Seit immer mehr Mitarbeiter aus dem Home-Office agieren, hat das Thema IT-Sicherheit für viele Unternehmen eine neue Dringlichkeit bekommen. Das beobachtet auch Yakup Saygin, Gründer und Vorstand des Münchner IT-Dienstleisters Saytec. Insbesondere für Unternehmen im Gesundheitsbereich sei es essenziell, dass die Mitarbeiter mit den sensiblen Daten auch aus dem Home-Office heraus sicher arbeiten können. "Die Anwender sind bekanntlich immer das schwächste Glied in der Kommunikationskette, daher haben Hacker sie besonders im Visier" beobachtet Saygin. Darum muss es das Ziel sein, Anwender in die Lage zu versetzen, sicher zu kommunizieren, selbst wenn sie sich nicht selbst mit dem Thema IT-Sicherheit auskennen.
Heim-PC und Unternehmensnetzwerk sind entkoppelt
Für den sicheren Remote Access setzt Saygin auf die Virtual Protected Secure Communication (VPSC). Diese Technologie auf einer mehrstufigen Defence-in-Depth-Strategie auf, die sich über drei Sicherheitsblöcke erstreckt. Im Unterschied zu VPN funktioniert sie ohne eine Netzwerk-zu-Netzwerk-Kopplung. Die Identität des Anwenders wird über einen Access-Client in Form eines USB-Sticks sowie über seinen Finger geprüft. "Für noch mehr Schutz lässt sich eine zusätzliche Passwortabfrage für den Access Client einrichten", ergänzt der Saytec-Gründer.
Der Heim-PC ist vom Unternehmensnetzwerk entkoppelt - dem PC sind keine Informationen über das Firmennetzwerk zugänglich. "Mobile Anwendungen können gleich lokal auf dem Access Client eingerichtet werden, um dann aus dem Arbeitsspeicher verschlüsselt und sicher getunnelt zu werden", erklärt Saygin. Die Kommunikation erfolge "defense in depth" verschlüsselt und abgekapselt. Wird der Access Client abgezogen, bleiben keine Spuren auf dem genutzten PC.
Anwender brauchen keine Schulung
Auch bei Verlust des USB-Sticks bestehe keine Gefahr, da der darin enthaltene Mikrochip AES verschlüsselt ist und den PC bis zur Authentifizierung lediglich als Stromlieferant nutze. Erst nach erfolgreicher Authentifizierung gebe sich der Access Client dem PC bekannt. Eine eigene Schulung der Mitarbeiter im Home-Office hält Yakup Saygin für nicht nötig: "Eine kurze Einweisung zur Bedienung des Sticks genügt, schon finden die Anwender sich in ihrer Arbeitsumgebung wieder, die sie aus dem Büro gewohnt sind." Da auf den heimischen Geräten nichts installiert werden müssen, kann der Rollout der Remote-Access-Lösung schnell erfolgen - für die Mitarbeiter einer ganzen Stadtverwaltung war die Einrichtung zum Beispiel an einem halben Tag erledigt.
