Es stellt sich die Frage, wie sinnvoll es ist, einen Vertrag mit einem Cloud-Anbieter abzuschließen, der über mehrere Jahre läuft. Deswegen werfen wir in diesem Artikel einen Blick auf die Vor- und Nachteile dieser Verträge.
Was für langfristige Cloud-Bindung spricht
Kosteneinsparungen und Vorhersehbarkeit sind die wichtigsten Einträge auf der Pro-Seite. Mehrjährige Verträge bieten im Vergleich zu Pay-as-you-Go-Preismodellen oft erhebliche Kosteneinsparungen und Rabatte. Insbesondere für Unternehmen mit stabilen Workloads und langfristig angelegten Cloud-Nutzungsanforderungen ermöglicht das eine optimierte Budgetierung und Finanzplanung.
Bessere Service-Level-Vereinbarungen (SLAs) sind ein weiterer Benefit langfristiger Cloud-Verträge. Für Unternehmen stellt sie konstante Performance und Reaktionsfähigkeit sicher. Optimierte SLAs beinhalten im Regelfall auch mehr Uptime, Verfügbarkeit und Support. Insbesondere missionskritischen Anwendungen und Workloads kann das zugutekommen.
Was gegen mehrjährige Cloud-Verträge spricht
Ein verstärkter Vendor-Lock-in schränkt andererseits die Möglichkeiten eines Unternehmens ein - etwa, wenn es darum geht, den Anbieter zu wechseln oder sich an veränderte Geschäftsanforderungen anzupassen. Technologische Fortschritte, eine sich verändernde Marktdynamik oder Änderungen der Geschäftsstrategien können dazu führen, dass der gewählte Cloud-Anbieter sich im Laufe der Zeit als weniger geeignet erweist. Unternehmen sollten deshalb ihre langfristigen Anforderungen sorgfältig prüfen und die Kompromisse abwägen, bevor sie sich auf einen mehrjährigen Vertrag einlassen.
Marktvolatilität und Innovation sind zudem auf der Kontra-Seite aufzuführen. Der Cloud-Markt ist äußerst dynamisch, ständig tauchen neue Technologien und Services auf. Ein langfristiger Vertrag kann die Fähigkeit eines Unternehmens einschränken, von diesen Innovationen zu profitieren - oder auf modernere Lösungen umzusteigen. Das kann letztendlich die Einführung neuer, potenziell vielversprechenderer Technologien behindern.
Und jetzt?
Um es im Stil eines Beraters zu formulieren: Das kommt darauf an. Vor allem auf die Branche, in Sie tätig sind. Je schneller Wandel und Innovation dort voranschreiten, desto wahrscheinlicher ist es, dass Ihnen langfristige Cloud-Verträge irgendwann schaden. Sind Sie hingegen in einer Branche oder einem Unternehmen tätig, das sich auf absehbare Zeit eher nicht verändern wird, ist eine mehrjährige Bindung an einen Cloud-Anbieter unter Umständen eine sichere Sache.
Sind Sie einen solchen Vertrag eingegangen und merken anschließend, dass eine neue Technologie aufkommt, die Sie zwar nutzen wollen, aber wegen Ihres Anbieters nicht können, wird es im Regelfall teuer: Entweder Sie kaufen sich aus dem Vertrag heraus (falls möglich) oder Sie müssen mit einer veralteten Technologie Vorlieb nehmen, die Sie nicht nutzen wollen, aber trotzdem bezahlen müssen. Schließlich sind die Verträge auch stets zu Gunsten der Anbieter ausgestaltet.
Denken Sie in jedem Fall lange und gründlich darüber nach, bevor Sie einen mehrjährigen Vertrag mit einem (Cloud-)Anbieter eingehen. Zudem ist eine rechtliche Beratung und die Prüfung möglicher Exit-Strategien empfehlenswert. Denn am Ende gibt es nie eine Garantie dafür, dass der gute Deal von heute auch noch in zwei oder drei Jahren von Vorteil ist. (fm)
Dieser Beitrag basiert auf einem Artikel unserer US-Schwesterpublikation Infoworld.