Die Krawatten blieben bei den IT-Managern im Schrank, als sie sich unter das bunte Konferenzpublikum in der Station Berlin mischten. Junge Gründer und Gründerinnen trafen auf IT-Hersteller und große Beratungshäuser. Auf drei Bühnen wurde das Leitthema Digitalisierung in allen Schattierungen ausgeleuchtet, von Blockchain und Fintechs über 3D-Druck bis hin zu Robotik und künstlicher Intelligenz. Um alle Vorträge, Diskussionen oder Workshops anzuhören, hätte man einen 54-Stunden-Tag gebraucht.
Bitkom-Präsident Thorsten Dirks warb dafür, das tägliche Leben mit digitalen Techniken einfacher und sicherer zu machen: "Gerade für ein rohstoffarmes Land wie Deutschland ist es die Chance, Wertschöpfung zurückzuholen." Diese Botschaft sei aber in der Bevölkerung, aber auch in vielen mittelständischen Betrieben noch nicht angekommen. So ergab eine Bitkom-Studie, dass 74 Prozent der Unternehmen noch nicht in digitale Geschäftsmodelle investierten. Das liegt laut Dirks daran, dass viele Auftragsbücher auch ohne Digitalisierung noch gut gefüllt sind und Unternehmen keinen Handlungsbedarf sehen. Um mehr für den digitalen Umbau zu werben, plant der Verband im nächsten Jahr eine Mittelstandstour.
Zukunft der Arbeit: Welche Jobs werden wegfallen?
Laut Bitkom-Umfrage lehnt jeder vierte Deutsche die Digitalisierung sogar per se ab. Das hängt auch mit der Angst um den eigenen Arbeitsplatz zusammen. Eine von KPMG organisierte Diskussion versuchte sich dem Thema Zukunft der Arbeit zu nähern. Welche Jobs werden wegfallen? "Je genauer ich beschreiben kann, was ich tue, um Geld zu verdienen, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass irgendwann ein Roboter meinen Job ausübt", fasste es KPMG-Manager Thomas Erwin zusammen und verwies auf erste Pilotprojekte mit Robotern, die Wissensarbeiter ersetzen können.
Aber können Computer kreativ sein? Können Roboter führen? Auf beide Fragen antwortete KI-Spezialist Christian Thurau, Mitgründer des Startups Twenty Billion Neurons, mit Nein: "Wir haben die künstliche Intelligenz noch nicht erreicht. Deep Learning ist erst die Vorstufe." Bislang ließen sich einfache Verwaltungsaufgaben gut automatisieren, selbstfahrende Autos und die medizinische Bildbearbeitung seien weitere Einsatzgebiete.
Für Leni Breymaier, SPD-Landeschefin in Baden-Württemberg, ist klar, dass die Industrie zunehmend Roboter einsetzen muss, um den Anschluss zu halten. "Allerdings sollen die Unternehmen die digitale Rendite nicht nur einstreichen, sondern auch Steuern zahlen, so dass wir Forschung und Bildung bezahlen können." Hier sah auch Gründer Thurau die Gefahr, dass Deutschland den Anschluss verliert. Er selbst hatte für sein KI-Startup nur in den USA Investoren gefunden.