Appian Europe 2019

Low-Code gegen Entwicklermangel

12.12.2019
Von 
Karin Quack arbeitet als freie Autorin und Editorial Consultant vor allem zu IT-strategischen und Innovations-Themen. Zuvor war sie viele Jahre lang in leitender redaktioneller Position bei der COMPUTERWOCHE tätig.

Low Code inklusive Health Check

Eine weitere Verbesserung in Appian 19.4 betrifft den Komfort der Codebereitstellung für DevOps-Umgebungen. Laut Anbieter können Appian-Entwickler Codeänderungen direkt, sprich: ohne Umweg über die DevOps-Software eines Dritten, von einer Umgebung auf eine andere übertragen.

Vereinfacht hat Appian auch die Bereitstellung von Anwendungen auf mobilen Endgeräten. Sicherheits-, und Deployment-Anforderungen lassen sich jetzt zentral verwalten - im Einklang mit den Standards der AppConfig Community. Möglich sei zudem die Arbeit im "Mobile-Offline"-Modus.

Last, but not least will Appian seinen Kunden in jeder Phase des Anwendungs-Lebenszyklus das gute Gefühl vermitteln, dass ihre Applikation funktional und logisch in Ordnung ist. Dazu dient der automatisierte "Health Check". Er prüft auch, ob die Anwendung bewährten Vorgehensweisen entspricht und welche Risiken sie in Sachen Wartung oder Skalierbarkeit birgt. Im jüngsten Release der Appian-Plattform lässt sich diese Gesundheitsprüfung direkt von der Administrationskonsole einrichten, planen und verfolgen.

Low Code Tools in vier Segmenten

Die auf der Appian Europe 2019 vorgestellten Verbesserungen betreffen vor allem die Entwicklungsplattform. Aber die Stärke von Appian sehen Analystenhäuser wie Gartner und Forrester vor allem in seiner Herkunft aus dem "intelligenten", Modell-getriebenen Business Process Management (iBPM). Die Fähigkeit, mit komplexen Geschäftsregeln, Entscheidungsprozessen und Workflows umzugehen, sei ein Pluspunkt, ebenso die Unterstützung für fortgeschrittene Web-Applikationen und Chatbots, so die Gartner-Einschätzung. Die Appian-Plattform gelte als Enterprise-tauglich, skalierbar und sicher; der Anbieter werde als verlässlicher Partner betrachtet - vor allem seit dem Börsengang im Jahr 2017.

In seinem "magischen Viereck" verzeichnet Gartner unter dem Schlagwort Low-Code so unterschiedliche Softwarewerkzeuge wie PowerApps von Microsoft, die Entwicklungsplattformen von Mendix und Appian sowie die Development Tools von Lösungsanbietern wie Salesforce oder ServiceNow. Die Analysten von Forrester unterscheiden vier sich überlappende Segmente:

  • Low-Code für professionelle Anwendungsentwickler; hier finden sich beispielsweise die Tools der Anwendungsspezialisten, aber auch OutSystems und Mendix;

  • Low-Code für Business-Entwickler; dazu zählt Forrester unter anderen Google AppMaker, Tibco Cloud Live Apps und Betty Blocks;

  • Tools für die Prozessautomation in der Fläche; sie eignen sich nicht unbedingt für komplexe Prozesse, sind aber relativ kostengünstig; typische Vertreter sind AgilePoint, Axon Ivy, FlowForma und Newgen Software;

  • Tools für die Prozessautomation in der Tiefe; hierher gehören beispielsweise Isis Papyrus, Kofax, OpenText, Pegasystems sowie Appian.

Vertrauensbildende Maßnahme für Neukunden

Negativ bewertet Gartner die laut Referenzkunden wenig flexible Lizenzpraxis von Appian. Wie Calkins einräumt, ist die Software "alles andere als billig". Für Neukunden hat der Anbieter allerdings ein besonderes Angebot in petto: Die "Appian-Garantie" verspricht dem Erstanwender ein Projekt zum Fixpreis von 150.000 Dollar (120.000 Euro), das innerhalb von acht Wochen fertiggestellt sein soll - sofern sich der Kunde auf gewisse "Standardbedingungen" einlässt, wie etwa den Bezug der Software aus der Cloud und eine vorangegangene User-Beschreibung. Laut IDC erzielen Appian-Anwender den Break-even nach durchschnittlich sieben Monaten.

Trotzdem haben in Deutschland bislang nur etwa 30 Großunternehmen angebissen. Das klingt nicht eben nach einem durchschlagenden Erfolg. Dirk Pohla, Managing Director DACH, kontert mit zwei Argumenten: Appian wurde zwar schon 1999 gegründet, ist aber erst seit sechs Jahren auf dem kontinentaleuropäischen Markt tätig. Außerdem wende man sich nicht an den Massenmarkt, sondern vor allem an große, häufig ingenieurgetriebene Unternehmen: "Hier geht es um Zuverlässigkeit und Vertrauen, und das will langsam erworben werden."