Apple hat ein komplett neues Macbook Pro vorgestellt, das vor allem mit einer kontextsensitiven Multitouch-Leiste überzeugt. Diese Touch Bar hat jedoch ihren Preis, das neue Macbook Pro gibt es daher auch in einer etwas konservativeren Variante mit den herkömmlichen Funktionstasten. Diese sehen aber mit einem Mal wie das Konzept aus dem vorigen Jahrhundert aus, das sie auch sind.
Macbook Pro mit neuer Bedienleiste: Touch Bar
Bereits seit Wochen kursieren Gerüchte um das neue Macbook Pro, zuletzt sind Details sogar von Apple selbst durchgesickert. Das Leck lieferte Apple ganz offiziell mit dem Wartungsupdate auf macOS Sierra 10.12.1. Das Update beinhaltet Bilder des nun vorgestellten Macbook Pro, schon in den Betafassungen des Updates waren die Abbildungen in den Tiefen des Systems versteckt.
Und diese Bilder zeigen auch schon die auffälligste Neuerung des neuen tragbaren Spitzenmodells der Mac-Serie: Statt der Leiste mit den Funktionstasten hat Apple nun eine OLED-Bedienleste Namens Touch Bar integriert, die je nach Betriebszustand die passenden Funktionen einblendet und auf Multitouch reagiert - auf bis zu zehn Eingaben gleichzeitig. Rechts an der Leiste befindet sich ein Fingersensor, über den man beispielsweise mit Apple Pay bezahlen kann. Aber auch der schnelle Benutzerwechsel ist damit möglich, haben sich mehrere Personen am System angemeldet und mit ihren Fingerabdrücken registriert.
Eine feststehende esc-Taste, die doch viele Anwender häufig verwenden, gibt es nicht mehr. Stattdessen ist sie in der Touch Bar integriert, wird aber nur dann eingeblendet, wenn sie in der jeweiligen Arbeitssituation benutzt werden kann. Die Position bleibt gleich: links oben.
Die Tastatur selber bleibt mechanisch. Allerdings nutzt nun auch das Macbook Pro die Schmetterlings-Tastenmechanik der zweiten Generation, die erstmals beim kleinen Macbook zum Einsatz kommt. Diese Tastatur hat einen deutlich geringeren Hub, das bedarf nach unserer Erfahrung mit dem Macbook anfangs einiger Umgewöhnungszeit. Dafür ermöglicht die neue Mechanik eine noch flachere Bauweise, die neuen Flundern sind bis zu 20 Prozent dünner als die bisherigen Macbook-Pro-Modelle. Zudem bringen sie rund 500 Gramm weniger auf die Waage. In manche vollgepackten Notebookrucksäcke muss man fortan also noch genauer reinschauen, ob man das Macbook Pro tatsächlich eingepackt hat.
Doppelt so groß wie bisher ist das Touchpad. Das erhöht den Komfort enorm, zumal es sich nun nicht mehr um ein Touchpad mit mechanischen Tasten handelt, sondern um ein Force Touch Tochpad, das wie die Tastatur das erste mal beim 12 Zoll großem Macbook zum Einsatz gekommen ist.
Displays des Macbook Pro mit 13 und 15 Zoll
Spätestens nach der Präsentation des Microsoft Surface Studio, dem iMac-Konkurrenten mit Touch-Display, wächst bei manchen Mac-Benutzern sicherlich der Wunsch, auch einen Mac mit Touch-Display zu bekommen. Die erste Gelegenheit dazu wäre die Vorstellung des neuen Macbook Pro gewesen. Und im Vorfeld der Präsentation kursierten unter den dutzenden Gerüchten auch jenes, dass das Macbook Pro mit einem Touch-Display ausgestattet sein soll. Doch die Quellenlage dafür war sehr dünn und letztendlich bleibt es bei einem ganz konventionellen Display. Dieses hat Apple aber immerhin in seiner technischer Ausstattung verbessert. Zudem ergäbe ein Touch-Macbook wenig Sinn: Apple trennt nach wie vor deutlich zwischen den Betriebssystemwelten iOS (Touch) und macOS (Tastatur). Gemeinsam ist beiden nun der Sprachassistent Siri.
Die Touch Bar hingegen bringt eine neue Dimension in das System. Man tippt und wischt nicht wie auf Windows-10-Hybridmaschinen auf dem Bildschirm herum, sondern bekommt eine mutlifunktionale Werkzeugleiste, die das Trackpad nicht einmal ersetzt, sondern vor allem ergänzt. Wie beides zusammenspielt, demonstrierte etwa Adobes Bradee Evans, die mit ihrer rechten Hand bei der Präsentation einen Pinsel via Trackpad führte und mit der linken die aufgetragene Farbe wie Touch Bar stufenlos anpasste. Die Trennung von Werkzeugnutzung per Touch und Anzeige hat einen gewaltigen Vorteil nicht nur bei der Bildbearbeitung: Der Bildschirm bleibt im Vollbildmodus, keine Werkzeugpaletten stören, da sie nur die Touch Bar beanspruchen.
