Kleine und mittelgroße Unternehmen (KMU), die über ausgereiftere Datenstrategien verfügen, sind besser aufgestellt als ihre Branchenkollegen, da Daten für den Erfolg von KI-Projekten von entscheidender Bedeutung sind. Allerdings haben europäische Mittelständler hier enormen Nachholbedarf gegenüber der internationalen Konkurrenz.
Zu diesem Ergebnis kommt eine Umfrage von 451 Research im Auftrag von Amazon Web Services (AWS) unter mehr als 2.300 KMU weltweit. Ein Fokus lag dabei auf Europa als Region mit Deutschland (10 Prozent der weltweit Befragten), Großbritannien (9 Prozent der weltweit Befragten) und Frankreich (6 Prozent der weltweit Befragten). Weitere untersuchte Regionen waren Nordamerika, Asien-Pazifik und Lateinamerika.
Das Forschungsziel der Studie bestand darin, Erkenntnisse darüber zu gewinnen, inwieweit der Mittelstand Daten zur Unterstützung von Geschäftsentscheidungen nutzt. In diesem Zusammenhang wurde dann ermittelt, welchen Einfluss die Reife der Datenstrategie auf die Unternehmensleistung hat und wie Daten und neue Technologien wie KI eingesetzt und genutzt werden, um bessere Geschäftsergebnisse zu erzielen.
Datenanalyse schlägt Bauchgefühl
Wie die Untersuchung ergab, sind europäischen KMUs - zumindest subjektiv - auf einem guten Weg, was die Nutzung von Daten für Geschäftsentscheidungen betrifft: Zwar trifft offenbar gut ein Viertel (28 Prozent) der befragten Mittelständler Entscheidungen primär aus dem Bauch heraus, es werden also nur "einige" Geschäftsentscheidungen datengesteuert getroffen. Mehr als die Hälfte (54 Prozent) bezeichneten sich jedoch als überwiegend datengetrieben und 18 Prozent sogar als stark datengetrieben, bei ihnen basieren "nahezu alle" Geschäftsentscheidungen auf Datenauswertungen.
Die Strategie lohnt sich: In Europa gaben die stark datengesteuerten KMU an, dass sie finanziell besser abschneiden als ihre Mitbewerber - wenn auch in geringerem Maße als die im weltweiten Durchschnitt genannten 30 Prozent. Gleichzeitig ist auch der Anteil der befragten Unternehmen aus Europa, die ein "umfassendes" Niveau an Datenreife aufweisen, am niedrigsten: Mit 56 Prozent liegt es deutlich hinter den Werten für Lateinamerika (77 Prozent), Nordamerika (74 Prozent) und Asien-Pazifik (66 Prozent).
Noch größer ist der Abstand bei der KI-Reife, so die Studie: Hier ist der Anteil der nordamerikanischen Mittelständler, die in hohem Maße datengesteuert sind und sich im "fortgeschrittenen" Stadium befinden, mit 69 Prozent in etwa dreimal so hoch wie in Europa (23 Prozent) und auch die Zahlen für den asiatisch-pazifischen Raum (39 Prozent) und Lateinamerika (34 Prozent) liegen über denen Europas.
Höchste Zeit für KI- und Analytics-Aufholjagd
Aus Sicht der Studienbetreiber sind europäische KMU damit auf dem heutigen globalen, datengesteuerten Markt klar benachteiligt. Ihre Empfehlung: Um wettbewerbsfähig zu werden, müssten sie die erforderlichen Maßnahmen ergreifen, um ihre datengesteuerte Entscheidungsfindung zu verbessern und wirkungsvolle KI-Initiativen zu verfolgen. Die Chancen für eine Aufholjagd stehen nicht schlecht: Laut Studie befindet sich eine beträchtliche Anzahl europäischer KMU bereits auf der "definierten" Stufe der Datenstrategie-Reife und auf der "Validierungs"-Stufe der KI-Reife. Damit seien sie gut aufgestellt, um Fortschritte zu machen und möglicherweise die Lücke zu KMU in anderen Regionen zu schließen, so die Studienautoren.