"Wir bestätigen, dass Cawa Younosi die SAP verlässt. Seine Position übernimmt interimsmäßig Traci Hughes, Head of Global People Success Services", heißt es in einem knappen Statement des Unternehmens. Zu Gründen sagt das Unternehmen nichts. Auch auf eine in solchen Fällen übliche Danksagung verzichtet SAP. Das deutet auf eine eher weniger harmonische Trennung hin.
So lässt sich auch Younosis Kommentar auf LinkedIn interpretieren. "Ich darf mit gemischten Gefühlen verkünden, dass ich mich nach mehr als 14 Jahren und langen, tiefen Überlegungen dazu entschlossen habe, SAP zu verlassen und andere Möglichkeiten außerhalb des Unternehmens zu verfolgen."
Younosis Beförderung blieb aus
Dass es bei seinem bisherigen Arbeitgeber SAP nicht mehr weiter nach oben gehen würde, zeigte sich überraschend vor einigen Wochen, als der Posten des Personalvorstands neu besetzt wurde und Younosi leer ausging. Zum Zuge kam nämlich Gina Vargiu-Breuer von Siemens Energy. Nach dem vorzeitigen Abschied Anfang des Jahres von Sabine Bendiek auf diesem Posten hatten viele im Unternehmen Younosi als möglichen Nachfolger gehandelt. Gegen ihn sprach, wie es inoffiziell hieß, dass er wenig internationale Erfahrung habe und keine Frau sei, da das Personalressort bei SAP gerne von weiblichen Führungskräften besetzt wird.
Was wohl einigen Chefs sauer aufstieß, war sein großes Engagement in den sozialen Medien, mehr als 100.000 Follower folgen ihm auf LinkedIn. Und immer mal wieder konnte man von Bewerbern auf LinkedIn lesen, dass sie vor allem wegen ihm zu SAP wechseln.
Star im Netz
Im Netz galt er als der moderne, fortschrittliche Personaler. Erst kürzlich war er beispielsweise damit vorgeprescht, ab dem nächstem Jahr bei SAP in Deutschland Väter und alle anderen Partner ab der Geburt ihres Kindes sechs Wochen lang bezahlt freizustellen. Großes Anliegen war für den aus Afghanistan stammenden Younosi die Chancengleichheit - für alle Menschen kultureller und ethnischer Herkunft, Alter und Geschlecht.
Doch es muss wohl auch die andere Seite des Cawa Younosi gegeben haben, wie die lokalen Medien, etwa die "Rhein-Neckar-Zeitung", berichten. So mussten mehrere Betriebsratsmitglieder in den vergangenen Jahren gehen. Der Personalchef sei gefürchtet gewesen und habe viele Opfer hinterlassen, schreibt die Zeitung. Aber nicht nur Betriebsräte, sondern auch normale Beschäftigte bis hin zu Top-Managern hätten aufgrund seines Wirkens die Firma verlassen. Gut sei Younosi lediglich im Selbstmarketing nach außen gewesen.
Dazu passt auch ein Bericht des "Manager Magazins", nach dem es kürzlich eine interne Untersuchung zu Younosis Führungsverhalten gegeben haben soll. Die Rede ist von "aggressiven Verhalten" und einer "Einschüchterung von Kollegen".
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