"Für uns reicht es nicht aus, ein SaaS-Spezialist wie Salesforce.com zu sein", sagte Ellison, "ebenso wenig sind wir ein Infrastrukturanbieter wie Amazon." Oracle sei ein Komplettanbieter von Cloud-Diensten, so die Botschaft des Softwaremilliardärs. Über die Jahre sei ein Portfolio aufgebaut worden, das in allen Bereichen mehr als konkurrenzfähig sei.
Besonders wichtig für Oracle ist der Einstieg in den PaaS-Markt: Kunden können ihre Java-Anwendungen, die sie on Premise betreiben, laut Ellison "auf Knopfdruck" in Oracles Cloud-Datenbank und WebLogic Server Cloud verlagern. Auch Anwendungen, die nicht in Java geschrieben sind, können dem Oracle-Boss zufolge einfach auf die IaaS-Angeboten von Oracle portiert werden.
Oracles PaaS-Angebot nehme die Anwendungen der Kunden nicht nur auf, es bereichere sie sogar deutlich, behauptete der gewohnt selbstbewusst auftretende Oracle-Boss. Er verwies in diesem Zusammenhang auf erweiternde Services in Bereichen wie Social Computing, Mobility, Analytics und Identity Management. Dabei könnten sich die Kunden derselben Tools bedienen, die Oracles eigenes Entwicklerteam nutze.
Dies sei ein wichtiger Differentiator gegenüber Konkurrenzangeboten, behauptete Ellison. "Kein anderer bietet eine Plattform an, mit der Kunden ihre SaaS-Lösungen ausbauen können", sagte der Oracle-Boss. "Lassen Sie es mich deutlich sagen: Die meisten SaaS-Wettbewerber haben gar keine eigene Plattform. Wenn man ihre Anwendungen erweitern will, drückt man ein paar Knöpfe und Hebel, und mehr geht nicht."
Als ein Aktionär Ellison fragte, warum er zwei Presidents, nämlich Mark Hurd und Safra Catz, brauchte, antwortete Ellison: <br/><br/> „Ich dachte nur, dass zwei besser sind als einer. Oracle ist ein wirklich großes Unternehmen. Wir teilen die Aufgaben unter uns."
Ein Teil der Feindseligkeit mit Salesforce rührt daher, weil Ellison die Erfindung des Cloud Computing immer wieder für sich reklamiert, die Öffentlichkeit aber stets Marc Benioff (im Bild oben) von Salesforce als Wegbereiter des SaaS-Konzepts feiert. <br/><br/> Ellison: „Ich denke, dass ich das erste Cloud-Unternehmen gestartet habe", sagte er auf einer Veranstaltung in San Francisco im Januar 2014. „Es heißt NetSuite und ist ein Jahr älter als Salesforce.com."
Ellison schießt nicht nur scharf gegenüber Konkurrenten, sondern auch gegenüber neuen, konkurrierenden Technologien. <br/><br/> „Diejenigen, die denken, Hadoop könne eine Oracle-Datenbank ersetzen, verstehen unmöglich die Funktionsweise von Hadoop: Es geht um Stapelverarbeitung. Wenn Sie eine Telefonnummer [aus einer Hadoop-Umgebung] benötigen, dann kommen Sie bitte morgen wieder."
Die Entscheidung von HP, Mark Hurd durch Leo Apotheker zu ersetzen, kommentierte der Oracle-Gründer gewohnt pointiert. <br/><br/> „Ich bin sprachlos. ... HP hatte mehrere gute interne Kandidaten... aber stattdessen stellen sie einen Mann ein, den SAP vor kurzem entlassen hat, weil er des Unternehmen so schlecht geleitet hat."
Für die Einzigartigkeit seines verstorbenen Freundes Steve Jobs hatte er einen ganz eigenen Vergleich parat: <br/><br/> Ellison: „Steve Jobs zu imitieren ist quasi wie der Versuch, einen Picasso zu kopieren und mit der Frage zu starten: Was muss ich tun? Sollte ich vielleicht mehr Rot benutzen?“
Ellison hatte erst vor einigen Tagen angekündigt, seinen CEO-Posten an seine Stellvertreter, die Presidents Mark Hurd und Safra Catz, abzugeben. Als Chief Technology Officer (CTO) und Executive Chairman zieht er aber weiter im Hintergrund die Fäden. Und ebenso stichelt er weiter gegen die Wettbewerber - wie man es gewohnt ist. So betonte er, dass viele der heute prominenten SaaS-Anbieter "unter der Haube" Oracle-Produkte verwenden. Die Anspielung galt offenkundig Salesforce.com, das Ellison allerdings im gleichen Atemzug generös als "beeindruckensten Wettbewerber im CRM-Markt" bezeichnete.
