Gehackte Connected Cars und die Folgen

Lösungsansätze für mehr IT-Sicherheit im Auto

29.12.2015
Von 


Florian Maier beschäftigt sich mit diversen Themen rund um Technologie und Management.

Kommentar: Mehr Transparenz, mehr Kooperation!

Aus persönlicher Sicht begrüße ich, dass das Thema IT-Sicherheit bei Connected Cars im Mainstream angekommen ist. Denn eine frühzeitige Auseinandersetzung mit den IT-Risiken in vernetzten Autos gewährleistet, dass das Thema nicht unter den Tisch fällt. Allerdings muss man den Eindruck bekommen, so mancher OEM würde genau das begrüßen. Unverständlicherweise nämlich begegnen viele Autobauer dem Thema IT-Sicherheit mit Verunsicherung und Zurückhaltung. Dabei wäre - wie das Beispiel Tesla zeigt - eine proaktive Auseinandersetzung die einzig zeitgemäße, sinnvolle und zielführende Art und Weise, mit dem Thema IT-Sicherheit bei Connected Cars umzugehen - insbesondere vor dem Hintergrund, dass autonome Mobilität künftig eine große Rolle in der digitalisierten Wirtschaft und Gesellschaft spielen soll. Eine gemeinsame Bewältigung von Sicherheitsrisiken durch Autobauer, Politik, Security-Forscher und Zulieferer ist zwingend notwendig, um überhaupt in den Genuss der Mobilität der Zukunft kommen zu können.

Zwar besteht aktuell keine akute Bedrohungslage für Privatpersonen - für Unternehmen allerdings sehr wohl. Und die Anzahl an Schnitt- und damit auch potenziellen Schwachstellen in modernen Fahrzeugen wird mit dem technologischen Fortschritt nicht abnehmen. Ein großes Problem bei der Gewährleistung einer Art IT-Grundsicherheit für vernetzte Automobile ist meiner Meinung nach, dass Einheitslösungen durch die extrem komplexen und heterogenen Systemstrukturen der vernetzten Autos oft nicht oder nur sehr schwer umsetzbar sind. Insofern ist die weiter oben vorgestellte Fraunhofer-Lösung ein vielversprechender Ansatz. Die Entwicklung gemeinsamer, allgemeingültiger Standards ist in jedem Fall unabdingbar. Die deutschen Hersteller sind gerade dabei, den Grundstein für ein Miteinander beim Connected Car zu legen: Nach dem Kauf des ehemaligen Nokia-Kartendienstes Here durch Audi, BMW und Daimler scheint eine Einigung über einen einheitlichen Standard zur Übertragung von Fahrzeug- beziehungsweise Sensordaten in die Cloud in Sichtweite. Das ist auch dringend nötig, denn auch in der Autoindustrie wird die künftige Erfolgswährung Daten heißen - ein Geschäft, das die OEMs keinesfalls kampflos der Tech-Branche überlassen dürfen.

CW-Redakteur Florian Maier
CW-Redakteur Florian Maier

Gerade deshalb müssen OEMs offener mit den Themen IT-Security und Datenschutz umgehen. Ansonsten laufen sie Gefahr, das Vertrauen ihrer Kunden zu verlieren. An dieser Stelle kommen dann Apple und Google ins Spiel, die schon seit Jahren an entsprechenden Mobilitäts-Konzepten und -Kooperationen feilen und früher oder später versuchen werden die Autobranche mit "Car-as-a-Service"-Angeboten in gewohnt disruptiver Art und Weise aufzumischen. Zwar haben gerade US-Unternehmen einen schweren Stand wenn es um das Vertrauen in Datenschutzmaßnahmen geht - dennoch demonstrieren die US-Tech-Giganten momentan mehr Transparenz als viele Autobauer.

Zudem werden Consumer in der Tech-Branche seit Jahren an immer kürzere Produktzyklen gewöhnt. In der Autoindustrie haben sich die Zyklen in den letzten Jahren zwar ebenfalls verkürzt, aber die Branche hält dabei weiterhin am traditionellen Bild des Autokäufers fest. Der möchte ein Auto kaufen, besitzen und anschließend mehrere Jahre nutzen. Allerdings ist abzusehen, dass der Kunde der Zukunft Mobilität als Service begreift, die er nutzen möchte, wenn er sie braucht. Sollten Apple und Google also zum richtigen Zeitpunkt die Mobilitätsleistungen liefern können die diese Kunden wollen, könnte es so manchem traditionsreichen Autohersteller ähnlich ergehen wie es in den vergangenen Jahren Nokia, Kodak, Sony, Microsoft, Blackberry: Wer langfristig nicht auf die Wünsche seiner Kunden eingehen will oder kann, wird früher oder später den Preis dafür bezahlen.

Also liebe Autobauer: Verabschiedet Euch von verkrusteten Denkweisen und Kundenbildern. Erkennt die Chancen und Möglichkeiten die eine Kooperation mit den Security-"Watch Dogs" bietet - bevor Euch die Zukunft der Mobilität rechts überholt.

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