Augmented Reality Headset

Magic Leap 2 - Mit den zweiten sieht man besser

22.03.2022
Von  und
Mike Elgan schreibt als Kolumnist für unsere US-Schwesterpublikation Computerworld und weitere Tech-Portale.


Manfred Bremmer beschäftigt sich mit (fast) allem, was in die Bereiche Mobile Computing und Communications hineinfällt. Bevorzugt nimmt er dabei mobile Lösungen, Betriebssysteme, Apps und Endgeräte unter die Lupe und überprüft sie auf ihre Business-Tauglichkeit. Bremmer interessiert sich für Gadgets aller Art und testet diese auch.
Die neue Version des AR-Headsets von Magic Leap verfügt über zwei Funktionen, die sie ideal für Unternehmensanwendungen machen.
Trotz aller Fortschritte: Wie die Magic Leap 2 zeigt, ist der Weg zu alltagstauglichen AR-Brillen noch weit.
Trotz aller Fortschritte: Wie die Magic Leap 2 zeigt, ist der Weg zu alltagstauglichen AR-Brillen noch weit.
Foto: Magic Leap

Magic Leap wurde vor 12 Jahren gegründet und bot zunächst eine Reihe von Proof-of-Concept-Prototypen an, die anfangs größer als ein großer Kühlschrank waren. Vor vier Jahren stellte das Unternehmen dann sein erstes Augmented-Reality-Headset für Consumer vor. Die Technologie war allerdings noch nicht reif für die Welt oder vielleicht auch die Welt noch nicht für die Technologie. Tatsache ist, dass das AR-Startup nur ein paar tausend Stück seiner Smartglasses verkaufte und sich gerade so bis zur nächsten Finanzspritze über Wasser halten konnte.

Mit dem neu vorgestellten Prototypen von Magic Leap 2 könnte sich das Blatt wenden. Er bietet universelle Verbesserungen in allen Aspekten der Technologie, Benutzerfreundlichkeit und Funktionalität des Geräts. Und zwei Merkmale machen Magic Leap zu einem Gerät, das den Markt für Augmented Reality (AR) in Unternehmen dominieren könnte.

Um die Positionierung von Magic Leap 2 darzustellen, hilft es, den AR-Markt für Unternehmen in fünf allgemeine Kategorien zu unterteilen:

  1. AR, aber ohne Brille. Dies ist die führende Kategorie, da Smartphones grundlegende AR-Funktionen ausführen können. Da man Smartphones aber nicht wie eine Brille tragen kann, ist diese Kategorie hier uninteressant.

  2. Brille, aber nicht AR. Alphabets Glass Enterprise Edition 2, ehemals als "Google Glass" bekannt, ist ein Beispiel für ein Headset, das kontextbezogene Informationen in das Sichtfeld des Trägers einblendet. Bei dieser Kategorie handelt es sich um ein Heads-up-Display, da die für den Benutzer sichtbaren virtuellen Informationen auf der Grundlage der Kopfbewegung positioniert werden und nicht an physischen Objekten verankert sein müssen.

  3. Vollständige AR-Brille. Diese Kategorie, die durch das erste Produkt von Magic Leap und die HoloLens 2 von Microsoft repräsentiert wird, bietet dem Benutzer eine uneingeschränkte Sicht auf die Welt, wobei virtuelle Objekte oder Wörter an physischen Objekten verankert sind - zum Beispiel mit dem virtuellen 3D-Modell eines Gebäudes auf einem realen Schreibtisch.

  4. AR/VR-Brillen. In dieser Kategorie bietet die VR-Hardware ein AR-Erlebnis. Anstelle einer ungehinderten Sicht sieht der Benutzer ein Echtzeitvideo der Umgebung, in das virtuelle Objekte eingeblendet sind.

  5. Alltagstaugliche AR-Brillen, die wie normale Brillen aussehen. Dies ist der Heilige Gral von Augmented Reality und noch Jahre davon entfernt, Realität zu werden.

