Notorische Lügner könnten bald ziemlich schlechte Karten haben. Bisweilen ist die Kombination von Augmented Reality (AR) und Künstlicher Intelligenz (KI) zur nachhaltigen Erkennung von Lügen allerdings noch einer der Anwendungsfälle, denen nicht die Beachtung zukommt, die sie verdient hätten.
Doch der technologische Fortschritt lässt sich nicht aufhalten: Bald werden unsere Smartphones und Smart Glasses Apps unterstützen, die Ihnen in Echtzeit Auskunft darüber geben, ob Sie gerade angelogen werden.
Polygraph 4.0?
Stellen Sie sich nur mal vor, welchen Einfluss diese Technologie auf Business Meetings, Sales-Präsentationen und Bewerbungsgespräche haben könnte. Ganz zu schweigen von der Politik. Wie eine permanente Beziehung zwischen Politikern und Lügendetektoren aussehen könnte, dazu hat sich Late-Night-Legende Johnny Carson bereits im Jahr 1982 Gedanken gemacht:
Bald schon könnte an Stelle des Old-School-Polygraphen eine App treten. Ein althergebrachter Lügendetektor misst Blutdruck, Atmung und andere physiologische Werte, um die Stressbelastung während der Befragung zu ermitteln. Der "Admin" des Polygraphen stellt diese Fragen, bohrt nach und hält dann nach Anzeichen für Stress Ausschau. Das Problem dabei: Polygraphen sind unzuverlässig, ihr Einsatz wird seit jeher kontrovers diskutiert.
Die Zukunft des Lügendetektors
Künstliche Intelligenz ist dazu in der Lage, verschiedenste Signale zu erfassen, die Auskunft über den Wahrheitsgehalt einer Aussage geben können: unter anderem Augenbewegungen, Mimik und Gestik oder Betonungen. Im Grunde handelt es sich bei der Erkennung von Lügen lediglich um eine Erfassung von Emotion. Wenn KI darüber Auskunft geben kann, ob ein Mensch glücklich oder traurig ist, kann sie auch Veränderungen in Unterhaltungen erfassen und erkennen, dass einige dieser Veränderungen von Unwahrheiten oder Stress verursacht wurden.
Am Einsatz von Künstlicher Intelligenz als Lügendetektor werkeln derzeit zahlreiche Unternehmen, Universitäten und auch Regierungen. Es ist deshalb davon auszugehen, dass die Technologie innerhalb der nächsten beiden Jahre auf breiter Basis für Unternehmen und Verbraucher zur Verfügung stehen wird.
Ein britisches Unternehmen namens Human beispielsweise hat eine Technologie entwickelt, die den Emotionszustand von Menschen per Smartphone oder Security Kamera erfasst. Das Unternehmen sieht in der Entwicklung zahlreiche nützliche Anwendungsfälle für Unternehmen, von HR-Zwecken über Erkennung von Betrugsversuchen bis hin zur Kundenzufriedenheitsanalyse.
Die im US-Bundesstaat Utah beheimatete Firma Converus stellt ein Produkt namens EyeDetect her:
Zum Einsatz kommt EyeDetect unter anderem bereits im Personalbereich sowie im Finanzwesen (Stichwort Bankbetrug). Auch einige Polizeibehörden setzen die Kamera-Technologie als Alternative zum Lügendetektor ein.
Auch auf Regierungsebene wird an der Lügenerkennung per Künstlicher Intelligenz gearbeitet. Denken Sie zum Beispiel an die - je nach Land - bisweilen hartnäckigen Fragen der Einreisebeamten zu Reisezweck und Kofferinhalt.
Wissenschaftler der Universität von Arizona und des US Department of Homeland Security erproben derzeit den sogenannten "Automated Virtual Agent for Truth Assessments in Real Time" (AVATAR). Das dürfen Sie sich wie eine Art Geldautomaten vorstellen, in dem ein digitaler Einreisebeamter "sitzt". Dieser soll künftig das Fragen übernehmen und menschliche Beamte alarmieren, sobald er eine Lüge erkennt. Das System soll Schwindelei und Unwahrheiten durch die Analyse von Gestik, Mimik, Haltung, Augen, Stimme und anderen Merkmalen erkennen können.