"Salesforce is the best of the rest," sagte der Oracle-Gründer. "Sie haben wenigstens eine eigene Plattform. Die anderen Typen - Workday? - haben überhaupt keine Plattform. Im Krieg verschollen, sozusagen." Doch die härtesten Schläge hielt Ellison wie immer für SAP bereit, dessen PaaS-Angebot rund um die InMemory-Technik Hana Ellisons Phantasie offenbar besonders anregt.
"Ich werde versuchen nett zu sein", ätzte Ellison, "aber es ist verdammt schwierig. Ich habe überhaupt keine Vorstellung davon, was auf Hana laufen soll. Es mag unhöflich klingen, aber es ist die Wahrheit. Und irgendwie ist es auch lustig. Wo bitte ist hier die Wolke? Wir müssen hier wohl eher über die Erde reden. Dabei mag ich diese Typen. Wirklich."
Ein SAP-Sprecher kommentierte Ellisons Äußerungen gegenüber dem "IDG News Service" gewohnt sachlich. Lösungen wie SuccessFactors und die Cloud-for-Sales-Anwendungen liefen längst auf Hana, und die Ariba-Software werde in Kürze ebenfalls auf der Plattform angeboten. Man sei hier voll im Plan. Zudem seien mehr als 1500 Startups damit befasst, Produkte rund um die Hana-Technik zu entwickeln.
Auf der OpenWorld nahm Ellison auch Stellung zu Oracles Strategie und Fortschritten in Sachen SaaS. "Wir haben das bei weitem größte Portfolio an Cloud-Angeboten", tönte der CTO. "Wir haben 2014 jede Menge selbst entwickelt und auch zugekauft. Wir verfolgen hier eine Build-and-Buy-Strategie." Ellison klickte sich in seiner Keynote-Rede durch eine Menge Slides, die Hunderte von SaaS-Anwendungen aufführten. Er zeigte zudem ganze Listen von Softwarekategorien, in denen Oracle heute Cloud-Angebote liefern könne.
In den vergangenen zwölf Monaten habe Oracle 2181 neue SaaS-Kunden hinzu gewonnen, sagte er. Von denen hätten mehr als 1000 Customer-Experience-Lösungen bezogen, weitere 959 hätten in die Human-Capital-Management- (HCM-)Software investiert und 263 in Enterprise Resource Planning (ERP). Oracle habe ferner 725 Kunden für die Fusion Applications gewonnen - die Business-Software-Suite, in die das Unternehmen so viel Zeit und Geld gesteckt hatte. Offenbar war es Ellison wichtig, hier Erfolge nachzuweisen.
"2014 ist ein Wendepunkt für uns", sagte der Unternehmensgründer mit Bezug auf das Portfolio an SaaS-Lösungen. Man sei nun voll lieferfähig. Bezüglich IaaS betonte er, dass man sich bei den Preisen auf demselben Level wie Amazon Web Services (AWS) und andere Anbieter bewege. Offenbar ist man sich bei Oracle darüber im Klaren, dass Premium-Preise in diesem von Preisdruck gekennzeichneten Markt unrealistisch sind. Hier gilt es vielmehr dagegenzuhalten.
Auf der OpenWorld, die vom 28. September bis zum 2. Oktober 2014 geht, werden mehr als 60.000 Besucher erwartet. Rund sieben Millionen Online-Teilnehmer sollen sich darüber hinaus den diversen Präsentationen zuschalten, so die Erwartung. Die Gäste vor Ort zahlen einen stattlichen Eintrittspreis: Oracle verlangt 2650 Dollar für den Besuch der OpenWorld. Immer noch 2050 Dollar zahlt, wer nur die parallel laufende JavaOne besuchen möchte. (hv)