Freiberufler in Aufruhr

Lieber Auswandern als Zeitarbeit

10.02.2016
Von 
Susanne Köppler ist nach einigen Jahren als Praktikantin und freie Mitarbeiterin in den Redaktionen des IDG Medienhauses nun als Content Managerin Events für die inhaltliche Ausgestaltung der Channel- und C-Level-Events bei IDG verantwortlich.
Das aktuelle Gesetzesvorhaben der Bundesarbeitsministerin Andrea Nahles hinsichtlich der Neuregelung von Zeitarbeit und Werkverträgen zur Verhinderung von Scheinselbständigkeit beunruhigt Freiberufler zunehmend. In einer von GULP durchgeführten Umfrage gaben über 20 Prozent der befragten IT-Freiberufler an auszuwandern, wenn das Gesetz in seiner jetzigen Form Realität wird.
  • Laut einer Umfrage von GULP ist jeder fünfte IT-Freiberufler gewillt auszuwandern, wenn das aktuelle Gesetzesvorhaben hinsichtlich Selbständigkeit in Kraft tritt
  • Die Bereichsleiterin Portal & Projekte bei GULP, Daniela Kluge, sieht die Gefahr, dass das knappe Gut "IT-Freiberufler" weiter verknappt wird

Seit der aktuelle Entwurf des "Gesetzes zur Verhinderung des Missbrauchs von Werkverträgen" im November 2015 veröffentlicht wurde, ist er deutlicher Kritik ausgesetzt. GULP Information Services, Projektportal und Personalagentur für IT- und Engineering Spezialisten, hat im Januar eine Umfrage zum Thema Selbständigkeit und insbesondere zu dem aktuellen Gesetzesentwurf von Bundesarbeitsministerin Andrea Nahles durchgeführt, an der in über zwei Wochen 440 IT-Freiberufler teilnahmen.

IT-Freiberufler empfinden den Entwurf als Gefahr für ihren Berufsstand

Nicht nur Freiberuflerverbände und die Bundesvereinigung Deutscher Arbeitgeberverbände stehen dem Gesetzesvorhaben kritisch gegenüber. Auch die befragten Freiberufler zeigen eine pessimistische Haltung. Auf die Frage, wie sie die Zukunft ihrer Freiberuflichkeit sehen, falls der Gesetzesentwurf in seiner aktuellen Fassung in Kraft tritt, antworteten fast 80 Prozent "negativ". Knapp 16 Prozent gaben an, dem Gesetzesvorhaben neutral gegenüber zu stehen. Fünf Prozent hingegen sind zufrieden mit dem Gesetz und antworteten auf die Frage mit "positiv".

Jeder fünfte Befragte IT-Freiberufler würde auswandern, wenn Selbständigkeit durch das neue Gesetz keine Option mehr wäre.
Jeder fünfte Befragte IT-Freiberufler würde auswandern, wenn Selbständigkeit durch das neue Gesetz keine Option mehr wäre.
Foto: lassedesignen, Fotolia.com

Die Alternative zur Freiberuflichkeit: Festanstellung oder Auswandern

Da die aktuelle Lage den meisten Freiberuflern zu denken gibt, hat GULP danach gefragt, welche Handlungsmöglichkeiten sich den Freiberuflern stellen, wenn die Reglementierung in letzter Konsequenz dazu führen würde, dass Freiberuflichkeit keine Option mehr wäre. Auf diese Frage antworteten gut 27 Prozent damit, dass sie die Selbständigkeit einer Festanstellung opfern würden. Jeder Fünfte (20 Prozent) würde sogar in Betracht ziehen, das Land zu verlassen und auszuwandern.

Weitere 17 Prozent würden sich zur Ruhe setzen, wenn die Regelungen unverändert eingeführt werden. Immerhin gut acht Prozent würden eine Gesellschaft gründen, knapp sechs Prozent in die Arbeitnehmerüberlassung wechseln.

IT-Spezialisten: Ein knappes Gut, das weiter verknappen könnte

Daniela Kluge ist Bereichsleiterin Portal & Projekte bei GULP. Laut Kluge ist der aktuelle Gesetzesentwurf ein zweischneidiges Schwert: "Natürlich sollen und müssen gerechte und sozialverträgliche Regelungsformen gefunden werden. Jedoch muss es auch ein Anliegen der Politik sein, Lösungen anzubieten, die der Innovationskraft des Landes nicht schaden."

Daniela Kluge, Bereichsleiterin Portal & Projekte bei GULP: "Der Gesetzesentwurf gibt vielen Betroffenen Grund für Unruhe und Sorge."
Daniela Kluge, Bereichsleiterin Portal & Projekte bei GULP: "Der Gesetzesentwurf gibt vielen Betroffenen Grund für Unruhe und Sorge."
Foto: Gulp

Die Antworten aus der Umfrage wertet Kluge als Indiz dafür, dass der Gesetzesentwurf viele Betroffenen beunruhigt und warnt vor den Auswirkungen: "Gerade IT- und Engineering-Spezialisten stellen in Deutschland ein knappes Gut dar, das, zumindest nach den Umfrageergebnissen zu urteilen, noch weiter verknappen könnte.