Buchempfehlung

KI ist kein Hexenwerk

11.11.2020
Von Redaktion Computerwoche
Mit den Möglichkeiten der künstlichen Intelligenz (KI) beschäftigt sich das im August 2020 erschienene Fachbuch „KI verändert die Spielregeln“. Wer noch keinen Zugang zum Thema gefunden hat, wird hier fündig.

"Unser Ziel ist es, KI greifbar zu machen", schreiben die Herausgeber Volker Gruhn und Andreas von Hayn in ihrem Vorwort. Gruhn ist Gründer der adesso SE und Inhaber des Lehrstuhls für Software Engineering an der Universität Duisburg-Essen, sein Koautor arbeitet in der Kommunikationsabteilung von adesso. Die beiden haben über 40 weitere Autoren aus dem Wissenschafts- und Unternehmensumfeld um sich geschart, um auf 378 Seiten den praktischen Nutzen von KI-Anwendungen herauszuarbeiten und die Alltagstauglichkeit dieser Technologie zu veranschaulichen.

KI hilft, Prognosen zu treffen

Gleich zu Beginn schaffen es die Autoren, das Thema zu entzaubern und Ängste zu nehmen. KI-Anwendungen helfen, Muster und Zusammenhänge in Daten zu entdecken, die den Menschen ansonsten aufgrund der reinen Datenmengen und der komplexen Beziehungen verborgen bleiben würden, heißt es dort. Auf diese Weise lassen sich sehr viel bessere und genauere Prognosen stellen, als es bisher möglich war.

Lesen Sie auch:

"KI verändert die Spielregeln", herausgegeben von Volker Gruhn und Andreas von Hayn.
"KI verändert die Spielregeln", herausgegeben von Volker Gruhn und Andreas von Hayn.
Foto: Hanser, adesso, Gruhn, Von Hayn

KI helfe Fragen zu beantworten wie: In welche Richtung entwickeln sich die Rohstoffpreise? Wie groß ist die Wahrscheinlichkeit, dass Website-Besucher auf einen Banner klicken? Wird das Werkstück in der Produktion den Qualitätsvorgaben entsprechen? Mit KI-Anwendungen lassen sich genauer, kostengünstiger, schneller und umfassender Prognosen erstellen. So erleichtert die Technik Planungsprozesse und hilft, Kosten zu senken. Damit ist KI in nahezu allen Unternehmensbereichen einsetzbar - von der Produktion über die Kundenkommunikation bis hin zur Einstellung von Personal. Voraussetzung sind dafür allerdings die richtigen Daten in ausreichender Menge und Qualität sowie eine Unternehmenskultur, in der Mitarbeiter genauso wie Manager die Technologie ernstnehmen und ihr den nötigen Raum geben.

Auswählen und Priorisieren der Anwendungsfälle

Passende Anwendungen entstehen, wenn im Unternehmen interdisziplinär zusammengearbeitet wird. KI- und Machine-Learning-Experten müssen mit Data Scientists und Fachbereichsexperten an einem Strang ziehen. Entsprechend kontraproduktiv sind harte Abteilungsgrenzen. Es geht darum, siloübergreifend ein einheitliches Verständnis von technischen und fachlichen Anforderungen zu erreichen, ein gemeinsames Zielbild - um den Begriff "Vision" nicht zu strapazieren. Die Autoren empfehlen dafür das Workshop-Format Interaction Room (IR), das eine Vorgehensweise ermögliche, die unpräzise Anforderungen und unausgereifte Anwendungsfälle verhindere.

KI verlangt, den Datenschatz zu heben

Das Entwickeln, Trainieren und Einsetzen von KI funktioniert nur, wenn die richtigen Daten in ausreichender Menge und Qualität vorhanden sind. "Die Verantwortlichen müssen sie sammeln, sortieren, aufbereiten, überprüfen, strukturieren, aggregieren und gegebenenfalls labeln", schreibt einer der Autoren. Auf diese Arbeiten entfalle ein großer Teil der KI-Entwicklungsarbeiten.

Viele Unternehmen brauchen also einen anderen Umgang mit Daten - die "Datenverarbeitung" im eigentlichen Sinne des Wortes wird zu einer zentralen Kompetenz. "Entscheider sind dazu aufgefordert, diese Datenprozesse mit der gleichen Ernsthaftigkeit und Gewissenhaftigkeit anzugehen wie Abläufe in der Produktion, im Vertrieb oder im Personalbereich." Daten seien ein Rohstoff, der effizient und automatisiert durch Prozesse geschleust werden müsse, damit am Ende neue Services und Angebote entstehen könnten, heißt es.

Für jede Branche und Unternehmensfunktion

In vielen weiteren Kapiteln beschäftigt sich das gut verständlich geschriebene Buch mit dem KI-Einsatz in verschiedenen Branchen, beispielsweise in Banken, Versicherungen, dem Handel, der Medizin, der Verwaltung und natürlich der produzierenden Industrie. Handelsunternehmen beispielsweise haben gute Chancen auf einen schnellen Zugang, denn sie sitzen auf einem Schatz von Daten - dem Rohmaterial jeder KI-Anwendung. Doch Absatzzahlen und Kundeninformationen, Preis- und Produktdaten, Promotion-Erfolgsdaten müssen aus verschiedenen Datenquellen in diversen Abteilungen zusammengeführt werden. Interne Silostrukturen aufzubrechen, ist die zentrale Herausforderung.

Gelingt es, den Gordischen Knoten zu durchschlagen und ein optimales Daten-Management aufzubauen, können KI-Anwendungen helfen, ein tieferes Verständnis von Kundenwünschen zu bekommen, besser und zielgenauer zu kommunizieren und zu empfehlen sowie Logistik- und Bezahlprozesse zu optimieren.

Wer ein grundlegendes Verständnis von künstlicher Intelligenz aufbauen und ein Vorgehensmodell für die Entwicklung entsprechender Anwendungen haben möchte, kann bei KI verändert die Spielregeln getrost zugreifen. Das Buch enthält viele Anwendungsbeispiele, die Mitarbeitern und Entscheidern unterschiedlicher Unternehmensbereiche und Branchen den Einstieg leicht machen sollten. (hv)