"Die derzeitige Verfügbarkeit von IT-Fachkräften in Deutschland wird von 46 Prozent der Befragten als äußerst schlecht eingeschätzt", konstatierte Dieter Westerkamp, Bereichsleiter Technik und Wissenschaft beim VDI, zum Auftakt der CeBIT in Hannover. Gut zwei Drittel der Befragten machen in erster Linie die niedrige Zahl der Bewerber als hauptverantwortlich für diese dramatische Situation aus. 30,5 Prozent geben an, dass die Bewerbungen nicht passend seien. Nicht einmal jeder Fünfte (18,9 Prozent) spricht dagegen von einer schlechten Qualifikation der Bewerber.
Vor allem kleine und mittlere Unternehmen (KMU) bekämen die mangelnde Bewerberlage zu spüren, hieß es - wesentlich stärker als Großunternehmen. 78,9 Prozent der KMU geben demzufolge an, zu wenig Bewerbungen zu erhalten. Bei den Großunternehmen sind es 64,6 Prozent, stellt Westerkamp fest und verweist auf Zahlen der Bundesagentur für Arbeit. Aktuell liege die sogenannte Engpassrelation, das Verhältnis von offenen Stellen zu Arbeitslosen, bei den Informatikern bei 5,3. "Das ist nach 2016 mit 2,7 und 2017 mit 3,5 eine massive Verschlechterung", warnt der VDI-Funktionär. "Die Lage auf dem Arbeitsmarkt spitzt sich zu."
Im 1. Quartal 2018 gab es dem VDI zufolge im Monatsdurchschnitt 41.350 offene Stellen in den Informatikerberufen. Am meisten gesucht würden Softwareentwickler und IT-Sicherheitsexperten. Rund die Hälfte der Befragten gibt an, dass die Engpasssituation dazu führt, dass notwendige Arbeiten nach außen gegeben werden.
Westerkamp sieht darin ein Problem: "Anstatt die eigenen Mitarbeiter weiterzubilden, wird wichtiges Know-how ausgegliedert." Kritisch sei auch, dass 28 Prozent angeben, anstehende Investitionen und Projekte zeitlich zu verschieben oder zu strecken. Das bedeute einen Geschwindigkeitsverlust, der besonders hohe Auswirkungen auf die Wettbewerbsfähigkeit im internationalen Markt hat.
Auf die Frage, wie sich die Nachfrage nach IT-Fachkräften in den kommenden fünf Jahren entwickeln wird, gaben fast neun von zehn Unternehmen an, dass eine weitere Zunahme des Bedarfs erwarten. Westerkamps Kommentar zu dieser Entwicklung: "Da muss uns Angst und Bange werden."