Vorerst kommen nur Apples eigene Programme mit allen Optionen der Werkzeugauslagerung auf die Leiste nördlich der Tastatur, besonders eindrucksvoll war das etwa an Final Cut Pro X zu sehen, aber auch Fotos und Garageband werden enorm davon profitieren. Entwickler werden nun ihre Software anpassen, Adobe will bis Ende des Jahres die gezeigten Funktionen in die Creative Cloud einbauen. Aber auch Microsoft hat für Office Touch-Bar-Unterstützung angekündigt, ebenso zahlreiche weitere Entwickler.
Nur noch Thunderbolt 3: Die Anschlüsse des Macbook Pro
An jeder Seite zwei Anschlüsse, die nach USB-C aussehen: Das stimmt. Aber: USB-C nutzt den gleichen Stecker wie Thunderbolt und eben diese Highspeed-Schnittstelle ist nun die einzige im neuen Macbook Pro. Wobei Thunderbolt 3 derart variantenreich ist und neben USB auch die Standards Display Port und Ethernet in sich vereint. Magsafe hingegen hat ausgedient, das Macbook Pro lässt sich über Thunderbolt laden. Und zwar über jeden der vier Ports. An Bord geblieben ist hingegen der Audioausgang mit 3,5-mm-Klinke. Aber das Macbook muss ja im Gegensatz zum iPhone nicht unbedingt wasserdicht werden.
Apple war schon immer kompromisslos, wenn das darum ging, alte Zöpfe abzuschneiden. Wir erinnern uns an SCSI (fiel 1998 mit dem ersten iMac weg), das Diskettenlaufwerk (war ebenfalls mit dem ersten iMac Geschichte) oder das optische Laufwerk, das Apple beim ersten Macbook Air im Jahre 2008 einfach weg ließ. Die Aufschreie der Empörung seitens der Anwender waren jedes Mal groß, doch Apple hatte genauso gut jedes Mal Recht, denn nur wenige Monate später wurde klar, dass die alte Technologie tatsächlich ausgedient hatte und sie eigentlich niemand mehr brauchte.
Gleiches setzt sich nun mit dem Macbook Pro fort: Mehrere für den Anwender relevante Schnittstellen fallen nun Thunderbolt 3 zum Opfer. Die von Intel entwickelte Technik setzt auf den USB-3.1-Typ-C-Anschluss, wie Apple ihn bereits beim Macbook einsetzt. Anders als beim Macbook stehen hier jedoch auch die Signale für einen vollwertigen Thunderbolt-Port auf der Buchse zur Verfügung. Außerdem liegen auf der Buchse die Signale für Display-Port an. Man kann also externe Monitore bis 5K-Auflösung anschließen, jedoch nur einen. Schließt man zwei an - mehr geht nicht - werden diese mit 4K angesprochen. Per Adapter gehen dann auch HDMI-, DVI- und sogar VGA-Monitore.
Externe USB-Geräte wie Festplatten und andere Peripheriegeräte finden hier Anschluss, und das mit bis zu zehn Gigabit pro Sekunde. Für den bekannten USB-Typ-A-Stecker benötigt man jedoch einen Adapter.
DasThunderbolt-Protokoll ist nichts andere als ein PCI-Express-Bus umgesetzt auf eine serielle Schnittstelle. Damit lässt sich nun wirklich alles nur Denkbare „erschlagen“. Von Firewire, externen Netzwerkadaptern jeglicher Art (Gigabit-Ethernet, FibreChannel etc), bis hin zu superschnellen RAID-Systemen. Sogar externe Grafikkarten wären denkbar. Thunderbolt 3 verdoppelt gegenüber Thunderbolt 2 die Datenrate von 20 auf 40 Gigabit pro Sekunde (umgerechnet rund 5 Gigabyte pro Sekunde). Selbst schnellste externe SSD-Speicher kommen da noch nicht heran. Bei alledem ist Thunderbolt 3 auf Protokollebene rückwärtskompatibel zu den bisherigen Thunderbolt-Geräten. Die dürften also weiter funktionieren. Allerdings: Der USB-Typ-C-Stecker verlangt nach passenden Adaptern. Diese wird es sicher direkt von Apple beziehungsweise von Drittanbietern geben.