hub conference in Berlin

Können Roboter auch kreativ sein?

02.12.2016
Von 
Alexandra Mesmer war bis Juli 2021 Redakteurin der Computerwoche, danach wechselte sie zu dem IT-Dienstleister MaibornWolff, wo sie derzeit als Head of Communications arbeitet.
Berlin als Schmelztiegel funktioniert auch in der Wirtschaft. Zur Hub ­Conference des Bitkom trafen sich über 2000 Teilnehmer aus Wirtschaft, ­Forschung und Politik. Jeder Fünfte kam aus der Startup-Szene.

Die Krawatten blieben bei den IT-Managern im Schrank, als sie sich unter das bunte Konferenzpublikum in der Station Berlin mischten. Junge Gründer und Gründerinnen trafen auf IT-Hersteller und große Beratungshäuser. Auf drei Bühnen wurde das Leitthema Digitalisierung in allen Schattierungen aus­geleuchtet, von Blockchain und Fintechs über 3D-Druck bis hin zu Robotik und künstlicher Intelligenz. Um alle Vorträge, Diskussionen oder Workshops anzuhören, hätte man einen 54-Stunden-Tag gebraucht.

Digitalisierung ist eine Chance. Bitkom-Präsident Thorsten Dirks (links) machte aber Nachholbedarf vor allem im Mittelstand aus.
Digitalisierung ist eine Chance. Bitkom-Präsident Thorsten Dirks (links) machte aber Nachholbedarf vor allem im Mittelstand aus.
Foto: Bitkom

Bitkom-Präsident Thorsten Dirks warb dafür, das tägliche Leben mit digitalen Techniken ­einfacher und sicherer zu machen: "Gerade für ein rohstoffarmes Land wie Deutschland ist es die Chance, Wertschöpfung zurückzuholen." Diese Botschaft sei aber in der Bevölkerung, aber auch in vielen mittelständischen Betrieben noch nicht angekommen. So ergab eine Bitkom-Studie, dass 74 Prozent der Unternehmen noch nicht in digitale Geschäftsmodelle investierten. Das liegt laut Dirks ­daran, dass viele Auftragsbücher auch ohne ­Digitalisierung noch gut gefüllt sind und Unternehmen keinen Handlungs­bedarf sehen. Um mehr für den digitalen Umbau zu werben, plant der Verband im nächsten Jahr eine Mittelstandstour.

Fragiler Tanz: Noch können die Wissenschaftler der Beuth Hochschule Berlin nur zaghaft erste Runden mit dem humanoiden Roboter drehen. Dafür funktionieren dessen Arme und Beine auch dann, wenn sie vom Korpus getrennt werden.
Fragiler Tanz: Noch können die Wissenschaftler der Beuth Hochschule Berlin nur zaghaft erste Runden mit dem humanoiden Roboter drehen. Dafür funktionieren dessen Arme und Beine auch dann, wenn sie vom Korpus getrennt werden.
Foto: Bitkom

Zukunft der Arbeit: Welche Jobs werden wegfallen?

Laut Bitkom-Umfrage lehnt jeder vierte Deutsche die Digitalisierung sogar per se ab. Das hängt auch mit der Angst um den eigenen Arbeitsplatz zusammen. Eine von KPMG organisierte Diskussion versuchte sich dem Thema Zukunft der Arbeit zu nähern. Welche Jobs werden wegfallen? "Je genauer ich beschreiben kann, was ich tue, um Geld zu verdienen, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass irgendwann ein Roboter meinen Job ausübt", fasste es KPMG-Manager Thomas Erwin zusammen und verwies auf erste Pilotprojekte mit Robotern, die Wissensarbeiter ersetzen können.

Aber können Computer kreativ sein? Können Roboter führen? Auf beide Fragen antwortete KI-Spezialist Christian Thurau, Mitgründer des Startups Twenty Billion Neurons, mit Nein: "Wir haben die künstliche Intelligenz noch nicht erreicht. Deep Learning ist erst die Vorstufe." Bislang ließen sich einfache Verwaltungsaufgaben gut automatisieren, selbstfahrende Autos und die medizinische Bildbearbeitung seien weitere Einsatzgebiete.

Für Leni Breymaier, SPD-Landeschefin in Baden-Württemberg, ist klar, dass die Industrie zunehmend Roboter einsetzen muss, um den ­Anschluss zu halten. "Allerdings sollen die Unternehmen die digitale Rendite nicht nur einstreichen, sondern auch Steuern zahlen, so dass wir Forschung und Bildung bezahlen können." Hier sah auch Gründer Thurau die Gefahr, dass Deutschland den Anschluss verliert. Er selbst hatte für sein KI-Startup nur in den USA Investoren gefunden.

Laborberichte in verständliche Grafiken übersetzen, automatisch Inspektions- und Ladestationen für Drohnen bauen, Lasttransporte in Echtzeit überwachen und steuern – mit diesen digitalen Ideen überzeugten die drei Startups ­Medicus, Skysense und Synfioo, die beim Innovators‘ Pitch ausgezeichnet wurden.
Laborberichte in verständliche Grafiken übersetzen, automatisch Inspektions- und Ladestationen für Drohnen bauen, Lasttransporte in Echtzeit überwachen und steuern – mit diesen digitalen Ideen überzeugten die drei Startups ­Medicus, Skysense und Synfioo, die beim Innovators‘ Pitch ausgezeichnet wurden.
Foto: Bitkom