OpenWorld Konferenz

Larry Ellison beschwört die Cloud und teilt kräftig aus

30.09.2014
Von 
Heinrich Vaske ist Editorial Director a.D. von COMPUTERWOCHE, CIO und CSO.
Oracle-Gründer Larry Ellison hat auf der Hausmesse OpenWorld in San Francisco keinen Zweifel gelassen, wohin die Reise beim zweitgrößten Softwarehaus der Welt gehen soll: Oracle hebt ab in die Wolke - nicht nur mit SaaS- und Infrastruktur-Diensten, sondern vor allem auch mit Platform as a Service (PaaS).

"Für uns reicht es nicht aus, ein SaaS-Spezialist wie Salesforce.com zu sein", sagte Ellison, "ebenso wenig sind wir ein Infrastrukturanbieter wie Amazon." Oracle sei ein Komplettanbieter von Cloud-Diensten, so die Botschaft des Softwaremilliardärs. Über die Jahre sei ein Portfolio aufgebaut worden, das in allen Bereichen mehr als konkurrenzfähig sei.

Oracle-Gründer Larry Ellison auf der OpenWorld 2014
Oracle-Gründer Larry Ellison auf der OpenWorld 2014
Foto: Chris Kanaracus, IDG News Service

Besonders wichtig für Oracle ist der Einstieg in den PaaS-Markt: Kunden können ihre Java-Anwendungen, die sie on Premise betreiben, laut Ellison "auf Knopfdruck" in Oracles Cloud-Datenbank und WebLogic Server Cloud verlagern. Auch Anwendungen, die nicht in Java geschrieben sind, können dem Oracle-Boss zufolge einfach auf die IaaS-Angeboten von Oracle portiert werden.

Oracles PaaS-Angebot nehme die Anwendungen der Kunden nicht nur auf, es bereichere sie sogar deutlich, behauptete der gewohnt selbstbewusst auftretende Oracle-Boss. Er verwies in diesem Zusammenhang auf erweiternde Services in Bereichen wie Social Computing, Mobility, Analytics und Identity Management. Dabei könnten sich die Kunden derselben Tools bedienen, die Oracles eigenes Entwicklerteam nutze.

Dies sei ein wichtiger Differentiator gegenüber Konkurrenzangeboten, behauptete Ellison. "Kein anderer bietet eine Plattform an, mit der Kunden ihre SaaS-Lösungen ausbauen können", sagte der Oracle-Boss. "Lassen Sie es mich deutlich sagen: Die meisten SaaS-Wettbewerber haben gar keine eigene Plattform. Wenn man ihre Anwendungen erweitern will, drückt man ein paar Knöpfe und Hebel, und mehr geht nicht."

Ellison hatte erst vor einigen Tagen angekündigt, seinen CEO-Posten an seine Stellvertreter, die Presidents Mark Hurd und Safra Catz, abzugeben. Als Chief Technology Officer (CTO) und Executive Chairman zieht er aber weiter im Hintergrund die Fäden. Und ebenso stichelt er weiter gegen die Wettbewerber - wie man es gewohnt ist. So betonte er, dass viele der heute prominenten SaaS-Anbieter "unter der Haube" Oracle-Produkte verwenden. Die Anspielung galt offenkundig Salesforce.com, das Ellison allerdings im gleichen Atemzug generös als "beeindruckensten Wettbewerber im CRM-Markt" bezeichnete.

"Salesforce is the best of the rest," sagte der Oracle-Gründer. "Sie haben wenigstens eine eigene Plattform. Die anderen Typen - Workday? - haben überhaupt keine Plattform. Im Krieg verschollen, sozusagen." Doch die härtesten Schläge hielt Ellison wie immer für SAP bereit, dessen PaaS-Angebot rund um die InMemory-Technik Hana Ellisons Phantasie offenbar besonders anregt.

"Ich werde versuchen nett zu sein", ätzte Ellison, "aber es ist verdammt schwierig. Ich habe überhaupt keine Vorstellung davon, was auf Hana laufen soll. Es mag unhöflich klingen, aber es ist die Wahrheit. Und irgendwie ist es auch lustig. Wo bitte ist hier die Wolke? Wir müssen hier wohl eher über die Erde reden. Dabei mag ich diese Typen. Wirklich."

Ein SAP-Sprecher kommentierte Ellisons Äußerungen gegenüber dem "IDG News Service" gewohnt sachlich. Lösungen wie SuccessFactors und die Cloud-for-Sales-Anwendungen liefen längst auf Hana, und die Ariba-Software werde in Kürze ebenfalls auf der Plattform angeboten. Man sei hier voll im Plan. Zudem seien mehr als 1500 Startups damit befasst, Produkte rund um die Hana-Technik zu entwickeln.

Auf der OpenWorld nahm Ellison auch Stellung zu Oracles Strategie und Fortschritten in Sachen SaaS. "Wir haben das bei weitem größte Portfolio an Cloud-Angeboten", tönte der CTO. "Wir haben 2014 jede Menge selbst entwickelt und auch zugekauft. Wir verfolgen hier eine Build-and-Buy-Strategie." Ellison klickte sich in seiner Keynote-Rede durch eine Menge Slides, die Hunderte von SaaS-Anwendungen aufführten. Er zeigte zudem ganze Listen von Softwarekategorien, in denen Oracle heute Cloud-Angebote liefern könne.

In den vergangenen zwölf Monaten habe Oracle 2181 neue SaaS-Kunden hinzu gewonnen, sagte er. Von denen hätten mehr als 1000 Customer-Experience-Lösungen bezogen, weitere 959 hätten in die Human-Capital-Management- (HCM-)Software investiert und 263 in Enterprise Resource Planning (ERP). Oracle habe ferner 725 Kunden für die Fusion Applications gewonnen - die Business-Software-Suite, in die das Unternehmen so viel Zeit und Geld gesteckt hatte. Offenbar war es Ellison wichtig, hier Erfolge nachzuweisen.

"2014 ist ein Wendepunkt für uns", sagte der Unternehmensgründer mit Bezug auf das Portfolio an SaaS-Lösungen. Man sei nun voll lieferfähig. Bezüglich IaaS betonte er, dass man sich bei den Preisen auf demselben Level wie Amazon Web Services (AWS) und andere Anbieter bewege. Offenbar ist man sich bei Oracle darüber im Klaren, dass Premium-Preise in diesem von Preisdruck gekennzeichneten Markt unrealistisch sind. Hier gilt es vielmehr dagegenzuhalten.

Auf der OpenWorld, die vom 28. September bis zum 2. Oktober 2014 geht, werden mehr als 60.000 Besucher erwartet. Rund sieben Millionen Online-Teilnehmer sollen sich darüber hinaus den diversen Präsentationen zuschalten, so die Erwartung. Die Gäste vor Ort zahlen einen stattlichen Eintrittspreis: Oracle verlangt 2650 Dollar für den Besuch der OpenWorld. Immer noch 2050 Dollar zahlt, wer nur die parallel laufende JavaOne besuchen möchte. (hv)