Wie der Staat hilft

Lernen während der Kurzarbeit

20.08.2009
Von 
Konrad Er hat Publizistik und Germanistik in Berlin studiert und anschließend eine Fortbildung zum IT-Fachjournalisten absolviert. Erste Erfahrungen im Job sammelte er als Freier Redakteur bei der COMPUTERWOCHE in München. Seit gut 30 Jahren arbeitet er als freier Journalist und Kommunikationsberater in Düsseldorf.
Mitarbeiter können verringerte Arbeitszeiten für ihre Fortbildung nutzen, der Staat hilft dabei.

Der Staat macht Kurzarbeit für Arbeitgeber attraktiv. Wer ab dem siebten Monat keine Sozialbeiträge mehr zahlen muss und das Kurzarbeitergeld für seine Angestellten verlängert bekommt, so das Kalkül des Arbeitsministeriums, kann Fachkräfte nicht nur weiterbeschäftigen, sondern auch weiterbilden. Derzeit sind etwa 2,2 Millionen Arbeitnehmer von Kurzarbeit betroffen. Sie verdienen weniger Geld, behalten aber ihren Job. Daneben fördert das Bundesarbeitsministerium die Qualifizierung von Kurzarbeitern und unterstützt die Unternehmen darin, die konjunkturelle Krise für berufliche Weiterbildung zu nutzen.

(Foto: Cnom/Fotolia.com)
(Foto: Cnom/Fotolia.com)
Foto: Cmon - Fotolia.com

"Durch die Kombination von Kurzarbeit und Qualifizierung wollen wir den Betrieben helfen, ihre erfahrenen Mitarbeiter auch in Krisenzeiten zu halten und Wettbewerbsvorteile für die Zukunft zu erlangen", sagt Bundesarbeitsminister Olaf Scholz. Dazu zähle auch die Vorbeugung gegen künftigen Fachkräftemangel. Die geförderten Kurse reichen von Computer- bis hin zu Fachenglischseminaren.

Unterstützung aus Nürnberg

Seit Anfang Februar dieses Jahres stellt die Bundesagentur für Arbeit zusätzliche Mittel zur Verfügung. Damit will sie bis Ende 2010 zum einen gering qualifizierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ohne Berufsabschluss fördern. Zum andern unterstützt die Nürnberger Behörde Beschäftigte, die bereits mehr als vier Jahre eine Tätigkeit ausüben, für die sie keinen Berufsabschluss haben. Diesen können sie in der Weiterbildung erwerben oder sich dafür teilqualifizieren lassen. Die Agentur für Arbeit erstattet dabei die kompletten Lehrgangskosten und bezuschusst Fahrt- und Kinderbetreuungskosten.

Berufsbezogenes Wissen erweitern

Aber auch qualifizierte Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, die in ihrem gelernten Beruf arbeiten, erhalten Fortbildungen, in denen sie berufsbezogenes Wissen aufbauen. Sie haben zudem die Möglichkeit, Qualifikationen wie beispielsweise Fremdsprachenkenntnisse zu erwerben, die sie auch in anderen Berufsfeldern auf dem Arbeitsmarkt einsetzen können. Die Agentur für Arbeit erstattet aus den zusätzlich aus dem Europäischen Sozialfonds zur Verfügung gestellten Mitteln 25 bis 80 Prozent der Lehrgangskosten - abhängig von der Art der Qualifizierung, der Betriebsgröße und der Personengruppe.

"Im Zuge des Konjunkturpakets II haben wir Programme zur Qualifikation ausgeweitet, um auch möglichst vielen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern, die nicht von Kurzarbeit betroffen sind, Qualifizierungschancen zu eröffnen", erläutert Arbeitsminister Scholz. So hat die Bundesregierung das Programm "Wegebau" (Weiterbildung geringqualifizierter und beschäftigter älterer Arbeitnehmer in Unternehmen für alle Beschäftigten geöffnet, deren Aus- oder Weiterbildung länger als vier Jahre zurückliegt. Wegebau soll durch den Erwerb arbeitsmarktnaher Kenntnisse Entlassungen vorbeugen. Die Bundesagentur für Arbeit übernimmt dabei die vollen Kosten der Weiterbildung und beteiligt sich bei gering qualifizierten Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern auch an den Lohnkosten.

Lena Daldrup, Sprecherin des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales, ist zuversichtlich, dass Unternehmen die Kurzarbeitsregelungen in Anspruch nehmen: "Das Kurzarbeitergeld wurde verlängert und vereinfacht. Unternehmen, die die Zeit der Kurzarbeit zur Qualifizierung ihrer Mitarbeiter nutzen, werden die Sozialversicherungsbeiträge in voller Höhe erstattet. Insgesamt nehmen wir eine verstärkte Verbreitung von Kurzarbeit wahr." Die Zahlen würden zeigen, dass das Instrument gut angenommen werde und Arbeitgeber auch in der Krise an ihren Mitarbeitern festhalten wollten.