Fokus auf den Enterprise-Markt

Während sich Magic Leap früher sowohl an Unternehmen als auch an Verbraucher richtete, ist die neue Version zu 100 Prozent auf den Enterprise-Markt ausgerichtet - insbesondere auf das Militär, die Fertigung und das Gesundheitswesen. Damit nicht genug, wurde die neue Magic Leap 2-Hardware in jedem Detail stark verbessert. Sie verfügt nun über ein doppelt so großes Sichtfeld wie die Vorgängerversion, eine längere Akkulaufzeit, eine höhere Bildqualität, eine bessere Hand- und Augenerkennung, einen leistungsstärkeren Prozessor und ein leichteres Netzteil.

So verfügt Magic Leap 2 nun über neun Kameras, darunter zwei auf dem Hand Controller und vier, die die Augenbewegungen erfassen. Die Handsteuerung verwendet außerdem Infrarotsensoren, um die Handbewegung zu erfassen.

Wie die erste Version hat auch Magic Leap 2 eine "Puck"-Komponente, um das Gewicht des Headsets zu verringern. Sie enthält den Akku und die CPU und kann an einem Gürtel befestigt werden, der über ein physisches Kabel mit dem Headset verbunden ist. Das Gerät ist mit einem Quad-Core Zen 2-Prozessor von AMD ausgestattet, der die dreifache Rechenleistung der ursprünglichen Version bietet.

Die Akkulaufzeit beträgt jetzt 3,5 Stunden (vorher waren es etwa zwei Stunden). Optional ist auch ein größeres Akkupack erhältlich. Mit der Akkulaufzeit - möglicherweise bis zu acht Stunden - erhöht sich aber auch das Gewicht.

Zwei großartige neue Magic Leap-Funktionen

Magic Leap 2, das noch in diesem Jahr auf den Markt kommen soll, bietet zwei großartige Funktionen für Unternehmen. Die erste ist einzigartig unter den großen Headsets: die intelligente Verdunkelung.

Die Brille verfügt über eine neue Dimm-Funktion, die wie eine Sonnenbrille funktioniert. Während diese die Sicht auf die Welt um Sie herum abdunkelt, bleiben die virtuellen Objekte hell. Dieser Kontrast verbessert die Sicht und Lesbarkeit radikal und ermöglicht die Verwendung der Headsets in hellen Räumen und bei direkter Sonneneinstrahlung - eine unverzichtbare Funktion für den Einsatz in Unternehmen.

Noch besser ist, dass Teile des Raums selektiv abgedunkelt werden können, um AR-Objekte klarer und schärfer darzustellen. Der Effekt kann ein AR-Objekt, das wie ein durchsichtiges Hologramm aussieht, in ein solid wirkendes VR-Objekt verwandeln. VR-Objekte wirken damit, als stünden sie in einem dunklen Raum im Scheinwerferlicht, sogar in einem hellen Raum.

Die Magic Leap 2 verfügt über drei Kategorien von Dimming. Globales Dimmen, das vom Benutzer gesteuert werden kann; automatisches Dimmen, das sich an die Lichtverhältnisse im Raum anpasst; und dynamisches Dimmen, bei dem Sie jeden Teil des Sichtfelds dimmen können. Zusammengefasst ermöglicht es die Dimmfunktion von Magic Leap also, dass die AR-Brille wie eine VR-Brille funktionieren kann.

Hinzu kommt, dass Raumklang dabei hilft, virtuelle Meetings natürlicher zu gestalten und die Richtung für Lehrinhalte vorzugeben. Zum Beispiel kann ein Ton den Nutzer zu einem bestimmten Ort oder in eine bestimmte Richtung führen. Der Ton kann nicht nur nach oben oder unten, nach links oder rechts gerichtet sein, sondern auch näher oder weiter weg platziert werden. Wenn Sie ein virtuelles Meeting haben und einen holografischen Kollegen sprechen hören, z. B. zu Ihrer Linken, können Sie ihn besser hören, wenn Sie Ihren Kopf in seine Richtung drehen.

Das zweite entscheidende Merkmal von Magic Leap 2 für Unternehmen ist die Tatsache, dass es wirklich Open Source ist. Das Betriebssystem von Magic Leap basiert auf dem Android Open Source Project, das von Google gepflegt wird. Magic Leap hofft, dass diese Offenheit die Entwicklung eines robusten Ökosystems von Unternehmensentwicklern fördern wird. Ich denke, sie haben Recht.

Dieser Artikel basiert auf einem Beitrag der CW-Schwesterpublikation Computerworld.