Achim Berg spart nicht mit großen Worten: "Künstliche Intelligenz erobert die Fabriken im Eiltempo und ist die Basis für kontinuierliche Verbesserungen in der Fertigung", kommentiert der Präsident des Branchenverbandes Bitkom eine Umfrage unter 555 deutschen Industriebetrieben. Die Erhebung von Bitkom Research untersucht Einsatzgrad, Erwartungen und Hindernisse in Sachen künstliche Intelligenz (KI). Die Befragten stammen aus Unternehmen mit mindestens hundert Mitarbeitern.
Demnach nutzen aktuell 53 Prozent der Indusbriebetriebe spezielle Anwendungen für Industrie 4.0 (oder: Internet der Dinge), in der Vorjahresumfrage waren es 49 Prozent. Weitere 21 Prozent (2018: 22 Prozent) planen den Einsatz. Im Durchschnitt sind 25 Prozent der Maschinen mit dem Internet verbunden (2018: 24 Prozent). Mehr als 50 Prozent der Maschinen angebunden hat bisher erst jeder zehnte Betrieb.
Der Bitkom hat explizit nach der KI-Nutzung im Kontext von Industrie 4.0 gefragt. Rund jeder Achte setzt solche Lösungen ein. Gleichzeitig halten es 49 Prozent für "eher" bis "sehr wahrscheinlich", dass das Internet der Dinge bestehende Geschäftsmodelle disruptiv verändern wird. Die Studienteilnehmer versprechen sich viele Vorteile von KI im Industrie 4.0-Kontext, vor allem Produktivitätssteigerungen (47 Prozent), Predictive Maintenance (39 Prozent) und die Optimierung von Produktions- und Fertigungsprozessen (33 Prozent). Weiter nennen sie Qualitätssteigerungen (25 Prozent), bessere Skalierbarkeit (20 Prozent) und Kostensenkungen (19 Prozent).
Industrie 4.0 scheitert an vielen Faktoren
Eine deutliche Mehrheit von 94 Prozent will in das Internet der Dinge investieren. Diese Zahl splittet sich so auf: 55 Prozent wollen fünf Prozent und mehr vom Gesamtumsatz bereitstellen, 39 Prozent bleiben darunter.
Doch Industrie-4.0-Initiativen scheitern auch häufig. Dafür gibt es mehrere Gründe: Die Befragten nennen zunächst einmal hohe Investitionskosten sowie die Anforderungen an Datenschutz und Datensicherheit (zwischen 66 und 61 Prozent der Nennungen). Gleich danach folgt der Mangel an Fachkräften (55 Prozent). Die weiteren Hemmnisse bleiben unter der 50-Prozent-Marke: Komplexität des Themas (49 Prozent) und die Störanfälligkeit der Systeme (39 Prozent) und der fehlende Rechtsrahmen (38 Prozent). Seltener sprechen die Befragten von fehlender Akzeptanz in der Belegschaft (24 Prozent) und fehlenden Standards (23 Prozent).
An einigen Punkten sehen die Industriebetriebe die Politik gefordert. So verlangen 80 Prozent einen besseren Breitbandausbau und 56 Prozent einen praxistauglichen Datenschutz. 67 Prozent erwarten außerdem Unterstützung der Politik bei der Fachkräftesuche und 29 Prozent fordern mehr Forschungsinvestitionen.
Insgesamt 72 Prozent der Befragten verlangen eine neue Industriepolitik für Industrie 4.0 in Deutschland. Im internationalen Vergleich sehen 28 Prozent die Bundesrepublik auf Platz zwei hinter den USA und vor Japan, China und Korea.