CW-Kolumne

Machs gut, Steve!

01.09.2013
Von 
Martin Bayer ist Chefredakteur von COMPUTERWOCHE, CIO und CSO. Spezialgebiet Business-Software: Business Intelligence, Big Data, CRM, ECM und ERP.
Man kann dem scheidenden Microsoft-Boss Steve Ballmer vieles vorwerfen: dass er wichtige Trends wie das Internet und den Mobile-Boom verschlafen, Zukäufe wie den Online-Werber Aquantive in den Sand gesetzt oder mit seinen Hardwarevorstößen rund um Zune, Kin und zuletzt Surface kein glückliches Händchen besessen hat.
Martin Bayer, Stellvertretender Chefredakteur bei der COMPUTERWOCHE
Martin Bayer, Stellvertretender Chefredakteur bei der COMPUTERWOCHE

Doch eines kann man Ballmer bestimmt nicht nachsagen: dass er seinen Job nicht mit Leidenschaft gelebt hat. Unvergessen sind die zahlreichen Auftritte des "Monkey Boy" auf Entwickler- und Partnerkonferenzen, auf denen er sein Publikum in bester Einpeitschermanier mit sich überschlagender Stimme auf die Microsoft-Produkte eingeschworen hat. Legendär seine cholerischen Wutausbrüche, wenn verdiente Mitarbeiter zur Konkurrenz wechseln wollten oder es wagten, ein iPhone in seiner Gegenwart zu zücken.

Mit Ballmer verabschiedet sich ein Manager, der polarisierte und Emotionen weckte. Er hat Farbe in die IT-Branche gebracht, und man konnte sich an ihm reiben. Seit 1980 bei Microsoft - ab 2000 als CEO - gehört der in Detroit geborene Mathematik- und Wirtschaftsexperte zu den Urgesteinen der Branche und darf - auch wenn ihm die technischen Visionen abgingen - in einer Reihe mit Bill Gates, Scott McNealy, Lawrence Ellison und Steve Jobs genannt werden. Schließlich sollte man bei allen Fehlgriffen die Verdienste Ballmers nicht unter den Tisch kehren. Er hat die Microsoft-Produkte auf dem Server hoffähig gemacht.

Sharepoint und der SQL Server sind heute in vielen Unternehmen nicht mehr wegzudenken. Er hat langen Atem bewiesen und die Xbox als ernst zu nehmende Playstation-Alternative im Markt durchgeboxt. In seiner Amtszeit hat sich der Jahresumsatz von 23 auf zuletzt 78 Milliarden Dollar verdreifacht, der Gewinn stieg von gut neun auf fast 22 Milliarden Dollar. Und zuletzt hat Ballmer selbst erkannt, wann es Zeit war zu gehen. Er hat den Umbau angestoßen und dann seinen Abschied erklärt, bevor ihn unzufriedene Aufsichtsräte und Anteilseigner aus dem Amt kegelten. Dafür gebührt Ballmer Respekt. Sein Nachfolger hat große Fußstapfen zu füllen. (mhr)