In einer Umfrage von CVapp.de unter mehr als 2.800 Bewerberinnen und Bewerbern gab mehr als die Hälfte (51 Prozent) an, sie hätte bei der Gestaltung von Teilen oder sogar des gesamten Lebenslaufs bereits KI verwendet. Interessanterweise zeichnet sich dabei die Gruppe der 55- bis 65-Jährigen durch eine etwas höhere Nutzung (56 Prozent) aus, während die häufig als digital besonders kompetent bewerteten 18- bis 24-Jährigen mit 46 Prozent am seltensten KI bei der Erstellung von Lebensläufen nutzten.
Laut Umfrage neigen zudem insbesondere Männer dazu, KI zur Beschönigung ihres Lebenslaufs einzusetzen: Fast sechs von zehn (59 Prozent) der männlichen Studienteilnehmer gaben an, KI zu nutzen, während es bei den Frauen "nur" vier von zehn (41 Prozent) waren. Darüber hinaus wurde festgestellt, dass Männer im Vergleich zu Frauen mit 21 Prozent höherer Wahrscheinlichkeit KI einsetzen, um den Abschnitt über Fähigkeiten und Kenntnisse in ihrem Lebenslauf aufzuwerten.
Kreativität bei Qualifikationen und Hobbies
Im Abschnitt Berufserfahrung wurde Künstliche Intelligenz dagegen beim Verfassen des Lebenslaufs von allen Studienteilnehmern am wenigsten (7 Prozent) in Anspruch genommen. Dagegen gab sogar jede(r) Dritte (30 Prozent) an, KI-Tools zu verwenden, um seine Qualifikationen zu verbessern, 19 Prozent nutzten KI, um Texte über ihre Hobbies zu schreiben.
Wie die Umfrage ergab, wurden die von ChatGPT & Co. generierten Inhalte überraschend häufig eins zu eins im finalen Lebenslauf übernommen. Fast jeder Fünfte (19 Prozent) verwendete einige oder alle Inhalte ohne jegliche Bearbeitung, wobei der Anteil bei den Männern deutlich höher lag als bei den Frauen. Nur knapp 14 Prozent gaben an, dass sie die KI-Inhalte vor der Verwendung überarbeiten würden.
Riskantes Unterfangen?
Aus Sicht von CVapp.de ist der Anstieg an KI-generierten Lebensläufen besorgniserregend - und das nicht nur, weil die Company selbst einen Editor für das persönliche Verfassen von Lebensläufen anbietet. So seien KI-generierte Inhalte meist leicht zu erkennen und könnten die Bewerbung generisch und roboterhaft klingen lassen, erklärt Amanda Augustine, Karriereexpertin bei CVapp.de. Nicht genug, dass es neue Tools gebe, mit denen Personalverantwortliche KI-generierte Texte erkennen können, einem solchen Lebenslauf mangele es möglicherweise auch an der notwendigen Persönlichkeit, um sich von Tausenden von Bewerbungen abzuheben.
Fraglich ist indes, ob es stattdessen besser ist, bei der Erstellung des Lebenslaufs der eigenen Fantasie freien Lauf zu lassen. So hat CVapp.de im Rahmen der Umfrage herausgefunden, dass fast drei von fünf Bewerber in ihrem Lebenslauf lügen (59 Prozent), insbesondere was die eigenen Fähigkeiten angeht. Mit einem Anteil von 71 Prozent stechen dabei erneut die Männer hervor, während es weniger als der Hälfte der Frauen (46 Prozent) mit der Wahrheit nicht so genau nahmen. Die am häufigsten verwendeten Lügen, die von Männern angegeben wurden, betrafen ihre vermeintlichen Fähigkeiten (87 Prozent), ihr vorheriges Gehalt (83 Prozent) und Berufsbezeichnungen (66 Prozent).