Der Wert von Daten als strategischer Rohstoff für die Unternehmens-steuerung wird erkannt", lautet das Fazit von Carsten Bange, Geschäftsführer des Business Application Research Center (Barc). Diese Erkenntnis zieht der Business-Intelligence-(BI-)Experte aus dem "Big Data Survey Europe", für den die Analysten europaweit rund 270 Unternehmensvertreter zu ihren Big-Data-Initiativen befragt haben.
Demnach rechnen die Anwender mit weiter wachsenden Datenbergen. Rund die Hälfte der befragten Unternehmen geht davon aus, dass sie allein 2013 etwa ein Viertel mehr Daten in den Griff bekommen müssen als noch im Vorjahr. Zu den wichtigsten Treibern für Big-Data-Projekte zählen aus Sicht von Bange vor allem der Wunsch nach neuen Möglichkeiten in der Datenanalyse (75 Prozent), ein besseres Handling immer größerer Datenmengen (72 Prozent) sowie die Absicht, künftig verstärkt polystrukturierte Datenquellen zu nutzen (66 Prozent).
- Markt für Big Data in Deutschland wächst
2013 steht ganz im Zeichen von Big Data - da sind sich die Experten von Gartner, BARC und Bitkom einig. Immer mehr Anwenderunternehmen nehmen demnach Geld in die Hand und wollen aus ihren Daten Kapital schlagen.
Big Data muss kein Kostentreiber sein
Angesichts dieser Anforderungen investierten die Unternehmen bereits in Big-Data-Lösungen, resümiert Bange. Die entsprechenden Budgets würden in den kommenden Jahren um etwa acht Prozent jährlich wachsen. Allerdings wäre es verkehrt, daraus zu schließen, dass Big Data zwangsläufig zu höheren IT-Kosten führen müsse. Vielmehr ließe sich auch durch eine intelligente Aufteilung der bestehenden Ressourcen schon einiges bewegen.
Das Verständnis für Big Data wächst, bestätigt Gartner-Analyst Douglas Laney. Immer mehr Unternehmen sei klar, dass sich der richtige Umgang mit den Daten zu einem geschäftskritischen Faktor entwickle. Der Grund: Mit den bestehenden Ansätzen, Techniken und Prozessen stießen die Anwender mehr und mehr an ihre Grenzen. Allerdings, schränkt Laney ein, ständen die meisten Unternehmen noch am Anfang.
Einer weltweiten Gartner-Umfrage zufolge haben 42 Prozent der Unternehmen bereits in Big-Data-Technik investiert beziehungsweise planen, dies im laufenden Jahr zu tun. Anwender würden bereits heute besser mit Daten hantieren, als sie dies jemals in der Vergangenheit getan hätten, sagt Laney. "Doch sie tun das noch lange nicht mit der gleichen Disziplin, die sie für den Umgang mit anderen Assets wie Produktionsmaterial oder Geld an den Tag legen."
Das könnte sich in den kommenden Jahren ändern. In diesem Jahr soll sich der deutsche Big-Data-Markt auf rund 651 Millionen Euro summieren, so eine Schätzung des Branchenverbands Bitkom, die auf Zahlen des Analystenhauses Experton Group basiert. Das würde eine Steigerung um 85 Prozent gegenüber dem Vorjahr bedeuten. Bis 2016 soll der Markt auf fast 1,7 Milliarden Euro weiter wachsen. Das wäre ein jährliches Plus von etwa 48 Prozent. Noch "steckt Big Data in Deutschland in den Kinderschuhen", schränkt SAP-Manager und Bitkom-Präsidiumsmitglied Michael Kleinemeier ein. Einer Bitkom-Umfrage unter rund 1000 Bundesbürgern zufolge kennen nur 15 Prozent der Befragten den Begriff Big Data und seine Bedeutung. Jeder vierte gab an, die Analyse großer Datenmengen würde keine persönlichen Vorteile bringen.
"Ohne den Einsatz von Big Data werden viele gesellschaftliche Herausforderungen nicht zu schaffen sein", warnt Kleinemeier. Er verweist auf Analysen von medizinischen Daten beispielsweise zur Krebsbekämpfung. In Stockholm sei es gelungen, dank Big Data Verkehrsaufkommen und -emissionen um 20 Prozent sowie Fahrzeiten sogar um die Hälfte zu reduzieren. Dafür müssten jedoch pro Sekunde 250.000 Standortdaten von Verkehrsteilnehmern, Video- und Sensorsystemen ausgewertet werden. (mhr)