Wie die Nachrichtenagentur Reuters unter Berufung auf informierte Kreise berichtet, überlegt der Anbieter von Managed-Infrastructure-Services Kyndryl, zusammen mit dem Private-Equity-Fonds Apollo Global ein Kaufangebot für den Wettbewerber DXC Technologies abzugeben. Im Gespräch sei eine Offerte zwischen 22 und 25 Dollar pro Aktie - ein deutliches Plus gegenüber dem Kurs von 19 Dollar am Mittwoch nach Börsenschluss. Am Montag morgen wurde die Aktie noch mit rund 16 Dollar gehandelt.
Dem Bericht zufolge holt der aus der Fusion von HPE Enterprise Services und CSC hervorgegangene IT-Dienstleister "separat Angebote ein, um seinen Geschäftsbereich Versicherungssoftware für mehr als zwei Milliarden Dollar zu verkaufen". Falls das gelingt, könnte sich DXC dafür entscheiden, den Betrieb als unabhängiges Unternehmen unter der Führung von CEO Raul Fernandez fortzusetzen.
Alle guten Dinge sind drei?
Wenn die Quellen von Reuters richtig liegen, wäre dies bereits das dritte Mal, dass DXC von potenziellen Interessenten angesprochen wurde. Anfang 2021 bot der französische Wettbewerber Atos mehr als 10 Milliarden Dollar, blitzte jedoch beim DXC-Management ab. Im Oktober 2022 startete dann ein Konsortium privater Kapitalgeber einen weiteren - erfolglosen - Übernahmeversuch.
Steven Dickens, Vizepräsident für den Bereich Hybrid Clouds bei der Futurum Group, bewertet einen Deal mit Kyndryl positiv. "Bei IT-Infrastrukturdiensten kommt es auf die Größe an. Kyndryl ist der größte Anbieter und hat starke Partnerschaften mit den Hyperscalern und vielen Softwareanbietern, was ihm gegenüber kleineren Anbietern einen Preisvorteil verschafft", so Dickens. Gleichzeitig habe das Unternehmen die Modernisierung von Mainframes schneller und ganzheitlicher vorangetrieben als seine Mitbewerber wie etwa DXC, erklärt er. Das Mainframe-Geschäft von Kyndryl sei sechsmal größer als das von DXC und das Unternehmen verfüge über ein viel breiteres Kompetenzspektrum und eine besser entwickelte Innovationsstrategie mit Kyndryl Bridge und den kürzlich angekündigten KI-Lösungen.
Wachstumsspritze für Kyndryl
Aus Sicht des Futurum-Analysten würde die Akquisition Kyndryl das zusätzliche Wachstum bringen, auf das sich das Unternehmen im Jahr 2025 konzentriert - und das zu einem günstigen Preis. Kyndryl hat sich in diesem Jahr darauf konzentriert, sein Beratungsgeschäft auszubauen, um durch eine rasche Erweiterung seines Partner-Ökosystems und ein breiteres Angebot wieder auf den Wachstumspfad zurückzukehren: "Diese Partnerschaften oder Allianzen helfen Kyndryl nicht nur dabei, ein breiter gefächertes Angebot als früher bereitzustellen, sondern auch, von größeren Technologietrends zu profitieren."
Dies sei nicht in vollem Umfang möglich gewesen, als das Unternehmen Teil von IBM war und die Software und Dienstleistungen von Big Blue bevorzugen musste, erklärte Markus Koerner, Präsident von Kyndryl Deutschland, kurz nach der Abspaltung Ende 2021 im CW-Interview.
Kyndryl ist in die folgenden Bereiche unterteilt: Managed Services für Anwendungen, Daten und KI, Kernunternehmen und zCloud, IBMs Mainframe-as-a-Service-Angebot, digitaler Arbeitsplatz, Netzwerk und Edge, Sicherheit und Resilienz sowie Cloud. Es gibt auch einen Bereich für Kundenberatung, der Managed Services, Beratungsdienste und Implementierung kombiniert, sowie eine Consulting-Abteilung.
DXC ist in zwei Hauptsegmente unterteilt: globale Infrastrukturdienste und globale Enterprise Services. (mb)