Whitman hatte 2011 die Spitzenposition bei Hewlett-Packard übernommen, nachdem sie neun Monate lang Mitglied des Verwaltungsrats war. Zuvor hatte die ehemalige Ebay-Chefin eigentlich den Plan einer politischen Karriere verfolgt. 2010 scheiterte sie aber mit dem Versuch, Gouverneur des US-Bundestaates Kalifornien zu werden. Rund 100 Millionen Dollar ihres eigenen Vermögens hatte die für die Republikaner aufgestellte Kandidatin ausgegeben, um am Ende doch gegen den Demokraten Jerry Brown zu unterliegen.
Bei Hewlett-Packard verliefen die dann folgenden Jahre äußerst turbulent. Das Unternehmen war ein Sanierungsfall, Whitman kam um einschneidende Maßnahmen nicht herum. Nach diversen Kostensenkungs-Runden, die nicht zu den gewünschten Ergebnisverbesserungen führten, entschied Whitman im Jahr 2014 zusammen mit dem Verwaltungsrat, das Unternehmen aufzuspalten. Das Drucker und PC-Geschäft wurde in die HP Inc. ausgelagert, die heute erfolgreich von CEO Dion Weisler geführt wird. Whitman war zunächst zusätzlich zu ihrer Rolle als HPE-Chefin auch Board-Mitglied und Chairman von HP Inc., gab diese Funktion aber im Juli 2017 auf.
Kämpfen im Kerngeschäft
Die Neuaufstellung von HPE nahm Whitman voll in Anspruch. Das Geschäft mit Servern, Speicher, Netzequipment, Business-Software und Technologie-Services war kein Selbstläufer, zumal die Märkte - durch Trends wie Cloud Computing und allgemeine Commoditisierung - noch immer in einem tiefgreifenden Wandel sind. Auch große Rivalen will Dell und IBM haben mit den Veränderungen zu kämpfen.
Die radikalen Maßnahmen, zu denen sich Whitman durchrang, waren nicht unumstritten: In einer 13,5 Milliarden Dollar schweren Transaktion fusionierte sie die IT-Dienstleistungssparte von HPE mit dem IT-Service-Konzern Computer Science Corp. (CSC) zu einem170.000 Mitarbeiter starken Großunternehmen, das heute als DXC Technology firmiert. Das IT-Servicegeschäft von HP war im Wesentlichen aus der Übernahme des IT-Dienstleisters EDS hervorgegangen, den HP im Jahr 2008 für knapp 14 Milliarden Dollar übernommen hatte. Der Erfolg hielt sich in Grenzen, bald waren milliardenschwere Abschreibungen auf den Firmenwert von EDS nötig.
Softwaresparte mit Micro Focus fusioniert
Auch große Teile der Softwaresparte - laut Whitman handelt es sich um die nicht strategischen Bereiche - brachte HPE in ein Joint Venture ein, diesmal mit dem britischen Softwarehaus Micro Focus. Der rund 8,8 Milliarden Dollar schwere Deal brachte HPE eine 50,1-Prozent-Mehrheit an Micro Focus ein. Whitman gab dabei Produkte aus den Bereichen Application Delivery Management, Big Data, Security, Information Management & Governance sowie IT Operations Management an das Gemeinschaftsunternehmen ab.
Ob das Wirken von Whitman bei HPE unterm Strich erfolgreich war, darüber streiten sich die Geister. Die Konzernchefin selbst ist jedenfalls überzeugt davon, dem Unternehmen eine klare Linie mit einer "kristallklaren Mission" verpasst zu haben. Man unterstütze die Unternehmenskunden dabei, die Vorteile neuer Technologien für sich nutzen zu können - einschließlich Cloud Computing, Data Analytics und Internet of Things (IoT). Mit kleineren Übernahmen, beispielsweise Nimble Storage, wurde zudem gezielt in Wachstumsmärkte investiert.
Jetzt erstmal Ski fahren
Whitman sagte gegenüber der "New York Times", es sei ein "Privileg" gewesen, Hewlett-Packard durch die Herausforderungen der vergangenen Jahre zu begleiten. Heute seien sowohl HPE als auch HP Inc. schlank, innovativ und wettbewerbsfähig aufgestellt. "Darauf bin ich wirklich stolz", so die scheidende HPE-Chefin. Jetzt wolle sie erst einmal Pause machen und Ski fahren. Sie habe 35 Jahre durchgearbeitet und freue sich nun auf eine Auszeit.