AR für eine ehrliche (Business-)Welt
Diese frühen Entwicklungen und Bemühungen unterscheiden sich allerdings fundamental von dem, was die Zukunft bereithält. Das liegt im Wesentlichen an drei Punkten:
Die heutigen KI-basierten Lügendetektoren sind lange nicht so akkurat, wie die, die nachkommen werden. EyeDetect bringt es beispielsweise auf eine Genauigkeit von circa 86 Prozent. Das ist zwar wesentlich genauer als jeder Mensch (auch Experten) - dennoch dürfte sich dieser Wert bereits in den nächsten Jahren im hohen 90er-Prozentbereich bewegen.
Noch laufen die oben beschriebenen Produkte und Technologien weitgehend unter dem Radar: Kaum ein Business-Nutzer hat so etwas bereits in Benutzung oder auch nur davon gelesen. Cloud-basierte KI-Apps zur Lügenerkennung könnten im Laufe der nächsten Jahre den Markt überschwemmen und viele dieser Applikationen dürften dann im Unternehmensumfeld zum Einsatz kommen - zum Beispiel bei der Personalakquise. Der KI-Lügendetektor könnte dann immer mehr zum Feature - zum natürlichen Bestandteil von Business Software und Video-Produkten - werden.
Noch kosten die Produkte ein Vermögen und ihr Einsatz erfordert intensives Training. Die Zukunft liegt hingegen in leicht zugänglichen Smartphone-, Desktop- und Smartglass-Apps. Letztere stellen sozusagen den heiligen Gral der allgegenwärtigen Möglichkeit zur Erkennung von Lügen dar.
Heute kommt die Technologie in speziellen, limitierten Fällen zum Einsatz. In jedem dieser Fälle wissen die betroffenen Personen vom Einsatz der Technologie und dieser ist zeitlich beschränkt. In einer Zukunft, in der Smart Glasses und Lügendetektor-Apps zum Alltag gehören und ihre Bedienung zum Kinderspiel wird, wird das der Vergangenheit angehören. Denn dann betritt die Künstliche Intelligenz den Bereich der passiven Lügendetektion - das "Testsubjekt" muss nicht mehr an irgendwelche Apparaturen angeschlossen werden. Wenn dieser Vorgang passiv abläuft, dann könnte er allerdings auch vollständig unbemerkt ablaufen.
Die allgemeine Erwartung im Silicon Valley ist, dass Augmented-Reality-Brillen von Apple in den nächsten drei Jahren auf den Markt kommen und eine Explosion bei der Entwicklung von entsprechenden Apps zur Folge haben. Gesichert ist hingegen die Erkenntnis, dass die Verbreitung von Lügendetektor-Apps sowohl Vor- als auch Nachteile bringt. Vor allem aber könnten diese Applikationen in der Geschäftswelt für disruptive Veränderungen sorgen. (fm)
Dieser Artikel basiert auf einem Beitrag unserer US-Schwesterpublikation Computerworld.
- Maps
Apple hat Zugriff auf seine eigenen Kartendaten. Ein iOS Maps Feature, das Informationen zu Gebäuden oder Bauwerken auf den Smartphone--Screen bannt sobald die Kamera sie erfasst, könnte einen relativ simplen, aber sehr nützlichen Augmented-Reality-Ansatz darstellen. - Chat
Gerüchten zufolge soll das iPhone 8 über Gesichtserkennung verfügen. Der dazu notwendige 3D-Scanner könnte aber nicht nur zur Authentifizierung, sondern auch für AR-Features genutzt werden. Zum Beispiel um, ähnlich wie bei Snapchat, AR-Elemente in (Video-) Chats einzubinden. - Fotografie
Laut Bloomberg interessiert sich Apple insbesondere für den Einsatz der Augmented-Reality-Technologie im Bereich der Fotografie, beziehungsweise der Bildbearbeitung: So könnten künftig bestimmte Objekte in einem Foto isoliert, hinzugefügt oder herausgenommen werden. - Games
Wenn die Kamera des iPhone 8 Augmented Reality unterstützt, könnte jeder iOS-Spieleentwickler die Vorzüge von 3D-Scanner und Sensoren nutzen. Sollte auch die Frontkamera des Jubiläums-iPhones die AR-Technologie unterstützen, könnten die Spieleentwickler Sie – beziehungsweise ein virtuelles Abbild Ihrer Person – künftig direkt ins Geschehen projizieren.