Das IBM-Spin-off Kyndryl will eine nicht näher bezifferte Zahl von Mitarbeitenden entlassen. "Wir streichen weltweit einige Stellen, um effizienter und wettbewerbsfähiger zu werden", sagte ein Sprecher dem Finanznachrichtendienst Bloomberg. Es handele sich um einen "kleinen Prozentsatz", hieß es. Genauere Zahlen will der Anbieter von Managed Services nicht nennen.
Kyndryl will mit den Maßnahmen eigenen Angaben zufolge Investitionen auf die Bereiche konzentrieren, die das Unternehmen für ein profitables Wachstum positionieren. Dem Sprecher zufolge steckt der Anbieter noch immer in einem Transformationsprozess. Dabei gehe es in erster Linie darum, Prozesse und Systeme zu rationalisieren und zu vereinfachen.
Kyndryl ist im September 2021 aus der Abspaltung des Bereichs Managed Infrastructure Services von IBM entstanden. Der geschäftliche Fokus liegt auf dem Betrieb und der Beratung rund um IT-Infrastruktur wie Netzwerke, Großrechner, Datenspeicher, PCs, Rechenzentren und Anwendungen. IBM selbst kümmert sich seitdem hauptsächlich um "Wachstumsthemen" wie Cloud Computing, Security und KI. Kyndryl beschäftigte bis vor kurzem weltweit rund 90.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.
Verunsicherung in der Kyndryl-Belegschaft
Künftig dürften es weniger sein, wie Kommentare auf Webseiten wie TheLayoff.com nahelegen. Dort häufen sich derzeit Posts von Kyndryl-Mitarbeitern, die von Entlassungen berichten. "Heute Morgen wurde uns mitgeteilt, dass es in Nordamerika zu Kürzungen im CIO-Bereich kommt und dass wir in Europa nicht betroffen sind. Mal sehen, was passiert", schrieb ein Nutzer in einem der Threads. In anderen Beiträgen wurde angedeutet, dass ganze Teams entlassen würden.
Ein anderer Nutzer schrieb, dass Kyndryl offenbar das sogenannte Bench-Programm gestartet habe. Darin gehe es darum, das Personal neu zu sortieren und dort Beschäftigte zu entlassen, wo sie nicht mehr unbedingt gebraucht würden. Viele Funktionen sollen demnach auch in kostengünstigere Personalregionen ausgelagert werden. Kyndryl wolle mit weniger Personal mehr erreichen, was derzeit auf die Stimmung drücke. Das Gerede des Managements über Werte seien nur Floskeln. Börsennotierte IT-Dienstleistungsunternehmen seien kein guter Ort zu arbeiten, da der Shareholder Value immer Vorrang habe.
IT-Anbieter entlassen viele tausend Menschen
Seit dem zweiten Quartal des vergangenen Jahres sind viele IT-Anbieter in ein schwieriges Fahrwasser geraten. Angesichts der hohen Inflationsraten und weltweit grassierenden Rezessionsängsten hielten sich viele Unternehmen mit IT-Investitionen zurück. Die Folge: IT-Anbieter, die in den guten Jahren zuvor viele neue Mitarbeiter eingestellt hatten, begannen ihre Personaldecke auszudünnen. Allein in diesem Jahr verloren laut der Website Layoffs.fyi in der globalen Tech-Branche mehr als 166.000 Menschen ihren Job (Stand 4. April 2023). Auch IBM hat vor kurzem angekündigt, 3900 Mitarbeiter zu entlassen.
Anfang des Jahres hatte Kyndryls Deutschland-Chef Markus Koerner im Gespräch mit der COMPUTERWOCHE eingeräumt, dass es nicht so laufe wie geplant. "Wir haben uns von IBM getrennt, um zu wachsen", sagte der Manager. "Jetzt stellen wir nach einem Jahr fest: Der Aktienwert, also unsere Marktkapitalisierung, ist deutlich gefallen. Auch der Umsatz ist ein Stück zurückgegangen."
Entlassungen als Teil des "Kyndryl Way"?
Neben makroökonomischen Schwierigkeiten und den Nachwehen der Abspaltung von IBM machte Koerner dafür auch den schwierigen internen Kulturwandel verantwortlich. "Als Unternehmen, dessen Mitarbeiter im Schnitt zwischen 20 und 30 Jahren Betriebszugehörigkeit vorweisen, hat man natürlich eine bestimmte Kultur verinnerlicht." Hauptthema sei deshalb der "Cultural Change", kündigte Koerner an und sprach vom "Kyndryl Way", um mehr eigenverantwortliches und unternehmerische Verhalten in der Organisation zu verankern. Nun scheinen Entlassungen ein Teil des Kyndryl Way zu sein.