Der Höhenflug des ersten Quartals dieses Jahres hat sich laut Hays-IT-Fachkräfte-Index abgeschwächt. So ging der Index um 16 Punkte nach unten auf einen neuen Wert von 113. Noch im ersten Quartal war der Index deutlich um 23 Punkte angestiegen. Im Jahresvergleich liegt er jedoch um acht Punkte höher als im zweiten Quartal 2015.
Keine überraschende Entwicklung
Eine Entwicklung, die Hays-Manager Simon Alborz nicht überrascht: "Wenn man sich die Zahlen anschaut, sieht es im ersten Moment so aus, als hätte es einen großen Einbruch gegeben, aber hier muss differenziert bewertet werden." Zwar sei die Nachfrage nach IT-Profis im zweiten Quartal geringer geworden, aber wenn man die letzten Quartale betrachte, sehe es immer noch sehr gut aus.
Dass die Zahlen in puncto Stellennachfrage - im Gegensatz zum ersten Quartal 2016 - nach unten zeigen, begründet Alborz so: "Zum einen denken viele Unternehmen in Projekt- und Budgetzyklen, die vielfach mit dem Kalenderjahr korrespondieren," kommentiert der Hays-Manager. Kein Wunder, schließlich würden zu Jahresbeginn vielerorts neue IT- und andere Projekte zum Laufen gebracht. Um diese erfolgreich bewältigen zu können, seien Wochen vorher Mitarbeiter eingestellt worden. Dementsprechend sei in fast allen Teildisziplinen ein deutlicher Anstieg vom vierten Quartal 2015 auf das erste Quartal 2016 zu sehen gewesen. Alborz´ Gleichung: "Neues Jahr ist gleich neues Budget, gleich neue Projekte - gleich neue Mitarbeiter."
Rückgang der Nachfrage nach Beratern
Diese Interpretation spiegelt sich auch in der Nachfrageveränderung der einzelnen IT-Rollen wieder. So ist der Rückgang der zu besetzenden Stellen vom ersten zum zweiten Quartal dieses Jahres bei den üblicherweise besonders stark auf Projektarbeit fokussierten SAP- und sonstigen IT-Beratern recht deutlich ausgefallen.
Ein weiterer Grund, warum die Gesamtnachfrage nach IT-Experten im zweiten Quartal 2016 schwächelt, steht für Alborz ebenfalls fest: "Die Mitarbeiter, die gesucht wurden, wurden in vielen Fällen mittlerweile gefunden und eingestellt." Die Folge: Erst einmal tritt bei der Personalsuche ein wenig Ruhe ein. Auch bei den Netzwerkadministratoren und SAP-Beratern, zahlenmäßig nach wie vor die gefragtesten IT-Experten, sank der Index spürbar - und zwar um 19 beziehungsweise 24 Punkte. Auch hier differenziert Alborz: "Den Beruf des Netzwerkadministrators aus den klassischen IT-Sektoren detailliert herauszufiltern, ist schlichtweg schwer. Allein die digitale Welt bietet zig Möglichkeiten." Für ihn steht fest, dass weder SAP-Profis noch Netzwerkadministratoren sich große Sorgen machen müssen. Er erwartet, dass die Nachfrage im dritten beziehungsweise vierten Quartal wieder deutlich ansteigt.
Nahezu konstant hingegen verhält sich die Zahl der offenen Stellen für IT-Support-Mitarbeiter, deren Arbeitsleistung naturgemäß auf konstantem Niveau gefragt ist: Ob die Zahl der neuen Projekte gerade in die Höhe schnellt oder der Schwerpunkt auf der Abwicklung bereits vorhandener Projekte liegt, die vorhandenen IT-Systeme müssen absolut zuverlässig funktionieren und für den Anwender jederzeit nutzbar sein. Eine Anforderung, so ist Alborz überzeugt, die die saisonunabhängige Nachfrage nach hochqualifizierten Support-Experten auch in Zukunft sicherstellen wird.
Digitalisierung spielt wichtige Rolle
Was die einzelnen Branchen angeht, sieht der Hays-Experte im zweiten Quartal 2016 kaum einen Unterschied - die Zahlen zeigen bei fast allen nach unten. Etwas schwächer sank die Nachfrage in der Elektronik- und Automotive-Industrie. Im Bereich Telekommunikation sei die Nachfrage sogar leicht gestiegen. "Die Beurteilung ist umso schwerer, weil die Digitalisierung eine wichtige Rolle spielt." In der Automobilindustrie, vermutet Alborz, können noch nicht alle Jobs besetzt worden seien, deshalb würden die Zahlen der ausgeschriebenen Stellen möglicherweise nach oben zeigen.
Dass die Lage nicht schlecht aussieht, kommentiert Alborz so: "Wenn man die Quartale von 2014 bis 2016 unter die Lupe nimmt, zeigt der gleitende Durchschnitt, dass die Gesamtnachfrage sich auf einem aufsteigenden Ast befindet", erklärt der Hays-Manager. Er fährt fort: "Die beiden ersten Quartale dieses Jahres zusammengenommen, beweisen gegenüber den vorherigen Jahren ein Rekordniveau in puncto Nachfrage nach IT-Experten." Deswegen wartet Alborz gespannt auf die Ergebnisse der kommenden zwei Quartale. "Flacht der Durchschnittswert weiter ab, kann man wohl von einer gewissen Stagnation reden - aber noch nicht von einer Trendumkehr", resümiert Alborz.