Stellen Sie sich folgendes Szenario vor: Sie parken ihr Auto abends in der heimischen Garage, legen sich schlafen und am nächsten Morgen hat ihr Auto 20 PS mehr unter der Haube. Ganz ohne Werkstattbesuch einfach per Firmware-Update über das Internet, so ähnlich wie wir es von unseren Smartphones kennen. Was vor wenigen Jahren noch als Science Fiction abgetan worden wäre, wird dank vernetzter Autos bald Realität sein. Denn die Digitalisierung macht vor nichts und niemandem Halt - erst recht nicht vor Automobilherstellern. Doch die Branche muss sich erst noch daran gewöhnen, dass produktorientierte Ansätze heutzutage nicht mehr funktionieren.
Noch wird im Autobau ein Großteil der Funktionalität an bereits vernetzte Geräte wie Smartphones oder Tablets ausgelagert. Der Kunde erwartet aber grundlegende Features selbst dann, wenn das externe Device nicht verfügbar ist. Demnach werden die eingebaute Head Unit und die darauf installierte Software als Schnittstelle zwischen Fahrer und Fahrzeug enorm an Bedeutung gewinnen. Autofahrer sind an die Funktionalitäten ihrer Smartphones gewohnt und erwarten die Verfügbarkeit von Apps und Aktualisierungen über das Mobilfunknetz ebenso in ihrem Fahrzeug.
Das Rückgrat von Connected Cars
In einer vernetzten Welt sind Autos nicht mehr in sich geschlossen, sondern stützen sich auf Dienstleistungen eines OEM Vehicle Backend, das als Schnittstelle des Fahrzeugs in das Internet dient. Das OEM Vehicle Backend erstellt ein virtuelles Image des Fahrzeugs im Cyberspace und muss deshalb höchsten IT- und Datensicherheitsanforderungen genügen. Gleichzeitig muss das Backend flexibel und skalierbar genug sein, um die Verhaltensmuster des Benutzers zu verarbeiten. Um solche Funktionen zu bieten, können Backend-Systeme nicht mehr manuell und maßgeschneidert zusammengesetzt werden, sondern müssen in höchstem Maße integriert und automatisiert zur Verfügung stehen. Denn sie müssen kurze Time-To-Market, 24/7 Verfügbarkeit und möglichst niedrige Ausfallraten gewährleisten. Alle Änderungen an einem solchen Backend-System, sei es Rechenleistung, Netzwerk, Sicherheit oder Storage, müssen auditierfähig geloggt werden.
Die Kombination aus Fahrzeug-Backend, Over-the-Air (OTA) -Steuerung der Head Unit und womöglich sogar vernetzte Motorsteuergeräte (Engine Control Unit: ECU) ermöglicht eine völlig neue Servicequalität. Im Customer Relationship Management beispielsweise werden im After Sales individuelle Kundenanpassungen verkauft. Vehicle Relationship Management liefert Informationen zu Nutzungsmustern an das Produktmanagement und den Vertrieb.
- Capgemini über vernetzte Autos
Das vernetzte Auto - inwieweit theoretische Möglichkeiten und praktische Umsetzung auseinanderklaffen, haben die Analysten von Capgemini untersucht. - Besuch beim Händler
So schnell dürfte der stationäre Autohandel nicht aussterben. Schließlich wollen die Kunden das Auto "in echt" sehen und eine Probefahrt unternehmen. Das motiviert jedenfalls 72 Prozent beziehungsweise 61 Prozent der Befragten zu einem Besuch beim Händler, wie die Studie "Cars online 2014" zeigt. - Beliebte Services
Offenbar lassen sich Kunden in den aufsteigenden Märkten stärker von den neuen Services begeistern als Konsumenten in den reifen Märkten. Ob es um Sicherheit, Services oder Infotainment geht - überall ist das Interesse der Verbraucher in den aufsteigenden Ländern größer. - Daten teilen
Die Verbraucher wurden gefragt, wem sie Einblick in ihre Daten gewähren würden. Dabei liegen Hersteller und Händler vorn. Der Versicherung dagegen möchten noch nicht einmal vier von zehn Befragten Einblick geben. - Investitionen: Hersteller versus Händler
Ein anderer Aspekt ist die unterschiedliche Vorgehensweise von Herstellern und Händlern. Während 56 Prozent der Hersteller aktuell in ihre IT investieren wollen, sind es nur elf Prozent der Händler. Die Frage bezog sich auf den Einsatz von Smartphones und Tablets sowie Apps (Quelle: Studie "Neue Technologien im Autohaus). - Gründe für Investitionen in Apps
Motivation zum Investieren ist für Hersteller der Blick nach vorne. Sie nennen Zukunftsorientierung als wichtigsten Grund. Händler wollen vor allem die Kundenbindung stärken. - Auswirkungen der Smartphones
Hersteller schreiben Smartphones und Tablets stärkere Auswirkungen auf ihre Aktivitäten zu als Auto-Händler.
Car Management = Mobility Management
Moderne Autos sind mobile Devices auf Rädern, die über Dutzende von ECUs verfügen, welche bis zu 100 Millionen Zeilen an Code verarbeiten, und zusätzlich mit den Vehicle Bussystemen und Gateways verbunden sind. Die Elektronik in heutigen Automobilen ist verantwortlich für einen bedeutenden Anteil an den F&E- und Produktionskosten. Die Head Unit, die ursprünglich als Frontend für das Audiosystem des Fahrzeugs konzipiert wurde, wurde im Laufe der Jahre erweitert, um Dienste wie Navigation, Echtzeit-Verkehrsinformationen, Diagnoseinformationen und Warnmeldungen sowie nutzerzentrierte Daten wie E-Mails, soziale Feeds, Wetterinformationen und vieles mehr.
Die Head Unit fungiert auf diese Weise wie ein mobiles Gerät, auf dem in der Regel ein Echtzeit-Betriebssystem wie QNX läuft, mit all den bekannten Herausforderungen rund um die OTA-Datenerfassung und Softwarebereitstellung. QNX ist ein kommerzielles, Unix-ähnliches Betriebssystem entwickelt für Embedded-Systeme und mobile Geräte. Es bietet ein enorm flexibles und schlankes Betriebssystem für den Einsatz in verschiedenen Branchen und Systemen und ist einer der wichtigsten Hidden Champions in der Automobilindustrie.
Head Unit Management ebnet den Weg für innovative Mehrwertdienste, von denen das gesamte Automobil Ökosystem in Form der OEMs, Händler, Serviceanbieter und Fahrer profitiert. Das Management-Framework besteht aus drei Säulen: Over-the-Air Remote Car Datenerfassung, Over-the-Air Remote Datenbereitstellung und Datensicherheit/Datenschutz.