das Ergebnis seiner aktuellen Untersuchung von mehr als zehn Millionen Microsoft-Geräten zusammen. So habe sich zwar die Zahl der Upgrades auf Windows 11 in den letzten drei Monaten fast verdreifacht, die allgemeine Akzeptanzrate sei mit 1,44 Prozent jedoch nach wie vor sehr gering.
Durch die TPM-Prüfung gefallen
Für den Anbieter von IT-Asset-Management-Plattformen kommt dieses Ergebnis nicht allzu überraschend. So haben frühere Untersuchungen von Lansweeper bei rund 30 Millionen PCs von 60.000 Organisationen ergeben, dass 55 Prozent der gescannten Geräte nicht auf Windows 11 aktualisiert werden können. Während die Mehrheit der von Lansweeper gescannten Microsoft-Geräte den RAM-Test bestand (91 Prozent), erfüllte nur etwa die Hälfte der getesteten TPMs (Trusted Platform Modules) die Anforderungen - 19 Prozent fielen durch und 28 Prozent waren nicht TPM-kompatibel oder die Funktion war nicht aktiviert.
"Für Workstations mit virtuellen Maschinen ist die Prognose weniger optimistisch", so Lansweeper. "Während die CPU-Kompatibilität mit 44,9 Prozent etwas höher ist, zeigen unsere Untersuchungen, dass nur 66,4 Prozent über genügend RAM verfügen. Und in Bezug auf das Kriterium TPM sind die Nachrichten düster: Nur 0,23 Prozent aller virtuellen Workstations haben TPM 2.0 aktiviert."
Dem Anbieter zufolge, ist dieses Ergebnis keine große Überraschung, da TPM nie für die Nutzung von Windows erforderlich gewesen sei und obwohl es TPM-Passthrough (vTPM) gebe, um virtuelle Maschinen mit einem TPM auszustatten, werde das selten genutzt. Die Konsequenz, so Lansweeper: Die meisten VM-Workstations müssen modifiziert werden, um ein vTPM zu erhalten, bevor sie auf Windows 11 aktualisiert werden können.
Sollte Microsoft in Zukunft ein Serverbetriebssystem mit ähnlichen Anforderungen entwickeln, sähe es ähnlich bitter aus, fügt der Anbieter von Asset-Management-Software hinzu: "TPMs auf physischen Servern haben den Test nur in 1,49 Prozent der Fälle bestanden, was bedeutet, dass etwa 98 Prozent ein Upgrade nicht schaffen würden. Bei virtuellen Servern gibt es wiederum fast keine TPM-fähigen Server."
Unterschiedliche Ergebnisse, gleiche Tendenz
Die Daten von Lansweeper stehen im krassen Gegensatz zu den jüngsten Ergebnissen des Werbenetzwerks AdDuplex. Diese zeigten für den Monat März eine Akzeptanzrate von 19,4 Prozent, wenngleich der Anteil von Windows 11 gegenüber anderen Windows-Editionen im Vergleich zum Vormonat stagnierte.
Bei der Betrachtung der Daten von AdDuplex und Lansweeper muss man verstehen, wie die Unternehmen zu ihren jeweiligen Zahlen gekommen sind, erklärt Jack Gold, Principal Analyst bei J. Gold Associates. Es mache einen Unterschied, ob durch einen Webbrowser, der mit bestimmten Websites interagiert (eine selbstgewählte Gruppe von Nutzern) oder durch einen freiwilligen Nutzer, der die Software des Unternehmens ausführt (ebenfalls eine selbstgewählte Untergruppe). "Ohne genau zu wissen, wie sie ihre Zahlen erhalten, ist es ziemlich schwer zu beurteilen, wie genau diese sind. Ich würde aber eher zu einer niedrigeren Zahl tendieren als zu einer höheren", so Gold.
Wenig Neues gegenüber Windows 10
Die mangelnde Kompatibilität ist aber nur ein möglicher Grund für das geringe Interesse an einem Update. So merkt Roel Decneut, Chief Strategy Officer bei Lansweeper, an, dass Windows 11 im Gegensatz zu früheren Windows-Versionen einfach eine angepasste Version von Windows 10 sei und die Unterschiede zwischen den beiden Versionen minimal. "Dies ist wahrscheinlich der Hauptgrund, warum Unternehmen ein Upgrade auf eine neue und nahezu unerprobte Version ablehnen, anstatt bei dem zu bleiben, was sie mit Windows 10 kennen", so Decneut. Aufgrund der minimalen Unterschiede zwischen Windows 10 und 11 werde sich die langsame Verbreitung von Windows 11 wahrscheinlich fortsetzen, es sei denn, Unternehmen haben einen zwingenden Grund für ein Upgrade.
Kommt Zeit, kommt Windows 11
Steve Kleynhans, Vice President of Research bei Gartner, stimmt zu, dass sich kommerzielle Kunden nicht wirklich auf das neue Betriebssystem stürzen - und dies voraussichtlich auch nicht vor 2023 tun werden. Dennoch ist es laut Kleynhans noch "ein bisschen" früh, um Schlüsse über den Erfolg von Windows 11 zu ziehen.
"Obwohl das Betriebssystem-Update technisch gesehen sechs Monate alt ist, wurde einem sehr großen Prozentsatz von Rechnern das Update erst vor ein paar Monaten angeboten", sagte er in einem früheren Interview. "Die aktuelle Installationsrate ist wahrscheinlich nur eine normale Marktentwicklung in der Anfangsphase einer neuen Betriebssystemversion und kein Anzeichen für etwas wirklich Problematisches."
Dieser Artikel basiert auf einem Beitrag der US-Schwesterpublikation Computerworld.