Smart Devices

Mehr Sicherheit für Industriearbeiter dank IoT

17.07.2018
Von 


Christoph Müller-Dott ist Geschäftsführer für Deutschland und Österreich bei Orange Business Services. Mit mehr als 25 Jahren Erfahrung in der ITK-Industrie kennt er die Entwicklungen und Herausforderungen der Branche.
Durch die zunehmende Vernetzung von Maschinen, Daten und Menschen können Unternehmen die Sicherheit am Arbeitsplatz stetig weiter verbessern.

Sicherheit am Arbeitsplatz ist für alle Unternehmen ein wichtiges Anliegen. Laut Angaben der Internationalen Arbeitsorganisation ILO gibt es jedes Jahr rund 374 Millionen arbeitsbedingte Verletzungen und Unfälle, von denen viele vermieden werden könnten. Denn in der Regel liegt es in der Verantwortung des Arbeitgebers, dafür zu sorgen, dass sich seine Arbeitnehmer in einem sicheren Arbeitsumfeld bewegen.

IoT kann dazu beitragen, die Sicherheit von Industriearbeitern deutlich zu verbessern.
IoT kann dazu beitragen, die Sicherheit von Industriearbeitern deutlich zu verbessern.
Foto: Krunja - shutterstock.com

Neben den direkten Auswirkungen der Arbeitssicherheit auf den Menschen gibt es auch einen wirtschaftlichen Aspekt für den Arbeitgeber. Allein in Deutschland kam es im Jahr 2016 laut der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung zu insgesamt 877.071 meldepflichtigen Arbeitsunfällen. Darin nicht eingerechnet sind Fehlzeiten durch Krankheiten, die den Arbeitgeber durch den Ausfall der Mitarbeiter auch Geld kosten. Zusätzlich wirkt sich dies auch nachteilig auf die Versicherungsprämien aus.

Was also tun? Die Antwort liegt in der digitalen Technologie. Es gibt bereits seit einiger Zeit sehr spezifische und lokal begrenzte Lösungen für mehr Sicherheit am Arbeitsplatz. Einige Industriemitarbeiter werden mit „Lone Worker Devices" ausgestattet, tragbare Geräte, die einen Alarm auslösen, wenn der Arbeiter fällt oder sich nach einem Unfall oder dem Einatmen von Gasen nicht mehr bewegt. Diese Lösungen funktionieren in gewissem Umfang, aber es sind spezielle Lösungen, die dedizierte Server und Netzwerke verwenden. Sie sind üblicherweise auch recht teuer und aufgrund ihres Alters nicht besonders konvergent mit anderen Lösungen.

Intelligentere Geräte, intelligentere Möglichkeiten

Diesem Problem lässt sich mit der weiten Verbreitung von Smartphones Herr werden. So sind Sicherheits-Apps für Smartphones vergleichsweise einfach zu entwickeln, wie etwa eine spezielle Taste, die beim Drücken einen Alarm auslöst. Solche Apps ermöglichen es, maßgeschneiderte Alarme zu erstellen. Diese werden kontextbezogen konfiguriert und es kann festgelegt werden, wer bei einem Arbeitsunfall benachrichtigt wird.

Smartphones sind zudem in der Lage, selbständig Anrufe zu tätigen, sodass das Gerät, wenn ein Mitarbeiter ohnmächtig oder bewegungsunfähig ist, den Notruf automatisch für ihn absetzt. Der Notrufempfänger am anderen Ende der Leitung kann dem Mitarbeiter über die offene Leitung auch Fragen mit erhöhter Lautstärke stellen, falls sich das Smartphone außer Reichweite des Verunglückten befindet. Ein weiterer großer Vorteil digitaler Technologie ist, dass Umwelt- und Arbeitsbedingungen in Echtzeit überwacht und übertragen werden können. Industrielle Arbeitsunfälle können weitgehend vermieden werden, wenn sich der Status der Mitarbeiter und deren Umgebung kontinuierlich verfolgen lässt.

IoT-Tools erleichtern diese Aufgabe erheblich: Anwendungen und Tools können nun sogar die Biometrie eines Mitarbeiters überwachen und in Echtzeit an einen zentralen Ort übertragen, um seine Gesundheit und sein Wohlbefinden im Auge zu behalten und zu gewährleisten. Allerdings gilt für den Arbeitgeber zu beachten, dass der Einsatz derartiger Technologie mit dem Betriebsrat abgestimmt werden muss, da dieser hier Mitbestimmungspflicht hat.

Ändert sich die Technologie, muss sich der Prozess ändern

Allerdings geht es bei der Verbesserung der Arbeitssicherheit durch IoT-Entwicklungen um mehr als nur darum, Mitarbeiter und Maschinen mit IoT-Sensoren auszustatten. Es ist in diesem Prozess unabdingbar, den gesamten Arbeitsplatz zu optimieren. Sensoren, Echtzeitüberwachung der Vitalwerte und neue Smartphone-Anwendungen sind nur einige Beispiele dafür, wie das IoT die Sicherheit der Mitarbeiter verbessern kann, indem es das Verhalten der Mitarbeiter verändert. Ein ganzheitlicher Ansatz muss her - ein Smartphone mit einer Reihe von Arbeitssicherheitsanwendungen und Tools in einem ist sinnvoller, als eine ganze Batterie an unterschiedlichen Geräten, die vor Ort am Gürtel der Arbeiter befestigt wird.