- So profitieren Arbeitnehmer und Arbeitgeber
Die Arbeit im Home-Office ist aufgrund der COVID-19-Pandemie für viele Arbeitnehmer und Arbeitgeber zur Arbeitsnorm geworden - gewollt und ungewollt. Die Bedingungen der Pandemie stellen Heimarbeiter vor besondere Herausforderungen, aber auch ohne die Corona-Einschränkungen gilt es, im Home-Office auf die mentale Stärke und Gesundheit zu achten. Folgende Tipps sollten Unternehmen und Angestellte beachten, um motiviert und produktiv arbeiten zu können. - Arbeitspensum im Blick behalten
Arbeitgeber sollten besonders die Wahrnehmung ihrer Mitarbeiter in Bezug auf ihr Arbeitspensum im Blick behalten. Nicht alle haben den Mut zu sagen, überfordert zu sein. Regelmäßige Einzelgespräche, in denen sich auf vertrauter Ebene nach dem Wohlbefinden und der Auslastung erkundigt werden kann, sind jetzt entscheidend. Das ist entweder im persönlichen Videogespräch oder über digitale Werkzeuge möglich. Hier können vor allem Feedback-Tools helfen, womit Angestellte idealerweise einmal in der Woche anonym Feedback geben können. - Zusätzliche Benefits für Angestellte anbieten
Gerade jetzt sollten Unternehmen darauf achten, dass die Benefits stimmen. Eine Möglichkeit wäre, die Urlaubstage zu erhöhen, sofern sich das einrichten lässt. So haben Angestellte als Ausgleich mehr Zeit für sich oder ihre Familie. Angefallene Überstunden eignen sich zudem, um nun für die Freizeit genutzt zu werden. Zusätzlich sollten Betriebe das Homeoffice ihrer Angestellten mit entsprechenden Büromöbeln und IT ausstatten, damit die Arbeit von zu Hause produktiv bleibt. - Home-Office vom Privatleben trennen
Beschäftigte sollten darauf achten, dass der Arbeitsbereich vom häuslichen Alltag abgegrenzt wird und der Arbeitsplatz nicht dort ist, wo auch der Feierabend verbracht wird. Der Computer sollte also, wenn möglich, in einen separaten Raum platziert werden, um zur Ruhe zu kommen. Dadurch gelingt es leichter in den Feierabendmodus zu wechseln. Und auch das Mittagessen sollte nicht vor dem Laptop eingenommen, sondern bewusst vom Arbeitsplatz abgegrenzt werden. - Bewusste Pausen einlegen
Die Mittagspause oder den Feierabend sollten Angestellte für einen Gang an die frischen Luft nutzen, um gedanklich von der Arbeit abzuschalten. Dafür können sie ihren Kollegen über die Statusanzeige in Chat-Programmen signalisieren, dass sie gerade zu Tisch oder in einer Pause sind. Es wäre auch möglich, mit Emojis kleine Codes vereinbaren: Ein Pizza-Emoji hinter dem eigenen Account-Namen steht für die Mittagspause, ein Computer-Emoji für die Arbeitsphase. - Feierabend ist Feierabend
Direkt nach Arbeitsende sollte der Computer ausgeschaltet werden, auch das Smartphone kann nach der Arbeit für eine gewisse Zeit auf Flugmodus gestellt werden, um einen bewussten Übergang von Arbeit und Feierabend sicherzustellen. Beschäftigte können auch hier ihren Kollegen über die Statusanzeige oder mit Emojis signalisieren, dass sie im wohlverdienten Feierabend sind. Manchmal kann es auch schon helfen, von den Arbeitsklamotten in eine Jogginghose zu wechseln, um geistig mit dem Arbeitstag abzuschließen. - Erwartungen anpassen
Sowohl als Chef als auch als Angestellter heißt es, Erwartungen an die neuen Umstände anzugleichen, Verständnis und Empathie zu zeigen, eigene Grenzen kennenzulernen und zu setzen - "business as usual" ist derzeit kaum möglich. Arbeitgeber, aber auch Angestellte sollten klare und faire Ziele vereinbaren. Hierfür hilft eine strukturierte Liste zu allen Arbeitsaufträgen, die priorisiert werden. Wenn es leichter ist, die Arbeit zu erledigen, nachdem die Kinder ins Bett gegangen sind, dann sollten Angestellte die Möglichkeit haben, die Arbeitszeiten an ihre Bedürfnisse und Lebensumstände anzupassen. - Kein schlechtes Gewissen, wenn nicht alles geschafft wurde
An manchen Tagen ist man produktiver als an anderen. Daher sollten sich Angestellte auf die wichtigen Projekte konzentrieren, wenn sie einen Tag mit wenigen Unterbrechungen haben. Kleinere Aufgaben sollten auf Tage mit weniger Konzentrationslast aufgeschoben werden, sofern möglich. Mitarbeiter sollten auch immer die Möglichkeit haben, ihre Kollegen anzusprechen und um Rat oder Unterstützung bitten zu können - denn jeder kennt solche Tage oder Aufgaben, in denen einfach der Wurm drin ist und nichts zu laufen scheint. Empathie und Verständnis ist also gerade jetzt das Gebot der Stunde - das sollte sich auch in der Unternehmenskultur niederschlagen, damit sich die gesamte Belegschaft gehört und inkludiert fühlt.