Der Schriftzug "Industrie 4.0" war auf der Hannover Messe Industrie allenthalben zu sehen, konkrete Installationen gab es allerdings weniger. Das mag auch daran liegen, dass die "Smart Factory" eine enorme Herausforderung für Hersteller, Konstrukteure, Entwickler und Betreiber von Fertigungsstätten ist, weil die Innovationszyklen im Anlagenbau sehr viel länger sind, als in der IT.
- Industrie 4.0 auf der Hannover Messe
Das Deutsche Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz (DFKI), das Centrum Industrial IT (CIIT) sowie die TU Berlin habe auf der Messe den Stand der Forschung rund um Industrie 4.0 gezeigt. - DFKI: Smart Factory
Fertigungsmodule von Festo, Rexroth, Harting, Phoenix Contact und Lapp Kabel wurden so kombiniert, dass sie gemeinsam individuell gestaltete Visitenkartenhalter produzieren konnten. Zweimal am Tag wurde die Reihenfolge einiger Module verändert. Die Produktion lief in den nicht betroffenen Anlagen weiter. - DFKI: Smart Factory
Auf der Rückseite der Anlage versorgte ein gemeinsamer Backbone die Module mit Druckluft, Strom und Kommunikationsdiensten. - DFKI: Smart Factory
Jeder gefertigte Visitenkartenhalter enthielt einen RFID-Chip. Er lieferte den einzelnen Anlagen die erforderlichen Produktionsdaten. - CIIT: Arbeitsplatz der Zukunft
Das CIIT veranschaulichte Industrie 4.0 mit Hilfe von Lego-Figuren, die am Messestand gefertigt wurden. Zum Start konnten Besucher aus drei verschiedenen Lego-Vorlagen wählen und am Terminal eine individuelle Gravur eingeben. - CIIT: Arbeitsplatz der Zukunft
Die Beschriftung der Figuren erfolgte vollautomatisch (im Bild ist der Roboter zu sehen). Die Information darüber, welche Figur mit welcher Gravur versehen werden musste, speicherte das System auf einem RFID-Chip, der auf dem Trägersystem für die Legofiguren integriert war. - CIIT: Arbeitsplatz der Zukunft
Am Handarbeitsplatz führte eine Datenbrille durch den Bearbeitungsprozess. Unter anderem zeigte sie dem Fertigungskollegen, welcher Box das nächste zu verwendende Bauteil zu entnehmen ist. - TU Berlin: Gestensteuerung
Die TU Berlin steuert Roboter mit Hilfe von Gesten. Per Fingerzeig zeichnet der Benutzer die gewünschten Bewegungen des Roboterarms vor. Damit sollen sich Roboter einfach und schnell neu programmieren lassen. - Wibu: Verschlüsselung
Einen Koffer voller Dongle präsentierte Wibu Systems auf der Messe. - Wibu: Verschlüsselung
Mit Hilfe der Hardwarekomponenten lassen sich Industrieanlagen schützen. Hier wird das Besticken von Fußballschuhen gesichert. Die Wibu-Hardware verschlüsselt die von Designern entworfenen Stickmuster. - Wibu: Verschlüsselung
Auf der Rückseite des Windows-CE-basierenden Terminal wird der USB-Dongle eingesteckt.
Viele Maschinen und Produktionsanlagen haben eine Lebensdauer, die ihre Betreiber in Jahrzehnten messen. Wer diese Installationen zügig ins vierte industrielle Zeitalter überführen möchte, muss vorhandene Technik um intelligente Systeme erweitern. Doch alte und neue Komponenten sind in der Regel inkompatibel, etwa weil Maschinensignale heute analog und mittels Industrieprotokoll übertragen werden, intelligente Erweiterungen auf Windows-, Linux- und Unix-Basis dagegen IPv6 (Internet Protocol Version 6) verwenden. Auch für die vertikale und horizontale Integration von Datenflüssen und Arbeitsabläufen gibt es heute zu viele Brüche, um etwa durchgängige Sicherheitskonzepte oder nahtlose Logistikprozesse über ERP-, SCM- und MES-Installationen hinweg umzusetzen.
Der Begriff Industrie 4.0 soll auf die bevorstehende vierte industrielle Revolution verweisen (nach der Mechanisierung, Massenfertigung und Automatisierung). Tatsächlich werden sich die Änderungen langsam und evolutionär einstellen. Daher ist es kein Wunder, dass auf der Hannover Messe vor allem die Forschungseinrichtungen Exponate zum Thema Industrie 4.0 vorweisen konnten.